Der Vulkan Klyuchevskoi auf der russischen Halbinsel Kamtschatka spuckt Asche hoch in den Himmel. Flugzeuge müssen daher Umwege fliegen. ANA All Nippon Airways hat bei einer Route sogar kurzzeitig komplett die Richtung gewechselt.
Er ist etwa 8000 Jahre alt und 4750 Meter hoch. Der Vulkan Klyuchevskoi, bekannt für seine fast perfekte Kegelform, befindet sich auf der russischen Halbinsel Kamtschatka, zwischen Beringmeer, Nordpazifik und Ochotskischen Meer. Als am 29. Juli ein Erdbeben der Stärke 8,8 Kamtschatka traf, war er schon aktiv. Doch «wenige Stunden nach dem Megabeben änderte sich die Tätigkeit signifikant», schreibt das Portal Vulkane.net. «Die Explosionen wurden deutlich stärker und der Lavastrom begann zu fließen.»
Auch stößt der Vulkan seitdem Asche in größere Höhen aus, Anfang vergangener Woche bis etwa 10.000 Meter, am Samstag (9. August) sogar bis rund 13.000 Meter. Das trifft auch die Luftfahrt. Denn Vulkanasche kann Cockpitscheiben bedecken und auf den Rumpf wie ein Sandstrahlgebläse wirken. Vor allem aber kann Asche in Triebwerke gelangen, durch große Hitze wieder flüssig werden, Einzelteile und Leitungen verkleben und zum Ausfall führen.
Flugzeuge fliegen daher Umwege, um die Aschewolken zu vermeiden. Flugverfolgungsportale zeigen an, in welche Richtungen sich die Asche ausbreitet. Beim aktuellen Klyuchevskoi-Ausbruch bewegt sie sich von Kamtschatka aus stets nach Osten, am 9. August zusätzlich nach Süden, am Montagmorgen (11. August, Mitteleuropäische Sommerzeit) stattdessen zusätzlich nach Norden. Entsprechend fallen die Flugrouten und ihre Anpassungen aus.
Ein Beispiel ist Japan-Airlines-Flug JL6 von Tokio nach New York. Normalerweise verläuft er - noch am 8. August zu sehen - von Japan aus nach Nordosten, führt vorbei an Kamtschatka, über St. Lawrence Island und erreicht etwa bei Nome in Alaska nordamerikanisches Festland. Weiter geht es über Kanada und dann südöstlich bis New York.
Am 9. und 10. August ging JL6 dagegen kaum nach Norden, sondern mehr oder weniger direkt nach Osten. Nordamerikanisches Festland erreichte er südlich von Portland im Bundesstaat Oregon. Auf einer Karte sieht dies auf den ersten Blick wie die kürzere und direkte Route aus und der sonst übliche Bogen nach Norden wirkt wie ein Umweg. Wer sich das Ganze auf einem Globus anschaut, erkennt aber, dass die rein östliche Route, die der Flug zuletzt nahm, um der Vulkanasche auszuweichen, der wahre Umweg ist.
Ein weiteres und noch viel deutlicheres Beispiel für Routenänderungen aufgrund der Klyuchevskaya-Asche: Flug ANA211 von All Nippon Airways von Tokio nach London verläuft zu Beginn normalerweise ganz ähnlich wie der Japan-Airlines-Flug nach New York, geht dann aber noch weiter nach Norden und führt über Grönland. Das war bis zum 7. August so.
Am 8. August und auch wieder am 11. August wurde der Flugverlauf von ANA211 leicht angepasst und ging zu Beginn zunächst nach Osten und erst später nach Norden, um Kamtschatka und die Asche zu vermeiden. Am 9. und 10. August entschied sich ANA sogar für eine ganz andere Route und schickte den Flug in die andere Richtung um den Globus, wie sie es auch standardmäßig nach Frankfurt oder Paris tut. Statt nach Nordwesten zu fliegen, nahmen nun auch die Boeing 777-300 ER nach London einen westlichen Kurs über Südkorea, China, Zentralasien, Aserbaidschan, Geogien, die Türkei und Osteuropa.
Auf den folgenden drei Karten ist der Verlauf von ANA211 am 7., 8. und 9. August zu sehen: