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Schlingernd in die Allianz

Air India will bis Ende Juli zur Star Alliance stossen. Doch die Probleme der indischen Staatsairline sind immens.

Eigentlich hätte es schon 2009 so weit sein sollen. Dann fusionierten die staatlichen indischen Fluggesellschaften Air India (internationaler Verkehr) und Indian Airlines Inlandflüge). Die Integration verzögerte dann den Plan, der seinerzeit auch von der Lufthansa unterstützt worden war. Nun plant Air India den Beitritt zum grössten Luftfahrt-Bündnis der Welt per Ende Juli. “Das treibt unsere Einnahmen um 9 bis 15 Prozent hoch”, sagte ein Sprecher der Fluggesellschaft der indischen Tageszeitung “The Hindu”:

Zusatzeinnahmen hat Air India denn auch bitter nötig. Derzeit nimmt die Fluglinie pro Tag 360 Millionen Rupien ein – umgerechnet rund 5,6 Millionen Euro oder 6,8 Millionen Franken. Zugleich gibt sie aber Tag für Tag 620 Millionen Rupien aus. Jeden Tag häuft sich also ein Defizit von 260 Millionen Rupien an (4,0 Millionen Euro, 4,9 Millionen Franken). Kein Wunder. Die Auslastung der Flugzeuge ist teilweise erschreckend niedrig. 2010 betrug sie im internationalen Verkehr 67,9 Prozent. Die Inlandsflüge waren jedoch nur zu 22 Prozent besetzt. Inzwischen wurden die finanziellen Probleme offenbar so gross, dass Kerosinlieferanten der Fluglinie mit Lieferstopp drohten, falls sie nicht ihre Ausstände bezahle. Um diese Schulden zu begleichen ist die Regierung mit einer Finanzspritze eingesprungen.

Alte Flieger

Air India hat vor allem die neue Konkurrenz im Inland zugesetzt, die inzwischen auch Destinationen im Ausland anfliegt. Gesellschaften wie Jet Airways und Kingfisher Airlines fliegen mit neusten Maschinen mit bestem Service und dennoch guten Preisen. Da kann Air India mit ihren Boeing 737 mit Durchschnittsalter von 29 Jahren und einer Airbus-A310-Flotte im Alter von 24 Jahren nicht mithalten. Hinzu kommen starke Gewerkschaften, ein schwaches Management und ein hoher Einfluss der Politik – Gift für jedes Unternehmen.

Nun aber will Air India die roten Zahlen verlassen. “Wir tun alles gemäss Turnaround-Plan, der von der Regierung abgesegnet worden ist. Wenn alles gut geht, schreiben wir 2015 wieder schwarze Zahlen”, so ein Sprecher zu “The Hindu”. Doch inzwischen gibt es bereits Gerüchte, dass Star Alliance nicht mehr gewillt ist, die Inder überhaupt aufzunehmen.