Das Flugzeug nach dem Absturz: Es hat ein Gartenhäuschen unter sich begraben.
Unfallbericht

Warum eine Cessna in einen Bonner Garten krachte

Im März 2022 kam es in Bonn zu einem spektakulären Absturz, bei dem eine Cessna 172 in einem Vorgarten landete. Nun stehen die Ursachen fest.

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Mitten im idyllischen Naturschutzgebiet Hangelarer Heide liegt der Verkehrslandeplatz Bonn/Hangelar. Östlich und westlich des Platzes, in der Verlängerung der Einflugschneise, liegen Einfamilienhäuser. Der Flugplatz ist ausschließlich für den individuellen Flugverkehr gedacht und nur für Sichtflugregeln zugelassen. Es gibt keine Linien- oder Charterflüge. Einzig eine Hubschrauberstaffel der Bundespolizei sorgt ab und an für Lärmbeschwerden.

In die überregionalen Schlagzeilen hat es der Flugplatz im März 2022 geschafft. Eine Cessna 172 stürzte beim Start ab und knallte auf ein Gartenhaus in einer westlich des Platzes gelegenen Siedlung. Die beiden Insassen kamen mit Verletzungen in ein Krankenhaus. Aufschluss über die Ursache gibt der Ende Juni erschienene Abschlussbericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung BFU.

Pilot mit viel Erfahrung

Der damals 84-jährige Pilot kann auf eine lange Flugkarriere zurückblicken. In seiner fast 50-jährigen Karriere den Flugschein hat er seit 1974 - war er rund 7200 Stunden in der Luft und absolvierte knapp 27.000 Starts und Landungen. Er arbeitete auch als Fluglehrer in Hangelar. Der zweite Mann an Bord war ein 35-jähriger Techniker, der zuvor Wartungsarbeiten an der 43 Jahren alten Cessna 172 durchgeführt hatte.

Die beiden trafen sich am 23. März, um bei besten Wetter einen Werkstattflug nach der Wartung der Cessna durchzuführen. Der Techniker hatte Steuerelemente der Cessna getauscht. Der Pilot überprüfte das Flugzeug am Vormittag und um 12:20 Uhr stieß der Techniker dazu. Laut dem Abschlussbericht sagte der Techniker aus, dass der Pilot die Vorflugkontrolle allein durchgeführt habe. Der Start auf der Piste erfolgte um 12:41 Uhr.

Menschliches Fehlverhalten

Während des Starts setzte der Pilot volle Leistung, doch nach dem Abheben reagierte das Höhenruder nicht. In einem verzweifelten Versuch stellte er die Trimmung auf «hecklastig», woraufhin die Cessna in den Sinkflug überging. Kurz nach dem südöstlichen Flugplatzende streifte das Flugzeug Bäume, krachte in einen Bahndamm, überschlug sich, stürzte auf ein 25 Quadratmeter großes Gartenhaus und begrub dieses unter sich.

Die Weg der Unglücksmaschine in den Vorgarten. Bild: BFU

Beide konnten nach dem Aufschlag das Flugzeug selbständig verlassen. Doch was hat zu dem Unfall geführt? Die BFU kommt zu dem Schluss, dass es menschliches Versagen war, was zu dem Unglück geführt hat. Neben einer fehlerhaft eingestellten Trimmung hätte der Pilot auch den Start abbrechen müssen.

Keine ausreichende Vorflugkontrolle

Laut dem Abschlussbericht wusste der Pilot, dass das Flugzeug frisch gewartet worden war. Er kannte jedoch die genauen Details der durchgeführten Arbeiten nicht. Deshalb hätte er besonders aufmerksam alle Bedien- Steuerungsorgane im Zuge der Vorflugkontrolle sichten müssen, tat das aber nicht. Er habe lediglich die Checklisten des Herstellers abgearbeitet. Diese beinhalten keine  Überprüfung der Trimmung.

Der zweite Fehler war ein fliegerisches Fehlverhalten. Er hätte, als er das Problem mit der Höhensteuerung bemerkte, sofort den Start abbrechen müssen und nicht durch veränderte Trimmeinstellung das Problem lösen sollen.

Keine  «Good Airmanship»

In dem Bericht heißt es, dass die Entscheidungsfindungen des Piloten während des Fluges eher einem intuitiven Entscheidungsverhalten als einer analytischen Entscheidungsfindung entsprochen haben. Damit hat der Pilot der gültigen Praxis der «Good Airmanship» widersprochen, denn die besagt, dass stets die höchste Sorgfalt und Umsicht bei der Durchführung von Flügen zu wahren ist.

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