Flugzeugkabine: Die Luft ist meist ziemlich trocken.
Fragen Sie den Piloten

Warum befeuchtet man die Kabinenluft nicht?

«Warum erhöht man die Luftfeuchtigkeit in der Kabine nicht auf annähernd normale Werte?», fragt aeroTELEGRAPH-Leser Alf Jetzer. Ein Linienpilot antwortet.

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Die Frage nach zusätzlich befeuchteter Kabinenluft kommt tatsächlich regelmäßig auf. Vor allem Vielflieger – und selbstverständlich auch die Besatzungen – wären die Ersten, die das Vorhaben befürworten würden. Selten – vor allem im exklusiven Kreis einiger First-Class-Kabinenprodukte – kommen kleine Vernebler zum Einsatz, die im kleinen Umfang für ein bisschen mehr Luftfeuchtigkeit sorgen  sollen. Gegen eine Anwendung im großen Stil sprechen leider verschiedene Gründe.

Wenn eine Airline die Absicht hätte Luftbefeuchtungen im großen Stil durchzuführen, müssten zuerst entsprechende Gerätschaften im Flieger verbaut werden. Diese wiegen – je nach Flugzeugtyp – zig bis hunderte Kilogramm, immerhin müssen große Luftdurchsätze bewältigt werden. Dazu käme als zusätzliches Gewicht noch das Wasser, welches verdampft werden soll. Da die Außenluft auf Reiseflughöhe bei -50 Grad Celsius quasi keine Feuchte mehr hat und damit nicht als Feuchtigkeitslieferant in Frage kommt, müssten die Wasservorräte auch mitgeführt werden.

Korrosion muss verhindert werden

In Summe kommt da einiges an Gewicht zusammen. Dafür benötigt man Kraftstoff. Solches Zusatzgewicht ist zudem «verkaufbares» Abfluggewicht. Das heißt: Airlines würden dieses im Sinne der Gewinnmaximierung lieber an Frachtunternehmen verkaufen. Könnte man sich theoretisch vorstellen, dass eine gute Werbung solche Zusatzkosten pro Tickets im Markt etabliert? Im heutigen Billigfliegerwahn möge jeder selber eine Antwort finden.

Der Zweite und viel ausschlaggebendere Grund dafür, dass zusätzliche Luftbefeuchtung quasi nicht stattfindet, ist der Schutz des Luftfahrzeuges vor Korrosion. Es bestünde die Gefahr, dass sich feuchte Innenluft am eiskalten Metallskellet des Fliegers niederschlägt, auskondensiert und als Wasserperlen Korrosionsschäden verursacht. Das versucht der Flugzeughersteller mit verschieden Maßnahmen zu verhindern.

Cockpitfenster als Kühlschrank

Als erstes natürlich mit aufwendigem chemischen Korrosionsschutz der Metallstruktur des Fliegers. Als Zweites wird möglichst viel der Metallinnenfläche des Fliegers mit Isolationsmaterial und Kunststoffabdeckungen verdeckt, um den Kontakt der Luft damit zu verhindern und die Wärme im Flieger zu halten. Und zu guter Letzt wird möglichst vermieden, zusätzliche Feuchtigkeit in den Flieger einzubringen – und dazu gehört auch die Vermeidung künstlicher Luftbefeuchtung.

Es gibt übrigens kleine Flächen im Flieger, an denen die Besatzung direkten Zugang zum Metallskellet des Fliegers hat. Ein kleiner kostenloser Kühlschrank, der sich im Sommer hervorragend eignet, eine Erfrischung für den Boden vorzukühlen, ist beispielsweise der Fensterrahmen im Cockpit eines A320 (siehe Bild unten).

Was Sie schon immer übers Fliegen wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten: Ein Pilot einer großen europäischen Fluglinie beantwortet exklusiv für aeroTELEGRAPH die Fragen der Leser. Er bleibt dabei anonym, um unabhängig antworten zu können.  Schicken Sie uns einfach eine E-Mail an pilot@aerotelegraph.com.  Unter den eingesandten Fragen werden die spannendsten jeweils auf aeroTELEGRAPH beantwortet. Dabei wird der Name des Einsenders veröffentlicht. Ein Recht auf Beantwortung besteht nicht. Es gelten die AGB von aeroTELEGRAPH.

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