Nach dem gefährlichen Zwischenfall zwischen zwei Airbus A320 in Nizza hat sich Nouvelair erstmals geäußert. Die tunesische Airline betont, alles sei nach Verfahren gelaufen – und macht die Wetterlage verantwortlich.
Am Sonntagabend (21. September) kam es am Flughafen Nizza zu einem Vorfall, der nur knapp glimpflich endete. Der aus Tunis kommende Airbus A320 von Nouvelair mit dem Kennzeichen TS-INP setzte zur Landung an, als auf derselben Piste der Airbus A320 von Easyjet mit der Registrierung OE-IJZ zum Start nach Nantes bereitstand.
Die Flugzeuge kamen sich bedrohlich nahe, mehrere Passagiere berichteten französischen Medien von einem heftigen Ruckeln. Erst im letzten Moment brach die Crew von Flug BJ586 von Nouvelair den Anflug auf Landebahn 04R ab. Das Flugzeug flog nur wenige Meter über den Easyjet-Flieger von Flug U24706 hinweg, bevor es durchstartete.
Rund 15 Minuten später gelang die sichere Landung, dieses Mal auf der parallel verlaufenden Bahn 04L. Der A320 von Easyjet kehrte zurück aufs Vorfeld, der Flug nach Nantes wurde gestrichen.
Die französische Untersuchungsbehörde BEA hat vier Fachleute nach Nizza entsandt und eine formelle Untersuchung eröffnet. Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen «Gefährdung des Lebens anderer». Ein Zeichen dafür, wie ernst die Behörden den Vorfall einstufen. Doch wie konnte es dazu kommen?
Schnell war in den Medien die Rede von menschlichem Versagen. Die Crew von des Airbus A320 von Nouvelair habe die falsche Piste angesteuert. Vieles deutet darauf hin. Doch definitive Antworten wird erst eine Untersuchung bringen. Nun hat sich die tunesische Fluggesellschaft erstmals zum Vorfall geäußert.
Die Fluglinie betont in einer Stellungnahme, dass die Crews «in voller Übereinstimmung mit den Sicherheitsverfahren» gehandelt hätten. Das Durchstartmanöver sei Teil der Standardverfahren und zeige, dass die Sicherheitskultur greife. Nouvelair erinnert daran, dass die Sicherheit von Passagieren und Besatzungen «oberste Priorität» habe und alle Abläufe im strikten Einklang mit internationalen Standards erfolgten.
Zum Ablauf äußerte sich Nouvelair nur eingeschränkt, verwies aber ausdrücklich auf die «außergewöhnlich schwierigen meteorologischen Bedingungen». Genannt werden «sehr starke Regenfälle» und «eine extrem eingeschränkte Sichtweite», während der Süden Frankreichs von heftigen Gewittern heimgesucht wurde.
Unter diesen Umständen hätten die Piloten korrekt reagiert. Fachleute äußerten sich in französischen Medien bezüglich der Wetterbedingungen, dass in der Regel unter diesen Umständen auf andere Airports ausgewichen werde, beispielsweise Marseille. In Nizza sei die Nähe der beiden parallelen Pisten ein Risikofaktor.
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