Wenn der längste Regierungsstillstand in der Geschichte der USA weiter andauert, droht das amerikanische Luftverkehrssystem an seine Grenzen zu geraten. Rund 13.000 Fluglotsinnen und -lotsen und 50.000 Mitarbeitende der Transportsicherheitsbehörde TSA gelten als systemrelevant. Sie müssen auch ohne Bezahlung weiterarbeiten. 
Nach mehr als einem Monat ohne Gehalt führt das zu wachsendem Druck. Viele melden sich deshalb einfach krank. Laut der Luftfahrtbehörde FAA herrscht an fast der Hälfte der 30 größten Flughäfen der Vereinigten Staaten Personalmangel, in New York waren zuletzt 80 Prozent der Lotsinnen und Lotsen abwesend.
Mehr als 5000 Flüge wegen Shutdown in den USA verspätet
Mehr als 5000 Flüge wurden am Wochenende verspätet, mehrere hundert gestrichen. Besonders betroffen sind die Flughäfen in New York, Washington, Dallas, Denver und Phoenix. Verkehrsminister Sean Duffy warnte, viele Beschäftigte stünden vor der Entscheidung, «ob sie zur Arbeit gehen oder Essen auf den Tisch stellen».
Die großen amerikanischen Airlines reagieren inzwischen mit eigenen Hilfsaktionen. American Airlines verteilt Mahlzeiten an Angestellte der Flugsicherung und Sicheheritskontrollen an mehreren Flughäfen, darunter Dallas/Fort Worth, Miami, Philadelphia, Los Angeles und New York. «Wir sind den Mitarbeitenden der Flugsicherung und der Sicherheitsdienste dankbar, dass sie trotz allem für die Sicherheit der Reisenden sorgen», erklärte ein Sprecher. Auch Delta, United, Jetblue und Southwest unterstützen mit Verpflegung und logistischer Hilfe.
Branchenverband schlägt wegen Shutdown in den USA Alarm
Southwest Airlines versucht zugleich, die betrieblichen Folgen zu begrenzen. «Wenn wir wissen, dass es Engpässe in der Flugsicherung geben wird, passen wir unseren Flugplan an», teilte die Airline mit. Streichungen gebe es nur, «wenn es keine andere Option» gebe.
Auch der Branchenverband Airlines for America A4A schlägt Alarm. Die Organisation warnte, das System sei «unter enormem Stress» und könne sich nur durch Entlastung stabilisieren. In einer gemeinsamen Erklärung mit mehreren Fluggesellschaften rief der Verband den Kongress auf, umgehend eine Übergangsfinanzierung zu verabschieden.
FAA ist nur noch eingeschränkt arbeitsfähig
Die FAA selbst ist nur noch stark eingeschränkt arbeitsfähig. Presseanfragen beantwortet die Luftfahrtbehörde mit einem automatischen Hinweis: «Wegen fehlender Finanzierung sind keine routinemäßigen Anfragen möglich.»
Und auch auf Lufthansa wirkt sich die eingeschränkte Arbeit der FAA aus. Da sich die Behörde auf sicherheitsrelevante Aufgaben konzentriert, verzögern sich Zulassungen, etwa für neue Flugzeugsitze. Lufthansas Kabine ihrer neuen Boeing 787-9 ist noch nicht vollständig freigegeben. Die Airline kann daher zum Beispiel nur vier Plätze in der Business Class verkaufen. Laut Insidern stocken die Prozesse wegen des Verwaltungsstillstands.
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