Ein Vulkan, der seit der letzten Eiszeit geschwiegen hat, sorgt plötzlich für Turbulenzen im internationalen Luftverkehr. Der Ausbruch des äthiopischen Hayli-Gubbi-Vulkans hat binnen Stunden nicht nur ganze Dörfer in der Afar-Region unter Asche gelegt, sondern auch zentrale Flugrouten zwischen Afrika, dem Nahen Osten und Indien beeinträchtigt. Die Folgen spüren nun zahlreiche Airlines, allen voran in Indien.
Der mehrere Stunden andauernde Ausbruch schleuderte Asche bis in rund 14 Kilometer Höhe und damit genau in jene Luftschichten, in denen der internationale Verkehr zwischen Asien und Europa unterwegs ist. Starke Höhenwinde trugen die Partikel quer über das Rote Meer, weiter über Jemen und Oman und schließlich bis nach Pakistan und Nordindien. Dort traf die Aschewolke auf einen ohnehin schon belasteten Luftraum und führte rasch zu ersten Einschränkungen.
Indiens Luftfahrtbehörde warnte Airlines schnell vor der Aschewolke
Die indische Luftfahrtbehörde reagierte schnell: Sie warnte Airlines davor, in den betroffenen Höhen zu fliegen, und fordert zusätzliche Inspektionen, falls Flugzeuge in die Nähe der Asche geraten. Air India strich daraufhin mehrere Verbindungen – darunter Flüge aus den USA und dem Golfraum. Auch Akasa Air sagte Flüge nach Jeddah, Kuwait und Abu Dhabi ab, während Indigo eine Maschine aus Kannur sicherheitshalber nach Ahmedabad umleitete. Aus Europa war KLM betroffen und musste einen Flug nach Delhi streichen.
Die Flughäfen in Mumbai, Delhi und Jaipur warnten Passagiere vor Verspätungen. Besonders herausfordernd: Die Ascheschicht zog teilweise genau über jene Korridore, die stark frequentiert werden, wenn Verkehrsströme aus Nahost und Afrika nach Indien führen.
Aschewolke zieht weiter Richtung China
Trotz der spektakulären Bilder und der ungewohnten Vulkanaktivität geben Expertinnen und Experten für Nordindien teilweise Entwarnung: Die Wolke bestehe überwiegend aus Schwefeldioxid und nur moderaten Mengen vulkanischen Feinstaubs, heißt es. Auswirkungen auf die ohnehin angespannte Luftqualität werden daher als gering eingeschätzt, anders als die betrieblichen Folgen für die Luftfahrt.
Bis Dienstagabend sollte sich die Asche laut Prognosen der indischen Meteorologie weiter nach China verlagert haben. Für Airlines bleibt die Lage dennoch dynamisch, denn die internationalen Warnzentren für Vulkanasche aktualisieren ihre Meldungen im Minutentakt. Für die Flottenplaner in Indien und im Nahen Osten heißt das: weiter wachsam bleiben.
Hayli Gubbi.: Keine dokumentierte Eruption in 12.000 Jahren
Der Hayli-Gubbi-Vulkan liegt in der geologisch aktiven Afar-Region, in der sich tektonische Platten langsam voneinander entfernen. Dennoch ist ein Ereignis dieser Größenordnung äußerst selten. Forschende verzeichnen für Hayli Gubbi keine dokumentierte Eruption in den vergangenen 12.000 Jahren. Entsprechend groß war der Schock in den umliegenden Gemeinden, in denen Asche Dächer, Felder und Straßen überzog. Opfer wurden jedoch nicht gemeldet.
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