Boeing 737 Max 10: Muss Boeing das Cockpit anpassen?
Sicherheit im Cockpit

Crews von American Airlines widersprechen Boeing bei der 737 Max

Boeing versucht, eine eigentlich nötige Cockpit-Umrüstung bei den neueren Modellen der 737 Max zu verhindern. Sie würde Pilotinnen und Piloten verwirren. Die sehen das aber anders.

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Schon seit einer ganzen Weile lobbyiert Boeing bei der Regierung der USA in Sachen 737 Max 10 und 737 Max 7. Der Konzern will zusätzliche Vorschriften umgehen, die durch den 2020 erlassenen Aircraft Safety and Certification Reform Act entstehen. Bislang sah es aus, als sei die Politik auf der Seite des Flugzeugbauers.

Doch eine große Pilotengewerkschaft stellt sich nun klar gegen die Bemühungen des Konzerns. Das neue Gesetz, das der Boeing-Führungsriege Kopfschmerzen bereitet, sieht für alle Flugzeuge, die nach dem 31. Dezember 2022 zugelassen werden, neue Sicherheitsvorschriften vor. Das heißt konkret: Flugzeugbauer müssen im Cockpit neue Systeme einbauen, die es der Crew ermöglichen, akustische und visuelle Warnungen bestmöglich zu unterscheiden und fehlerhafte Warnungen zu unterdrücken.

«Nichts weiter von der Realität entfernt»

Für Boeing würde das bedeuten, dass man das Cockpit der beiden neuesten Max-Modelle anpassen muss. Und das kostet Zeit und Geld. Eigentlich könnte Boeing sich der Hilfe der Politik sicher sein. Schon jetzt laufen im Parlament der USA Vorbereitungen, dem Flugzeugbauer eine Fristverlängerung zu gewähren.

Ein Argument: Es sei am Ende auch sicherer, keine Neuerungen einzuführen. Denn sonst könnten Pilotinnen und Piloten, die auf den unterschiedlichen Versionen der Max und der Vorläufergeneration 737 NG fliegen, verwirrt werden. Doch ausgerechnet diejenigen, welche die Flieger steuern, sagen nun: Das ist Quatsch.

«Helfen, das Vertrauen der Öffentlichkeit wiederherzustellen.»

«Wir lehnen jede Verlängerung der Ausnahmeregelung ab und stimmen nicht mit Boeings Behauptung überein, dass Piloten verwirrt werden könnten, wenn sie von einem Flugzeug ohne das moderne Warnsystem zu einem mit diesem System ausgestatteten wechseln», so Kapitän Edward Sicher laut der Zeitung Seattle Times. «Nichts könnte weiter von der Realität im Cockpit entfernt sein.» Sicher ist Präsident der Pilotengewerkschaft von American Airlines, der nach Flottengröße größten Fluggesellschaft der Welt.

Auch wenn die Probleme mit einem fehlerhaften Sensor und einem im Training nicht thematisierten System im Autopiloten begonnen hatten; bei beiden Abstürzen der Boeing 737 Max waren die Besatzungen auch eindeutig durch eine Reihe von ablenkenden und widersprüchlichen Warnungen im Cockpit verwirrt. Der Aircraft Safety and Certification Reform Act soll das verhindern.

Stampft Boeing das Modell im Zweifel ein?

«Boeing muss mit der Installation moderner Alarmierungssysteme in diesen Flugzeugen fortfahren, um die Verwirrung der Piloten bei komplexen, zusammengesetzten Systemstörungen zu verringern», sagt Sicher weiter. So könne man im Ernstfall Leben retten. Und der Gewerkschafter fügt noch einen Seitenhieb an Boeing an: «Dies wird Boeing auch dabei helfen, das Vertrauen der Öffentlichkeit wiederherzustellen.»

Sollten die Pilotinnen und Piloten mit ihrem Appell an die Regierung Erfolg haben, ist unklar, wie es mit der 737 Max 10 weiter geht. Boeing-Chef David Calhoun dachte bereits laut darüber nach, das Modell aufzugeben, sollten die zusätzlichen Anforderungen gelten. Wenn man bedenke, was Boeing in den vergangenen Jahren durchgemacht habe, sei auch «eine Welt ohne -10 nicht bedrohlich», so Calhoun. Er sei willens, das Risiko einzugehen, sagte er kürzlich. «Wenn ich den Kampf verliere, verliere ich den Kampf eben.»

Es geht um Hunderte von Orders

Schon zuvor hatten die Boeing-Lobbyisten hinter den Kulissen im Kongress mit genau dieser Drohung gearbeitet. Denn: Ein Scheitern der Max 10 würde auch viele Folgen haben, die dem Kongress nicht gefallen, allen voran Arbeitsplatzverluste.

Gegen einen Max-10-Verzicht spricht: Boeing hat Bestellungen für rund 740 der Flugzeuge von 18 Kunden.  Auch wenn der Flugzeugbauer einige der Orders womöglich umwandeln könnte in solche für die kleinere Max 9, würde er doch Gefahr laufen, den Großteil ganz zu verlieren. Das wäre sowohl wirtschaftlich als auch aus Imagesicht schlecht.

Opferfamilien sehen es wie die Crews

Eine Fristverlängerung wäre für Boeing also der einzige Weg, nicht irgendetwas zu verlieren. Doch 100 Prozent sicher sein, dass sie gewährt wird, kann man sich nicht mehr. Gegenwind kommt denn auch nicht nur von den Cockpit-Crews. Auch die Familien der Opfer der beiden Abstürze sprachen sich gegenüber dem Kongress klar gegen eine Ausnahmeregelung aus.

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