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Jets veraltet und zu teuer?

Ukrainische Fluglinie watscht Antonov ab

Ukraine International Airlines lässt kein gutes Haar an den Regionalfliegern von Antonov. Der Hersteller will die An-148-Familie derweil mit Partnerschaften in die Spur bringen.

Kritik im eigenen Land: Ukraine International Airlines kann sich nicht für die Regionaljets des ukrainischen Herstellers Antonov begeistern. Man schaue sich die Flieger zwar an, doch die Produkte der ausländischen Konkurrenz seien deutlich besser, sagte der Flottenchef der Airline, Sergej Gritsenko, am Rande einer Konferenz gegenüber dem Nachrichtenportal liga.net. An-148 und die verlängerte Version An-158 seien veraltet und überteuert.

«Die wichtigen westlichen Konkurrenten haben Flugzeuge einer neuen Generation auf den Markt gebracht und liefern sie bereits an Airlines aus», so Gritsenko. Man verstehe die Preisgestaltung von Antonov nicht und hoffe, dass sich in diesem Bereich etwas ändern werde. Die Flotte der Fluggesellschaft besteht aus Boeing 737, 767, 777 und Embraer 190.

Zusammenarbeit mit Boeing-Tochter

Antonov war 2015 durch den Wegfall des russischen Partners UAC in Schwierigkeiten geraten, da den Ukrainern nun Bauteile fehlten. Um die Produktion wieder anzukurbeln, unterzeichnete der Flugzeugbauer im Juli 2018 ein Abkommen mit der Boeing-Tochter Aviall. Das US-Unternehmen soll den Bau von überarbeiteten Versionen von An-148, An-158 und An-178 ermöglichen – das sogenannte An-1X8-Next-Programm.

Es ist geplant, dass Aviall Antonov bei der Lieferkette für die Produktion unterstützt, inklusive Logistik und Lagerkonzepten. Dazu ist etwa die Finanzierung eines gemeinsamen Lagers in Gostomel vorgesehen sowie Unterstützung im Bereich Ersatzteile.

Deutscher Investor soll helfen

Mitte September betonte Antonov-Chef Oleksandr Donets erneut die Wichtigkeit der Kooperation mit den Amerikanern. Zudem stellte der Flugzeugbauer einen weiteren Partner vor: Die auf Zypern ansässige Leasingfirma des deutschen Investor Ralf-Dieter Montag Girmes soll den Ukrainern helfen, An-148 (mit bis zu 85 Sitzen) und An-158 (mit 99 Sitzen) zu vertreiben, wie die Nachrichtenagentur Interfax Ukraine berichtet.

Antonov verriet keine Details zu dem Abkommen. Allerdings erklärte eine Manager des Unternehmens, dass Montag Girmes schon an Lieferungen von An-158 nach Kuba beteiligt gewesen sei. Die Fluggesellschaft Cubana ist bisher die einzige Betreiberin der An-158.

Günstiger als die Wettbewerber?

Antonov bewirbt seine Regionalflieger der An-148-Familie nicht nur als konkurrenzfähige Flugzeuge, sondern sieht mit einem Listenpreis von 32 Millionen Dollar auch einen Preisvorteil, so Interfax. Damit liege man 15 bis 25 Prozent unter der Konkurrenz. Zum Vergleich: Embraer gab zur Farnborough Airshow im Juli für eine E175 einen Listenpreis von knapp 47 Millionen Dollar an, für die E190 einen Preis von 52 Millionen.