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Vladimir Zhirinovsky

Aeroflot tauft Boeing 737 auf den Namen eines Rechtsextremen

Mit Prügeleien im Parlament, antiwestlicher Rhetorik und Rassismus sorgte Vladimir Zhirinovsky weltweit für Schlagzeilen. Jetzt ehrt die russische Nationalairline Aeroflot den verstorbenen Politiker und Rechtsextremen auf einer Boeing 737.

Kunstschaffende, Wissenschaftler, Sportgrößen oder Luftfahrtlegenden – mit ihren Namen taufte Aeroflot bisher mehrheitlich ihre Flugzeuge. So gehört zur Flotte der russischen Nationalairline eine Boeing 777-300 ER, die nach dem Pianisten Alexander Scriabin, eine 737-800, die nach Schriftsteller Chinghiz Aitmatov und ein Airbus A350, der nach dem Komponisten Pyotr Ilyich Tchaikovsky benannt ist. Ein A321 trägt den Namen des Basketballerstars Sergei Belov und ein A320 den des Luftwaffenpiloten Belyayev.

Jetzt erweist die Fluggesellschaft jedoch einem auch in Russland höchst umstrittenen Mann die Ehre. Sie flottet trotz westlicher Sanktionen zwei zusätzliche westliche Flugzeuge ein. Die beiden Boeing 737-900 ER werden von der staatlichen Leasinggesellschaft GTLK geleast. Ab Mitte Juli werden sie zunächst von der Tochter Rossiya betrieben und zum Ende der Hochsaison zu Aeroflot wechseln.

«Klassische rechtsextreme, halbfaschistische Ansichten»

Eine dieser Boeing 737-900 wird nach dem Poeten Gavrila Derzhavin benannt. Also ganz in der bisherigen Tradition. Die andere aber bekommt den Taufnamen des 2022 verstorbenen Vladimir Zhirinovsky, wie die Nachrichtenagentur Tass schreibt.

Der Politiker hatte 1990 mit Hilfe des KGB die erst zweite Partei der Sowjetunion gegründet – als eine Art Marionettenpartei zur Ruhigstellung gewisser Bevölkerungsgruppen. Seine Liberal-Demokratische Partei Russlands LDPR nannte sich der Mitte zugehörend, wurde von unabhängiger Seite aber als nationalistisch-rechtspopulistisch bis rechtsextrem eingestuft. Andrei Kolesnikov von der Moskauer Denkfabrik Carnegie-Zentrum beschreibt Zhirinovskys Meinungen als «klassisch rechtsextreme, halbfaschistische Ansichten».

Loyal zu Präsident Putin

Zhirinovsky war jahrzehntelang eine der bekanntesten Figuren in der russischen Politik. Er sorgte mit seinen fremdenfeindlichen Äußerungen und seinem Verhalten in der Öffentlichkeit, einschließlich Schlägereien im Parlament und in Fernseh-Talkshows, immer wieder für nationale und internationale Schlagzeilen. Er nutze eine antiwestliche Rhetorik, sprach von der «Erhaltung der weißen Rasse» und redete über die Ausdehnung der russischen Grenzen bis nach Polen und Finnland und schließlich bis zum Indischen Ozean.

Der studierte Philosoph drohte zudem auch mal öffentlich, seine politischen Gegner erschießen zu lassen, sollte er zum Präsidenten gewählt werden. Mehr als 10 Prozent der Stimmen konnte er allerdings nie für sich gewinnen. Zhirinovsky wünschte sich zuletzt die Auflösung aller Parteien und die Einsetzung eines «Obersten Herrschers». Klar ist: Seine Partei war keine echte Opposition, sondern hielt stets loyal zum Umfeld von Präsident Vladimir Putin. Insofern passt die Ehrung in das aktuelle Umfeld des Kremls.