GPS-Störungen im Norden Europas hatten erneut direkte Auswirkungen auf den Flugverkehr. Ein Flugzeug von Widerøe musste am Dienstag den Anflug auf Vardø abbrechen. Nur wenige Kilometer entfernt war das russische Militär aktiv.
Ein Flugzeug der norwegischen Regionalairline Widerøe konnte am Dienstag nicht wie geplant in Vardø landen. Der Grund war aber nicht schlechtes Wetter oder ein technisches Problem. Die De Havilland Canada Dash 8 war auf dem kurzen Hüpfer auf Flug WF954 aus Vadsø unterwegs, als bei niedriger Wolkendecke plötzlich das GPS-Signal ausfiel. Der Grund: russisches Jamming.
Ohne das Satellitensignal sind Anflüge auf kleinere Flughäfen im Norden Norwegens nur mit zusätzlichen Systemen möglich. So nutzt auch Widerøe traditionelle bodengestützte Systeme, die im Falle von Jamming eingesetzt werden. Diese erfordern jedoch eine gewisse Sicht.
«Heute war die Wolkendecke zu niedrig», so eine Sprecherin der Fluggesellschaft zum Sender NRK. «Diese Kombination könnte die Sicherheit gefährden, wenn wir im Landeanflug sind.» Daher wurden aus den rund 15 Minuten Flugzeit 37 Minuten. Das Flugzeug mit der Registrierung LN-WIA wich nach Båtsfjord aus.
Dass es im äußersten Nordosten Norwegens zu Störungen kommt, ist kein neues Phänomen. Immer wieder werden GPS-Signale durch russische Störsender beeinträchtigt. Nur wenige Dutzend Kilometer von Vardø entfernt führte das russische Militär in diesen Tagen ein großes Manöver auf der Halbinsel Sredny durch, Teil des strategischen Großmanövers «Zapad-2025». Die Störungen im zivilen Luftverkehr gelten als Nebeneffekt dieser Übungen, wie das Portal The Barents Observer schreibt.
Auch anderswo in Europa mehren sich die Vorfälle. Allein über der Ostsee registrierte die schwedische Transportbehörde in diesem Jahr bereits mehr als 700 GPS-Störungen – ein Vielfaches des Vorjahres. Sie spricht von einer erheblichen Gefahr für die Luftfahrt. Betroffen ist nicht nur der internationale Luftraum, sondern zunehmend auch schwedisches Territorium. Im Juni hatten mehrere Staaten die Vorfälle bereits im Rat der internationalen Luftfahrtorganisation Icao zur Sprache gebracht.
Die europäische Luftsicherheitsbehörde Easa und der Airline-Dachverband Iata sehen dringenden Handlungsbedarf. Sie verabschiedeten im Sommer einen Aktionsplan, der von besserer Erfassung über gezielte Gegenmaßnahmen bis hin zu stärkerer Zusammenarbeit zwischen zivilen und militärischen Stellen reicht. Denn die Zahl der Störungen hat sich innerhalb weniger Jahre vervielfacht. «Wir sind über das bloße Eindämmen hinaus – jetzt geht es darum, Resilienz aufzubauen», so Easa-Manager Jesper Rasmussen.