Letzte Aktualisierung: um 12:16 Uhr

Gemeinschaftsunternehmen

Tui und Enter Air gründen eigene Wet-Lease-Tochter

Der deutsche Reisekonzern und die polnische Charterairline wollen sich unabhängig machen von externen Wet-Lease-Anbietern. Tui und Enter Air gründen dazu einen gemeinsamen Ableger.

Das Problem heißt Saisonalität. Besonders Ferienfluggesellschaften können es sich nicht leisten, in Zeiten schwächerer Nachfrage so viele Flugzeuge und Crewmitglieder zu haben, wie in sie in der Hochsaison benötigen. Daher mieten Fluggesellschaften bei hoher Nachfrage zusätzliche Flugzeuge samt Crews. Dieses Geschäft wird Wet-Lease genannt.

Die Gefahr: Womöglich erfüllt der Wet-Lease-Partner nicht immer die Ansprüche, welche die Kundinnen und Kunden an die Airline haben, bei der sie buchen. Condor machte diese Erfahrung im Winter auf der Langstrecke mit Jets und Crews der lettischen Smart Lynx.

Tui und Enter Air mit gemeinsamem Antrag

So etwas zu vermeiden, dürfte nun das Ziel Tui und der polnischen Charterairline Enter Air sein. Denn zusammen wollen sie einen Wet-Lease-Ableger gründen. Im Antrag an die polnische Wettbewerbsbehörde, der aeroTELEGRAPH vorliegt, werden als Antragssteller Enter Air und die Tui Beteiligungs GmbH mit Sitz in Hannover genannt.

«Das Gemeinschaftsunternehmen wird gewerblichen Kunden (nicht Verbrauchern) Flugzeugvermietungsdienste und/oder Charterflugdienste anbieten», heißt es im Antrag. Der Sitz der Firma werde sich «außerhalb des Gebiets der Republik Polen befinden». Wie aeroTELEGRAPH aus Konzernkreisen erfuhr, soll Tui eine Minderheitsbeteiligung erhalten.

«Auch für andere Airlines offen»

Gegenüber dem Portal Pasazer bestätigte Enter-Air-Chef Grzegorz Polaniecki, man plane die Gründung einer Leasinggesellschaft mit Tui. «Das neue Unternehmen wird in erster Linie Mietdienstleistungen für Tui und Enter Air erbringen, wir sind aber auch für andere Airlines aus Europa und Nordamerika offen.» Wie groß das Joint Venture werde, hänge vom Interesse externer Kunden ab. Als Grund für die Gründung nennt Polaniecki, dass das vorhandene Angebot im Markt zu klein, zu teuer und nicht immer überzeugend sei.

Angaben dazu, woher die Flugzeuge kommen werden, gibt es bisher nicht. Enter Air betreibt aktuell 23 Boeing 737-800 und sechs Boeing 737 Max. Die beiden Modelle bilden auch das Rückrat der Flotte der Tui Group.

Kein Einsatz in Deutschland geplant

Ebenfalls ist noch nicht klar, welche Airlines des Reisekonzerns die Dienste nutzen sollen. Zu Tui gehören Tuifly in Deutschland, Tui Airways in Großbritannien, Tui Nordic in Schweden, Tui Airlines Belgium und Tui Airlines Nederland. Aus Konzernkreisen heißt es allerdings, ein Einsatz für Tuifly in Deutschland soll nicht geplant sein.

Der Reisekonzern wollte sich auf Anfrage nicht zu den Plänen äußern.