Am Flughafen Los Angeles kam es zu einer brenzligen Szene: Eine Boeing 777 F von Aerologic rollte ohne Genehmigung auf die Startbahn, während ein Airbus A321 von American Airlines bereits beschleunigte. Nur eine Vollbremsung verhinderte die Katastrophe.
In den USA häufen sich in letzter Zeit Beinahe-Kollisionen – in der Luft, vor allem aber auch am Boden. Alleine in den vergangenen drei Jahren kam es zu mindestens 15 heiklen Fällen. Die Luftfahrtbehörde hat auf die Ereignisse reagiert. Sie stattet die Flughäfen des Landes mit neuer Technik aus, damit die Flugsicherung und das Cockpitpersonal gefährliche Situationen schneller erkennen. Doch die Maßnahmen der Federal Aviation Administration FAA sind noch nicht überall umgesetzt worden.
Am vergangenen Sonntag (28. September) kamen sich am Flughafen Los Angeles erneut zwei Flugzeuge gefährlich nah – eines davon aus Deutschland. Um 22:33 Uhr Ortszeit landete am Flughafen LAX Flug 3S-619 von Aerologic aus Shanghai auf Piste 25L. Die Boeing 777 F mit dem Kennzeichen D-AALL sollte anschließend zu ihrem Gate rollen. Der Frachter sollte die Bahn am Ende nach links verlassen, um zu seiner Parkposition zu rollen.
Zeitgleich bereitete sich Flug AA2453 von American Airlines auf den Start in Richtung Boston vor. Der Airbus A321 mit dem Kennzeichen N110AN wartete auf der parallelen Piste 25R auf die Startfreigabe. Diese erfolgte, und der Jet beschleunigte auf bis zu 269 Kilometer pro Stunde, als der Fluglotse plötzlich funkte: «American 2453, Startfreigabe aufgehoben!» «2453 hält an», antwortete der Pilot umgehend und führte eine Vollbremsung durch, wie die Aufzeichnung zeigt, die das Portals Live ATC veröffentlichte.
Während der American-Airlines-Flug beschleunigt hatte, hatte die Boeing 777 F von Aerologic ohne Genehmigung die Piste 25R überquert. Der Pilot war nach rechts statt wie angeordnet nach links abgebogen. «German Cargo 619, Halt!», rief der Fluglotse am LAX eindringlich. «Wir sind auf der Landebahn», antwortete der Frachterpilot. Daraufhin befahl der Fluglotse dem A321 von American Airlines, den Start abzubrechen.
Laut der Luftfahrtbehörde FAA näherten sich die beiden Flugzeuge bis auf etwa 1,6 Kilometer - bei derart hohen Geschwindigkeiten ist das wenig. «Es war reines Glück, dass die Startbahn des American-Airlines-Jets fast vier Kilometer lang war», erklärte Steve Ganyard, Luftfahrtexperte beim TV-Sender ABC News. «Auf einer kürzeren Piste oder an einem anderen Flughafen hätte dies in einer Katastrophe enden können.»
In einer Stellungnahme bedankte sich American Airlines bei «unseren Crewmitgliedern für ihr schnelles und besonnenes Handeln». Der Airbus A321 kehrte zum Gate zurück und startete schließlich mit 2,5 Stunden Verspätung nach Boston. Aerologic bestätigte gegenüber aeroTELEGRAPH den Vorfall und erklärte, dass man mit den zuständigen Behörden in Kontakt sei und den Vorfall untersuche.
Laut dem Sender CNN ist weiter unklar, warum der Pilot die Rechtskurve nahm. Der Fluglotse bezeichnete den Flug jedoch zeitweise als 419 statt 619 und forderte den Piloten auf, die Landebahn «so schnell wie möglich» zu überqueren, da andere Flugzeuge landeten.
Damit wir auch in Zukunft unabhängig einordnen können, braucht es Sie. Unser Team aus spezialisierten Journalistinnen und Journalisten verfolgt internationale Entwicklungen, analysiert und prüft Fakten. Schon für den Preis eines Kaffees im Monat lesen Sie aeroTELEGRAPH ohne Werbung und geben uns Rückenwind. Jetzt hier klicken und abonnieren