Kreativ mit Sondereinnahmen
Mit Tickets allein können die Airlines nicht genug Geld verdienen. Daher kommen einige auf kreative Nebenverdienste.
Wenn sie profitabel sein wollen, müssen Airlines auch vor und nach dem Flug Geld verdienen.
Wenn sie profitabel sein wollen, müssen Airlines auch vor und nach dem Flug Geld verdienen.
Teures Kerosin, Konkurrenzdruck, hohe Steuern: Fluglinien können sich nicht mehr darauf verlassen, sich alleine aus Ticketverkäufen zu finanzieren. Dass die Zeiten nicht die besten sind, zeigt sich schon an den Pleiten von teils etablierten Anbietern wie Malev oder Spanair in den letzten Monaten. Um profitabel zu bleiben, müssen die Airlines zunehmend auf Sondereinnahmen setzen. Seit 2007 haben sich diese bei den großen Fluglinien von 1,7 Milliarden Euro auf mehr als 24 Milliarden erhöht, wie eine Studie zeigt, die der Gebührenspezialist Idea Works im Auftrag des Reisedienstleisters Amadeus ausgeführt hat, zeigt. Und das sind nur die Zahlen, die von rund fünfzig Airlines preisgegeben werden. «Viele Milliarden mehr schlummern wahrscheinlich in den Geschäftszahlen Dutzender anderer Anbieter», galubt Jay Sorensen, Chef von Idea Works. Die Zusatzgebühren machen bei den Airlines inzwischen zwischen 15 und 30 Prozent ihrer gesamten Einnahmen aus.
Normalerweise kommen diese Sondereinnahmen aus Gebühren für Gepäckaufgabe oder das Essen an Bord. Eigentlich ist damit aber alles gemeint was über den Verkauf von Flugtickets hinaus geht. Und dabei werden die Fluggesellschaften inzwischen ziemlich kreativ. Inzwischen gibt es sogar Firmen, die sich darauf spezialisiert haben, Fluglinien dabei zu helfen, innovative Lösungen zu finden, wie sie ihr Einkommen erhöhen können. So etwa Airsavings im französischen Boulogne «Fluggesellschaften müssen sich ein Beispiel an Amazon nehmen», so Raphael Bejar, Experte des Unternehmens gegenüber der New York Times. Was er damit meint: Ihre Einnahmequellen immer zu erweitern und nicht am ursprünglichen Modell festzuhalten. Wer das nicht tue, werde über kurz oder lang untergehen.
Optionen auf Ticketpreise
Außerhalb der gewöhnlichen Maßstäbe denkt unter anderem Air New Zealand: Sie steigt ins Finanzgeschäft ein. Mit der One Smart Card. Damit sammeln die Reisenden nicht nur Vielfliegermeilen. Sie können die Karte auch im Ausland benutzen, um Geld zu beziehen – wie eine EC-Karte, und das auch ohne Gebühren. Wenn Reisende die Karte beim Einkauf die Kreditkartenfunktion nutzen, verdient Air New Zealand einen kleinen Prozentsatz mit. Außerdem erhält die Gesellschaft eine monatliche Gebühr, wenn sie aktiviert, aber nicht genutzt ist. Da die Karte in keiner Weise mit dem Flug selbst zu tun hat, sind die Einnahmen unabhängig von externen Faktoren wie Ölpreis oder Steuern. Die Passagiere nutzen den Service schon: Im Dezember wurde das Angebot eingeführt, innerhalb eines Monats haben sich 100’000 Passagiere für das Programm angemeldet.
Auch United Continental hat sich von der Finanzwelt inspirieren lassen: Das Unternehmen verkauft Optionen auf Ticketpreise. Wer noch nicht sicher ist, ob er eine Reise antreten kann, hat die Möglichkeit mit dem Programm Fare Lock den Preis für bis zu sieben Tage einzufrieren – selbstverständlich gegen eine Gebühr. Das Programm gibt es seit einem Jahr. Mit ihm können auch Passagiereder Economy-Klasse ähnliche Services nutzen wie Business-Reisende.
Optionen auf Ticketpreise
Fluggesellschaften setzen zudem zunehmend auf die Zahlungsbereitschaft der Passagiere, wenn es um ein zusätzliches Quentchen Luxus geht – auch während des Fluges. So haben verschiedene Fluggesellschaften Angebote, mit denen Economy-Passagiere sich zusätzliche Sitze und damit ein bisschen mehr Platz und Ruhe hinzukaufen können. Das tut etwa Air Asias Langstreckentochter Air Asia X mit der Empty Seat Option. Air Canada verkauft den Passagieren eine Art Versicherung, die garantiert, dass sie eine Unterkunft erhalten, falls der Flieger nicht abhebt – selbst wenn die Airline nicht schuld ist. Und das kann gerade im im Winterwetter Kanadas schon manchmal der Fall sein. Neben der Unterbringung kümmert sich Air Kanada mit dem On-My-Way-Programm auch um Transport und Umbuchung. Für Kurzstreckenflüge kostet die Option 25 Dollar, für Langstrecken 35.
Mit solchen Angeboten schauen sich offenbar inzwischen auch die großen Fluggesellschaften etwas von den Billiganbietern ab, die schon lange zu einem großen Teil auf Extraeinnahmen setzen. Auch wenn der große Traum von Ryanair-Chef Michael O’Leary wohl noch ein Stück weit entfernt ist. Er will die Tickets am liebsten gratis abgeben und den kompletten Umsatz über Sondereinnahmen generieren – etwa durch Glücksspiele. Aber der Ire ist für seine ungewöhnlichen Ideen bekannt – so dachte er auch schon über eine Toilettengebühr nach und wollte den Passagieren während des Fluges Pornofilme zu sehen geben.