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Krisenstimmung bei Air Austral

Der Gründer der französischen Airline aus La Réunion muss von Bord. Er hinterlässt ein riesiges Defizit und eine falsche Flotte.

Die Situation bei Air Austral scheint dramatisch zu sein. «Die notwendigen Maßnahmen werden getroffen, Verkauf von Aktiva, Erhöhung des Kapitals, Reuktion der Kosten» erklärte Aufsichtsratschef Didier Robert nach einer mehrstündigen Sitzung des Aufsichtsrates am Freitag (6. April). Externe Prüfer würden nun das Unternehmen durchleuchten. «Wir müssen auch neue Investoren suchen» so der oberste Mann von Air Austral gemäß der Zeitung Le Journal. Mehr will er aber dazu nicht sagen. Ein wichtiges Ziel aber wurde schon erreicht. Der langjährige Unternehmenschef Gérard Éthève stellte am Treffen sein Amt zur Verfügung, zusammen mit den drei weiteren Mitgliedern des Vorstands. Die Gesuche wurden umgehend angenommen. Zahlreiche strategische und finanzielle Fehler und auch persönliche Verfehlungen hatten vor allem den Air-Austral-Patron zunehmend zu seinem Abgang gezwungen – nach zwanzig Jahren an der Spitze der Fluggesellschaft der zu Frankreich gehörende Insel La Réunion.

Freiwillig war der Abgang des 82-jährigen Firmengründers nicht. Gemäß dem Nachrichtenportal Zinfos 974 drängten kreditgebende Banken aus Paris Éthève zur Demission. Sie hätten Air Austral den Kredithahn zugedreht, nachdem der Chef wiederholt Versprechen nicht eingehalten habe. So versprach er letzten Herbst, eine Boeing B777-200 abzustoßen, welche das Unternehmen erst vor kurzem erworben hatte. Geschehen ist das bis heute nicht. Dabei ist die Finanzlage der Fluggesellschaft alles andere als rosig. Im Dezember hatten Staat und Kommunen die Airline mit 20 Millionen Euro unter die Arme gegriffen. Denn alleine im ersten Halbjahr flog sie einen Verlust von 23 Millionen ein. Für das ganze Geschäftsjahr, das Ende März endete, wird gemäß dem französischen Magazin Capital bei einem Umsatz von 400 Millionen mit einem Verlust von 30 Millionen Euro gerechnet. Nach dem Austrocknen der Geldquelle durch die Banken ist Air Austral nun offenbar nicht mehr in der Lage, die Löhne für ihre rund 1000 Angestellten zu bezahlen.

Merkwürdige Entscheide

Éthève und der Rest des Vorstandes bleibt noch bis zum 30. Juni bei Air Austral. Bis dahin soll der Aufsichtsrat eine neue Führungsmannschaft installiert haben. Capital hatte in seiner Ausgabe vom April ein katastrophales Bild über die Führung bei Air Austral gezeichnet. So habe man erratische Strecken eröffnet und wieder geschlossen. Die zwei wöchentlichen Flüge nach Bangkok beispielsweise seien nur zu 50 Prozent gefüllt, die Strecke nach Sydney bringe einen jährlichen Verlust von 10 Millionen Euro. Auf der Fortsetzung des Fluges nach Nouméa seien jeweils nur 57 Prozent der Sitze gefüllt. Zudem sei der Kauf von zwei Boeing B777 völlig unüberlegt gewesen, zitiert Zinfos974 aus Capital (Originalartikel online nicht verfügbar). Éthève wollte sie auch für Flüge zur französischen Insel Mayotte einsetzen. Doch der dortige Flughafen war gar nicht bereit für Flieger dieser Größe. Auch die Bestellung von zwei Airbus A380 mit ausschliesslich Economy-Sitzen gilt als völlig überrissen. Sie zu füllen wäre sehr schwierig, bezahlen kann die Airline die beiden Maschinen aber so oder so nicht.