Mit tropischem Wald bedeckte Kalkberge in der Halong Bucht
Dem Roten Fluss entlang

Mit dem Schiff durchs Herz Vietnams

Eine Flussfahrt auf dem Roten Fluss verbindet Natur, Geschichte, Kulinarik und wirtschaftliche Kontraste – und bietet Einblicke in ein Land zwischen Aufbruch und Tradition.

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Nordvietnam überrascht – mit spektakulärer Landschaft, pulsierenden Städten und einem Wirtschaftsboom, der selbst Brückenbauer ins Schwitzen bringt. Eine zehntägige Flussfahrt auf dem Roten Fluss eröffnet seltene Einblicke ins Herz des Landes.

Vietnam ist zu einem beliebten Reiseziel geworden. Auch für Schweizer Gäste, wie unlängst eine Studie des Flughafens Zürich ergeben hat. Das gilt vor allem für Ho-Chi-Minh-Stadt (das frühere Saigon). Der Wermutstropfen: Sowohl ab Deutschland wie auch ab Österreich gibt es Direktflüge, nicht jedoch ab der Schweiz. Auch die Hauptstadt Hanoi wird nicht direkt angeflogen. Und genau dort wollte ich hin.

Von Zürich nach Tuan Chau

Die schnellste Verbindung ab Zürich bietet Thai Airways an. Rund 15 Stunden dauert der Flug nach Hanoi, mit Zwischenstopp in Bangkok. Der Weiterflug ab Bangkok findet mit Vietnam Airlines statt.

Mein Projekt: Von der berühmten Halong-Bucht auf einem Schiff den Roten Fluss hinauf bis nördlich von Hanoi erkunden. Organisiert werden diese Reisen von Thurgau Travel in Zusammenarbeit mit der asiatischen Reederei Pandaw River Cruises.

Aufbruch in der «Bucht des untertauchenden Drachen»

Der Rote Fluss entspringt im Norden der chinesischen Provinz Yunnan und hat eine Länge von 1.149 km, wovon rund 640 km auf dem Gebiet der Volksrepublik China verlaufen. Östlich von Hanoi teilt sich der Fluss in zwei Hauptläufe. Von hier aus weitet sich der Rote Fluss bis zur Mündung in den Golf von Tonkin zu einem Delta mit einer Fläche von rund 22.000 km².

Die Pandaw vor einem Kalkberg in der Halong Bucht

Vom Flughafen Hanoi geht es mit einem Bus in rund zweieinhalb Stunden nach Tuan Chau an der Halong-Bucht. Dort wartet die «RV Angkor Pandaw» auf die Gäste. Das Boutique-Schiff hat 16 Kabinen auf zwei Decks und kann maximal 32 Gäste transportieren.

Komfort an Bord und Weltkulturerbe

Auf dem Oberdeck befinden sich der klimatisierte Speiseraum, eine Bar mit großer Lounge und überdachte Sitzplätze im Bug und im Heck. Das Schiff wurde mit viel Teakholz gebaut, was ihm einen sehr aparten und gemütlichen Anstrich verleiht. Die Kabinen sind geräumig und mit separatem Bad ausgestattet.

Stelldichein der Touristenschiffe in der Halong Bucht

Die Halong-Bucht, auf Vietnamesisch «Bucht des untertauchenden Drachen», besteht aus einem 1.500 Quadratkilometer großen Gebiet im Golf von Tonkin. 1.969 unbewohnte Inseln und Felsen aus Kalkgestein, zum Teil mehrere hundert Meter hoch, ragen aus dem Wasser. 1994 erklärte die Unesco eine Fläche von 434 Quadratkilometern mit 775 Inseln zum Weltkulturerbe.

Zwischen Kalkfelsen und Kegelhut

Der touristische Hotspot war geboren. Seither geben sich kleine und mittelgroße Passagierschiffe sowie Jachten ein Stelldichein zwischen den Felsen, so auch bei meinem Besuch. Was ich eher als Gedränge empfinde, ist laut einem Mitglied der Crew nichts im Vergleich zu dem, was sich in der Hochsaison um die Weihnachts- und Neujahrszeit herum in der Bucht tut.

Es gibt viel zu entdecken. In einem Dorf können die Gäste mit dem Velo zwischen Felskegeln herumkurven. Oder man macht sich mit einer der zahlreichen schwimmenden Fischfarmen vertraut. Oder geht ganz einfach baden.

Tropfsteinhöhlen und Cam River

Als besonders spannend erweist sich eine stündige Fahrt durch die Dark and Bright-Höhle, die berühmt ist für ihre imposanten, herunterhängenden Tropfsteine.

Höhle in Halong

Die lokalen Bootsführer reichen den Gästen gerne den berühmten Kegelhut als Kopfbedeckung. Er gilt als das Wahrzeichen Vietnams. Der «Non toi» wird zumeist noch immer aus Reisstroh oder Palmenblättern gefertigt und soll licht- und wasserdicht sein.

Ein Land in Bewegung

Wie man als Touristin wohl damit aussieht? Egal, einmal in der gewaltigen Höhle drin ist man froh um diesen spitzen Kopfschutz. Die Tropfsteine reichen gelegentlich gefährlich nahe an die Köpfe heran.

Aus der Bucht geht es anschließend auf dem Cam River, einem der vielen Arme des Roten Flusses, in Richtung Haiphong.

Schwerindustrie und Boomregion

Nun treffen wir auf das moderne Vietnam. Und geraten in eine eher «touristenfreie Zone». Tatsächlich begrenzen die meisten ausländischen Gäste ihren Besuch von Nordvietnam auf die Halong-Bucht und Hanoi.

Und so wird die «Angkor Pandaw» ab hier zu einer Exotin. Hinter, neben und vor uns fahren Containerschiffe aller Größen sowie unzählige uralte und neue Flusslastschiffe, die Sand, Kohle, Kies, Holzschnitzel und vieles mehr den Fluss transportieren. Haiphong ist die drittgrößte Stadt des Landes und der wichtigste Hafen Nordvietnams.

Stromhunger und große Namen

Auffallend sind auch die riesigen Kohlehalden samt rauchenden Kraftwerken. Die Kohle wird in der Küstenprovinz Quang Ninh abgebaut. Das Gebiet erstreckt sich östlich von Haiphong bis an die chinesische Grenze. Vietnams Stromversorgung ruht stark auf der Kohleverbrennung. Und der Strombedarf ist riesig.

Der Korridor zwischen Haiphong und Hanoi entlang des Roten Flusses bildet die zweitwichtigste Wirtschaftsregion nach dem Großraum Ho-Chi-Minh-Stadt. Hier wird ein Drittel des Bruttoinlandprodukts (BIP) erwirtschaftet. Wichtige Investoren, darunter Samsung, LG, Canon, Foxconn, Pegatron (Taiwan), Honda und Toyota haben sich angesiedelt. Auch die Fabrik des vietnamesischen E-Auto-Herstellers Vinfast steht hier.

Geopolitik und Zukunft

Am Fluss entlang haben sich Werften etabliert. Seit den Erdölfunden im Golf von Tonking wird die vietnamesische Marine aufgerüstet – nicht zuletzt wegen des Konflikts mit China um das Südchinesische Meer.

Die Wirtschaft des kommunistischen Staates boomt, das Land gehört zu den aufstrebenden Wirtschaftsmächten in Asien. 2024 verzeichnete das Land ein Rekordvolumen an ausländischen Investitionen.

Schweizer Technik trifft Tropen

Plötzlich taucht ein kleines Stück Schweiz auf. Hoch über unseren Köpfen spannt sich eine Seilbahn über das Wasser. Es ist die Cat-Ba-Island-Seilbahn, die 2020 ihren Betrieb aufnahm. Sie verbindet das Zentrum der unter Touristen sehr frequentierten Insel Cat Hai in der Halong-Bucht mit dem Festland und bietet wegen ihrer Höhe einen spektakulären Blick auf die Bucht. Pro Kabine können 30 Personen transportiert werden.

Es handelt sich um eine Dreiseilbahn, die eine Länge von 6,8 km hat und eine Höhe von 214 m erreicht. Damit gilt sie als längste Seilbahn der Welt. Damit nicht genug. Die Strecke wird über zwei Stützen geführt. Mit einer Höhe von 214,8 Meter fanden die Stützen 2020 Eingang in das Guinness-Buch der Rekorde.

Die Cat Ba Island-Seilbahn ist die längste der Welt

Städtewachstum und Brückenwunder

Gebaut wurde die Anlage von der österreichisch-schweizerischen Doppelmayr/Garaventa-Gruppe, der weltgrößten Seilbahnherstellerin, in Zusammenarbeit mit der vietnamesischen Sun Group. Die Seile lieferte die Brugg Group (früher hiess sie Kabelwerke Brugg AG).

In Haiphong geraten wir ob der enormen Bautätigkeit ins Staunen. Über Kilometer hinweg entstehen in Ufernähe neue moderne Wohnhäuser aller Größen, ausgestattet mit Grünflächen und Kinderspielplätzen. Da kaum Menschen zu sehen sind, ist anzunehmen, dass die Immobilien noch auf zahlende Kundschaft warten. Eine Immobilienblase wie in China? Vieles deutet darauf hin.

Brückennation Vietnam

Die Flussfahrt bringt eine weitere Erkenntnis: In Vietnam haben Brückenbauer absolute Hochsaison. Die Dichte an bereits bestehenden oder sich noch im Bau befindlichen ultramodernen Konstruktionen auf der Flussstrecke bis nach Hanoi ist enorm.

Die Brücken sind in aller Regel mehrere Kilometer lang. Die Palette reicht von filigranen Stahlseilbrücken über eher traditionelle Betonkunst bis hin zu historischen Brücken, deren Schäden aus dem Vietnamkrieg noch heute sichtbar sind.

Puppen auf dem Wasser

Wer solchen Dingen auf und neben dem Fluss nicht so viel abgewinnen kann, muss sich nicht grämen. Er kommt anderweitig voll auf seine Kosten.

Sie bewegen die Puppen

In einem Dorf namens Than Ha wird uns ein spezieller Leckerbissen geboten: Wasserpuppentheater, eine Kunst, die es nur in Vietnam gibt. Laut Wikipedia soll dieses Theater schon im 11. Jahrhundert ein fester Bestandteil im kulturellen Leben des Landes gewesen sein. Diese Kunstform wurde streng geheim gehalten und nur innerhalb einer Familie von den Alten an die Jungen weitergegeben. In den 1980er-Jahren war sie fast ausgestorben, als eine französische Organisation mit neuen Puppen und einer neuen Bühne diese Tradition wieder zum Leben erweckte.

Musik und Missgeschick

In Than Ha steht das Theater auf Stelzen in einem See. Während wir uns auf die bereitgestellten Bänke am Ufer hinsetzen, werden die Theaterleute auf Booten zum Holzbau gebracht. Es handelt sich um die Orchesterbesetzung, die die Aufführung begleitet. Hinter Vorhängen stehen bereits die Akteure bereit, welche die auf 3 bis 4 Meter langen Stangen befestigten Wasserpuppen handhaben. Die bis zu 1 Meter großen Figuren werden aus dem Holz des Feigenbaums geschnitzt. Die beweglichen Gliedmaßen werden durch Seilzüge gesteuert.

Während die Puppen in schnellem Tempo im Wasser hin- und her tanzen, verstecken sich Orchester und Akteure hinter dem großen Vorhang. Das sieht dann so aus Video einfügen.

Gesang mit Geschichte

Eine ziemlich andere, aber nicht minder bemerkenswerte musikalische Aufführung erleben wir wenige Tage später auf dem Schiff: Eine Musikgruppe aus dem Ort Khan Thien präsentiert uns am Abend den «Chau-Van-Gesang».

Dieser Gesang entstand im 16. Jahrhundert im Delta des Roten Flusses. Er dient dazu, die Verdienste wohltätiger Gottheiten oder Nationalhelden zu preisen. Musik und Poesie dieser Form sind mit einer Vielzahl von Rhythmen, Pausen, Tempi, Betonungen und Tonhöhen vermischt. Soviel zur Geschichte dieser Musik.

Selfies und Tanz

Die Musikgruppe entpuppt sich als überaus quirlige Truppe aus älteren Damen und einem Streichmusiker. Begleitet werden sie von ihrem nicht minder aufgestellten Nachwuchs, der sich sofort zu uns auf die Zuschauersitze gesellt und mit uns unbedingt Selfies machen will.

Pech für den Streichmusiker: Die Musikanlage auf dem Schiff ist anfänglich falsch eingestellt, die Vorstellung leidet darunter. Aber nicht die gute Laune der Künstlerinnen.

Improvisation mit Charme

Gegen Ende der halbwegs geglückten Darbietung holen sie uns auf die Bühne zum gemeinsamen Tanz. Der Spaßfaktor ist groß.

Am Ende der Veranstaltung braust die Truppe samt Anhang auf Motorfahrrädern durch die Dunkelheit wieder in ihr Dorf zurück.

Handwerk und Recycling

Auf den fast täglichen Ausflügen in Ortschaften entlang des Flusses erfahren wir viel über Kunst und Küche. Zuerst zur Kunst.

Im Ort Co Chat besuchen wir kleine Seidenspinnereibetriebe, wo meist nur Frauen arbeiten. Hier kann man den gesamten Zyklus vom Kokon zur Seidendecke mitverfolgen. Wir sehen, wie die Raupen im heißen Wasser getötet werden und aus dem Kokon gepullt werden. Dann wird der Kokon maschinell abgewickelt. Der Seidenfaden wird im letzten Schritt auf Spindeln gebracht. Der Maschinenpark ist ziemlich alt, der Lärm ohrenbetäubend. Am Schluss landen wir im obligaten Laden für Seidenprodukte zum Kaufen.

Plastik und Palmblätter

Die toten Seidenraupen werden übrigens gerne in der Küche zu delikaten Gerichten verwandelt. Oder sie werden als Geflügelfutter weiterverwendet.

Im Dorf Khanh Thien verfolgen wir in einem Kleinbetrieb, wie Korbwaren und andere Gebrauchsartikel hergestellt werden. Dabei werden nicht nur Stroh und andere natürliche Produkte verwendet, auch die Plastikflasche kommt zu einem zweiten Dasein. Plastik wird rezykliert und in flache Bänder gepresst und zu Korbwaren oder Strohmatten verarbeitet.

Keramik und Reismehl

Wer eine Schwäche für Keramik hat, kommt in Bat Trang in der Nähe von Hanoi voll auf seine Rechnung. Das Dorf gilt als ältestes und bekanntestes Keramikdorf in Vietnam. Hier kann man durch Werkstätten und Läden spazieren und alles über Keramik erfahren.

Und jetzt zur Küche: Auf unseren Ausflügen werden wir in einem Dorf in die Herstellung von Reismehlteig und Klebreis eingeweiht. Dazu gehört natürlich eine Degustation.

Kulinarik für Mutige

Der für uns eher gewöhnungsbedürftige Klebreis wird in mundgerechte Stücke geschnitten, die danach in eine Nussmischung oder Saucen getunkt werden. In einem anderen Dorf weiht man uns in die Herstellung von Reis-Fleisch-Bohnenkuchen ein. Die in Palmblätter verpackten Kuchen findet man an fast jeder Straßenecke.

Meine Highlights sind Märkte. Hier kann man sehr viel über die Kulinarik des Landes erfahren. Über China heißt es, der Chinese esse alles, was vier Beine hat und kein Tisch ist. Ähnliches gilt für Vietnam.

Zwischen Freude und Fassungslosigkeit

Begibt man sich ins Markt-Gewusel, sollte man also starke Nerven haben, insbesondere in der Fleischabteilung. Zum Beispiel auf dem Markt von Duong Lam, 60 km von Hanoi entfernt. Duong Lam gehört zum historischen Nationalerbe Vietnams.

Die Marktfrauen freuen sich über die Ausländerin und bieten ihre exotischen Gemüse und Früchte, deren Namen man teilweise noch nie gehört hat, wortreich an.

In der Metzgereigasse

Und dann steht man plötzlich in der Metzgereigasse. Vietnamesen mögen es sehr frisch, weshalb die Hühner und Enten ebenso lebendig sind wie die Kröten. Allerdings wirken einige Tiere mehr halbtot in den meist viel zu engen Käfigen. Auch die Aale und Karpfen zucken kaum mehr in ihren kleinen Wasserbecken.

Auch ich muss leer schlucken, als ich mich dem vermeintlich grillierten Spanferkel nähere: Es stellt sich als grillierter Hund heraus, wie man am Gebiss, den Ohren und den abgeschnittenen Pfoten gut erkennen konnte.

Landgänge mit Improvisation

Was westliche Hundefreunde unisono empört, kommt in Vietnam wie auch in anderen südostasiatischen Ländern noch immer gelegentlich auf den Tisch. Auf unseren Landausflügen kommen wir immer mal wieder an Restaurants vorbei, die Hundegerichte anbieten.

In Viet Tri endet die zehntägige Flussfahrt auf der «Angkor Pandaw». Und damit endet für mich ein weiterer ungewöhnlicher Spaß.

Ein Land mit Hindernissen

Um von der einen Seite des Flusses auf die andere zu gelangen, hat Vietnam in den letzten Jahren am Roten Fluss und seinen Nebenarmen zahlreiche spektakuläre Brücken gebaut, wie ich bereits erwähnt habe. Und wo noch keine Brücke ist, zirkulieren kleine Fähren.

Auf der «Angkor Pandaw» kommt man derweil bald ins Rätseln. Wie kommt man an Land?

Anlegen auf vietnamesisch

Der Blick aus dem Liegestuhl ans Ufer zeigt stets das gleiche Bild. Es gibt eigentlich fast keine Anlegestellen – im Gegenteil. Abbröckelnde Uferpartien voller Abfall, Uferbefestigungen, die sich in ihre Bestandteile zerlegt haben, wilde Böschungen, Fabrikhallen, Bananenplantagen usw.

Ein großer Teil der kollabierenden Uferpartien und des Abfalls stammen vom Supertaifun Yagi, der am 7. September 2024 über Nordvietnam hinwegfegte.

Handarbeit für den Landgang

Der gediegene Landungssteg? Eine Fata Morgana. Ein klarer Fall für die Crew der «Angkor Pandaw» – und eben ein fast tägliches Spektakel der Sonderklasse für die Passagiere.

So landet man am Red River

Wie das geht, zeigt beispielsweise die Anlandung in Co Chat, wo eine schmale Treppe zur Straße hochführt. Zuerst springt ein Matrose vom untersten Deck ins Wasser, ergreift das Seil, an dem das Tau befestigt ist und watet in den Socken an Land.

Improvisierte Landung

Dort erwartet ihn ein Dickicht aus geknickten Bäumen und viel Abfall. Dann beginnt die Suche nach einer Befestigungsmöglichkeit für das Tau. Das kann ein Baum, ein Stein oder ein sonst wie robuster Gegenstand sein.

Die Suche wird erschwert, weil oberhalb der kleinen Böschung ein Keramikladen einen Teil seiner Ware im Freien gestapelt hat. Dazwischen liegen Sandsäcke gegen Überschwemmungen. Nach einiger Suche findet der Matrose einen Baum – allerdings hinter den Keramikstapeln.

Improvisation mit Schaufel und Seil

Kein Problem. Eine herumliegende Schaufel erweist sich zudem als nützliche Knotenhilfe. Dann klettert er über die Keramikware zurück ans Ufer und beginnt sogleich mit dem Bau einer Passagierbrücke.

Diese besteht aus zwei langen Brettern, die miteinander verknotet werden. Danach werden auf beiden Seiten Geländer montiert. Während der Steg unter den wachsamen Augen des Kapitäns seiner Vollendung entgegengeht, reinigen andere Matrosen bereits die von Unrat übersäte Treppe. Und so können die Passagiere wenig später über eine durchaus passable Anlage sicheren Fußes das Land betreten.

Drei Tage in der Hauptstadt

Die letzten drei Tage der Reise gehören der pulsierenden Metropole Hanoi. Die Stadt, die im Jahr 1010 gegründet wurde, hat reichlich Sehenswürdigkeiten anzubieten. Angefangen von der Altstadt, in deren engen Gassen man sich verlieren kann, über das französische Viertel mit seinen eleganten Restaurants, Luxusläden von Dior bis Rolex und dem legendären Hotel Metropole, wo in den letzten Jahrzehnten immer mal wieder die Polit- und Filmprominenz residierte.

Der Tempel der Literatur, auch Konfuziustempel genannt, gilt als die älteste Hochschule Vietnams und ist unter Studentinnen und Studenten ein beliebter Ort fürs Fotoshooting.

Geschichte zum Anfassen

Zu den Musts gehören das Ho-Chi-Minh-Mausoleum – bei unserem Aufenthalt war es leider geschlossen – und das Hoa-Lo-Gefängnis (übersetzt «glühender Ofen»). Das Gefängnis wurde 1904 von den Franzosen errichtet, um vietnamesische Widerstandskämpfer zu inhaftieren und zu foltern.

Während des Vietnamkriegs diente das Gebäude den Nordvietnamesen als Gefängnis für amerikanische Kriegsgefangene. In Anlehnung an die Hilton Hotels bezeichneten die US-Kriegsgefangenen die Einrichtung als «Hanoi Hilton». Wer die Wirren der Vietnamkriege nicht mehr sehr präsent hat, wird in diesem Museum auf sehr eindrückliche Weise informiert.

Kaffeepause mit Überraschung

Erholung ist danach sehr angesagt – in unserem Fall bei einem «Eierkaffee». In Hanoi nimmt der Kaffee einen hohen Stellenwert ein. Kein Wunder: Vietnam ist nach Brasilien der zweitgrößte Kaffeeexporteur der Welt.

Und das ist die Geschichte des «Eierkaffees»: Weil ihm im Zweiten Weltkrieg die Milch ausging, kam ein Barkeeper in Hanoi auf die Idee, das schwarze Getränk mit Eigelb zu strecken. Das Getränk war so erfolgreich, dass der Mann seinen Job aufgab und sein eigenes Café namens «Café Giang» eröffnete.

Kaffee, Rum und Blumenuhr

Wir testeten das Getränk im «Hanoi Coffee Culture». Ein junger Angestellter bereitete das Getränk vor unseren Augen zu: Eier aufschlagen, das Eigelb in einen Mixer geben, einen Schuss schwarzen Rum dazugeben, verquirlen und in den heißen Kaffee gießen. Fertig ist das Getränk, das bei uns auf großen Anklang stößt.

Eine weitere überraschende Trouvaille: Als wir zu später Nachstunde durch Hanoi fahren, entdecke ich in einem beliebten Park Jogger, die ausgelassen um einen großen leuchtend blauen Zylinder tanzen. Das Ergebnis meiner Recherche: Nach dem Besuch des vietnamesischen Staatspräsidenten im Mai 2010 in Bern beschloss Berns damaliger Stadtpräsident Alexander Tschäppät, zusammen mit Genf der Stadt Hanoi eine Blumenuhr zu schenken.

Diese Bahn erfüllt viele Nebenzwecke

Und noch ein persönliches Highlight in Hanoi: die Bahnstrecke durch die Hauptstadt. Als passionierte Bahnnutzerin denke ich an eine gut gesicherte Gleisinfrastruktur. Nichts da! Die Infrastruktur besteht aus einem einzigen Gleis durch Hanoi, das zwischen Häuserfronten gezwängt wurde. Die Diesellok, die drei bis viermal pro Tag eine Zugskomposition zieht, touchiert beinahe die Häuserwände.

Rollt kein Zug vorbei, nutzen die Anwohner die schmalen Streifen neben dem Gleis als Gehweg. Es ist ein Kommen und Gehen, Kinder spielen auf dem Gleis, es gibt kleine Läden und Restaurants.

Über die Long-Bien-Brücke in die Geschichte

Das Bahnnetz besteht im Wesentlichen aus der Linie Hanoi–Saigon und von Hanoi in den Nordwesten Vietnams sowie weiter bis nach China. Diese Linie führt in nördlicher Richtung aus dem Stadtzentrum an den Roten Fluss und über die berühmte Brücke Long Bien auf die andere Seite. Die von den Franzosen 1898 erbaute Brücke ist fast zwei Kilometer lang. Zu ihrer Zeit war sie die längste Brücke in Indochina und die zweitlängste der Welt.

An der Einweihung 1902 nahmen der vietnamesische König Thanh Thai und der französische Gouverneur Paul Doumer teil. Über die Brücke fahren die Eisenbahn sowie auf zwei Spuren Mofas und Velos.

Abschied über den Roten Fluss

Im Vietnamkrieg wurde die Brücke von den US-Truppen zwischen 1967 und 1972 auf vier Abschnitten zerstört. Große Teile wurden später wieder aufgebaut.

Und mit der Fahrt über eine weitere spektakuläre Brücke endete die Reise in Nordvietnam: Die überaus elegante Schrägseilbrücke Nhat Tan («Vietnam–Japan-Freundschaftsbrücke») verbindet seit 2015 Hanoi mit dem internationalen Flughafen Noi Bai, was die Fahrzeit erheblich verkürzt hat. Die Brücke ist 8,9 Kilometer lang, davon führen 3,75 Kilometer über den Roten Fluss.

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