Ryanair-Group-Chef Michael O'Leary und Lauda-Chef Andreas Gruber: «Niki Lauda war immer jemand, der sich für mehr Wettbewerb eingesetzt hat».

Ryanair-Group-Chef Michael O'Leary und Lauda-Chef Andreas Gruber: «Niki Lauda war immer jemand, der sich für mehr Wettbewerb eingesetzt hat».

Ryanair

Andreas Gruber, Ryanair

«Die Marke Lauda steht nicht zur Diskussion»

Er ist Managing Director von Ryaniar-Tochter Lauda. aeroTELEGRAPH sprach mit Andreas Gruber über das Luftfahrt-Erbe von Niki Lauda, über die Zusammenarbeit mit dem Flughafen Wien und über die Hoffnung auf Erweiterung oder Erneuerung der Airbus-Flotte.

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Airbus oder Boeing?

Andreas Gruber*: Airbus natürlich! Wir sind das Airbus-Kompetenzzentrum innerhalb der Ryanair-Gruppe und darauf sind wir sehr stolz. Es ist uns gelungen, das Beste aus beiden Welten zu vereinen. So haben wir die Effizienz der Abläufe von Boeing auf Airbus umgemünzt. Einen ausgebuchten Airbus A320 nach 25 Minuten wieder in die Luft zu bekommen, müssen uns unsere Mitbewerber erst einmal nachmachen. Wir sind deshalb sehr stolz und freuen uns, Airbus weiter in unserer Flotte zu haben.

Das Durchschnittsalter der 26 Airbus A320 von Lauda Europe beträgt mehr als 16 Jahre. Wie wird es mit der Flotte weitergehen?

Die Leasingverträge unserer Airbus-Flotte laufen noch bis Anfang der 2030er-Jahre. Wir sondieren aber stets den Markt. Und sollten sich an der Airbus-Front Chancen ergeben, werden wir definitiv opportunistisch sein. Ich gehe davon aus, dass sich der Gebrauchtmarkt für A320 entspannen wird, sobald die Triebwerksprobleme behoben sind, weshalb ich nicht ausschließen möchte, dass es in Zukunft eine Erweiterung oder Erneuerung unserer Airbus-Flotte geben wird.

Im Mai jährt sich der sechste Todestag von Niki Lauda. Bleibt die Marke Lauda bestehen?

Die Marke Lauda steht nicht zur Diskussion und wird auf alle Fälle weiterbestehen - nur mit dem Unterschied, dass es vor der Pandemie eine Zwei-Marken-Strategie gab mit Laudamotion und Ryanair und heute alle Flüge der Ryanair-Gruppe mit Ihren fünf Airlines unter der Ryanair-Marke durchgeführt werden. Das ist auch der große Unterschied zur Lufthansa-Gruppe. Die umfasst zwar ebenfalls mehrere Luftverkehrsbetreiberzeugnisse, jedoch hat jede Airline ihren eigenen Markenauftritt, was natürlich extrem teuer und komplex ist.

«Wir haben doch ein gewisses Gegengewicht, gerade am Standort Wien, gegen die Lufthansa-Gruppe aufgebaut»

Wäre Niki Lauda heute stolz auf seine frühere Fluggesellschaft?

Davon gehe ich definitiv aus, denn Niki war immer jemand, der sich für mehr Wettbewerb eingesetzt hat und gegen Monopole gekämpft hat. Der DACH-Markt ist seit jeher geprägt von der Dominanz einer Gruppe. Er wäre daher sicherlich stolz, dass wir hier doch ein gewisses Gegengewicht, gerade am Standort Wien, gegen die Lufthansa-Gruppe aufgebaut haben und alleine seit Corona in Österreich um 160 Prozent gewachsen sind und dieses Wachstum auch zukünftig fortsetzen wollen.

Was bieten Sie in der Sommersaison ab Wien?

Wir haben gerade unseren Rekordsommerflugplan in Wien vorgestellt, von wo aus über 80 und ab ganz Österreich sogar über 90 Strecken bedient werden. Für dieses Jahr rechnen wir in Österreich mit rund sieben Millionen Passagieren. Besonders stolz sind wir auf unseren neuen Flug nach Salerno, der die Amalfiküste ein Stück näher an Wien heranbringt. Die neue Destination ist eine ideale Ergänzung zu unserer Verbindung nach Neapel, von wo sich ja Wizz Air erst vor Kurzem sang- und klanglos mit ihren Wien-Flügen verabschiedet hat.

Wie viele Airbus-Jets von Lauda sind in Wien stationiert?

Vierzehn Stück unserer A320-Flotte sind momentan in Wien stationiert, der Rest sind Boeing 737, sowie zwei der neuesten Boeing 737 Gamechanger, die Flüge ab Schwechat durchführen. Die restlichen Lauda-Flugzeuge sind in Palma de Mallorca, in Zagreb und seit Ende März auch in Zadar stationiert.

Wie gut ist die Zusammenarbeit mit dem Flughafen Wien?

Die Zusammenarbeit mit dem Flughafen Wien läuft wirklich sehr gut, es ist ein gegenseitiges Verständnis von beiden Seiten vorhanden. Der Flughafen hat begriffen, was uns als Lowcost Airline wichtig ist, um unsere Effizienz zu steigern und unsere Kosten niedrig zu halten.

Wie gelingt das?

Das gelingt nur mit effizienten Betriebsabläufen, wie etwa durch das Boarding unserer Flugzeuge über zwei Treppen gleichzeitig, um den Turnaround eines ausgebuchten A320 in nur 25 Minuten von statten gehen zu lassen. Der Flughafen ist hier wirklich sehr unterstützend und hat sich den Bedürfnissen seiner Kunden angepasst. Inzwischen haben wir einen über 20-prozentigen Marktanteil am Flughafen Wien und sehen uns hier sehr gut aufgestellt. Der Flughafen Wien ist außerdem der Flughafen mit der bei weitem größten Ryanair-Präsenz in der DACH-Region. Nach der Air-Berlin-Pleite hat der Flughafen Wien sehr kluge Wachstumsanreize eingeführt, die dazu geführt haben, dass viele Fluglinien nach Wien gekommen sind. Auch wenn diese trotz hochtrabender Ankündigungen den Standort teilweise wieder verlassen haben oder nur noch eine untergeordnete Rolle spielen, war diese Entscheidung definitiv wegweisend und man muss Julian Jäger und seinem Team dafür großen Respekt zollen. Was das Kommerzielle betrifft, so zählt der Flughafen Wien aber leider auch zu den teuersten Flughäfen in Europa und wir protestieren ganz klar gegen diese hohen Kosten inklusive der jüngsten Anhebung der Gebühren.

Die Flughäfen Innsbruck und Graz sind für Ryanair nicht interessant?

Wir sind mittlerweile mit Wien, Linz, Salzburg und Klagenfurt an vier von sechs österreichischen Flughäfen vertreten, worauf wir sehr stolz sind. Auch in Innsbruck und Graz waren wir zu alten Lauda-Zeiten schon aktiv. Innsbruck ist natürlich ein komplexer Flughafen für die Piloten, die eine spezielle Qualifikation benötigen. Wenn der Wille aber da ist, kann man auch nach Innsbruck fliegen, weil wir ja auch einen Flughafen wie Madeira in unserem Streckennetzwerk bedienen. In Innsbruck sind aber die Kosten momentan zu hoch. In Innsbruck wird jedoch wegen des Verlustes der Lufthansa-Strecke nach Frankfurt, der Reduktion der AUA sowie der fehlenden Urlaubsdestinationen aus Tirol auch diskutiert. Vielleicht ändert sich ja auch hier in Zukunft etwas. Wir sind auf alle Fälle offen für konstruktive Gesprächen mit allen Flughäfen, also auch Innsbruck und Graz.

Flugzeuge von Lauda in Wien: Zufrieden mit der Zusammenarbeit.

Immer wieder werden die hohen Kosten in Österreich bemängelt. Um was genau geht es dabei?

Wir sind eine europäische Fluglinie, die 235 Flughäfen in Europa anfliegt und auf 95 Flughäfen davon Flugzeuge stationiert hat. Wir sind deshalb extrem flexibel, was die Frage betrifft, von wo aus wir unsere Flugzeuge operieren. Leider ist Österreich das Land mit der dritthöchsten Luftverkehrsabgabe Europas. Kosten sind für uns der entscheidende Faktor bei der Auswahl neuer Routen und bei jedem Flug ab Österreich gibt es hier schon einmal einen Kostennachteil von zwölf Euro im Vergleich zu anderen Flughäfen, wo es diese schädliche und überhöhte Luftverkehrssteuer nicht gibt. Dies ist für jeden österreichischen Flughafen ein enormer Wettbewerbsnachteil gegenüber den Mitbewerbern. Deshalb appellieren wir an die neue österreichische Bundesregierung, die Luftverkehrssteuer abzuschaffen, denn jetzt ist entschlossenes Handeln gefragt. Die neue Regierung sollte als ersten Schritt die Luftverkehrssteuer abschaffen und die Flugsicherungs- und Sicherheitsgebühren reduzieren. Wenn sie das tut, wird Ryanair in neue Flugzeuge investieren, die in Österreich stationiert werden, neue Strecken eröffnen, mehr Reisende ins Land bringen und dazu beitragen, dass sich die österreichische Wirtschaft von dem schweren Schlag, den sie durch Trumps schwachsinnige Zölle erlitten hat, schneller erholt.

Die neue Bundesregierung will den Luftfahrtstandort Österreich unterstützen. Darf man schon bald mit einem verstärkten Engagement von Ryanair rechnen?

Ryanair könnte in den nächsten fünf Jahren deutlich mehr Verkehrswachstum in Österreich ermöglichen – jedoch nur, wenn die Regierung diese schädliche Steuer abschafft, so wie es die Regierungen Schwedens, Ungarns, der Slowakei und Italiens bereits getan haben. Wir wissen, dass das österreichische Budgetthema omnipräsent ist, nichtsdestotrotz wäre die Abschaffung der Luftverkehrsabgabe eine notwendige Investition, um den Tourismus, die Beschäftigung und die wirtschaftliche Erholung zu fördern. Die österreichische Regierung und die heimischen Flughäfen müssen endlich die Bedeutung von Kosteneffizienz erkennen, um Investitionen, Kapazitätswachstum und den Zugang zu günstigen Tarifen in einem hochkompetitiven Marktumfeld seit Ende der Corona Pandemie ermöglichen. Ein gutes Beispiel sind hier die österreichischen Regionalflughäfen. Die Passagierzahlen der Bundesländerflughäfen liegen immer noch weit hinter den Vor-Covid Zahlen zurück. Die Lufthansa- Gruppe investiert hier nicht und bietet, wenn überhaupt, eine Anbindung zu ihrem Frankfurt-Hub. Es sind wir, die hier wachsen und investieren. Wir sind am Flughafen Klagenfurt inzwischen die größte Fluglinie und wachsen parallel in Salzburg und in Linz deutlich.

Ryanair hat sowohl in Wien als auch im 70 Kilometer entfernten Bratislava Flugzeuge stationiert - überschneidet sich da nicht das Angebot?

Ein Learning für Ryanair während des Prozesses beim Lauda-Einstieg war, dass der Flughafen Bratislava zwar lange Zeit als das Tor zu Wien angepriesen wurde, aber dies nur semioptimal funktioniert hat. Nur wenige Österreicher wollen nach Bratislava fahren, um von dort abzufliegen. Was wir jedoch sehen und uns sehr freut ist, dass viele Slowaken nach Wien kommen. In Bratislava haben wir derzeit zwei Flugzeuge und schon bald drei Flugzeuge stationiert. Zahlreiche neue Routen wurden vor Kurzem bekannt gegeben und wir wachsen auch dort nur, weil die slowakische Regierung aufgewacht ist und die Gebühren gesenkt hat. Dieser Schritt wurde durch eine Stationierung unsererseits mit einem weiteren Flugzeug belohnt.

Aber kannibalisieren sich die Märkte in Wien und Bratislava nicht?

Nein, es ist vielmehr eine perfekte Ergänzung des Angebotes, denn viele Slowaken fliegen ab Bratislava und nehmen dann den Rückflug über Wien oder umgekehrt. Das funktioniert wunderbar und wir sind froh, in beiden wichtigen Märkten präsent zu sein.

Zuletzt hat Ryanair angekündigt, dass ab November keine ausgedruckten Boardingpässe mehr akzeptiert werden sollen. Erwarten Sie Komplikationen bei der Umstellung?

Davon gehe ich nicht aus, weil heute schon über 80 Prozent unserer Passagiere über die App bei Ryanair einchecken. Die Umstellung wird zu einer weiteren Kostensenkung und Effizienzsteigerung führen und für den Passagier wird sich das Reiseerlebnis verbessern, weil er über die App alle aktuellen Informationen zu seinem Flug erhält und eine direkte Bestellung von Getränken und Essen bequem von seinem Sitzplatz vornehmen kann und zuerst bedient wird.

Fluggäste ohne Smartphones werden also zukünftig von Ryanair-Flügen verbannt?

Wenn das Handy verloren gegangen ist, die Batterie leer ist oder ein sonstiges Problem auftritt, bekommst man, wenn man bereits zuvor online eingecheckt hat, trotzdem eine Bordkarte am Gate ausgestellt.

Natürlich nur gegen eine Gebühr?

Nein, natürlich kostenlos, denn Probleme mit Handys können immer auftreten. Wenn wir sehen, dass bereits online eingecheckt wurde, bekommt der Passagier eine Bordkarte ohne weitere Zusatzkosten ausgestellt.

Sie haben bekanntlich einen guten Draht zu Michael O´Leary. Wie würden Sie ihn mit wenigen Worten beschreiben?

Er ist ein Visionär, jemand mit einem grandiosen Unternehmergeist und jemand der konsequent seine Ziele umsetzt. Der Erfolg gibt ihm Recht, den Ryanair war eine kleine irische Regionalfluggesellschaft und ist inzwischen mit 200 Millionen Passagieren pro Jahr die größte europäische Fluglinie gemessen am Passagiervolumen. Damals, als die Ryanair-Reise begonnen hat, ist Michael O´Leary zur amerikanischen Southwest Airlines in die USA gegangen, um das Lowcost-Prinzip zu studieren. Heute kommt Southwest nach Dublin, um zu sehen, was man besser machen könnte. Es ist deshalb auch für mich persönlich eine große Ehre, mit jemanden wie Michael seit inzwischen sieben Jahren so eng zusammenarbeiten zu dürfen.

*Andreas Gruber startete im Jahr 2006 beim österreichischen Handling Anbieter Austroport seine Luftfahrtkarriere. Schon bald wechselte er zu der von Ex-Rennfahrer Niki Lauda gegründeten Fluglinie Niki Luftfahrt, wo er zwischen 2008 bis 2010 als Senior Manager Ground Operation & Security tätig war. Nach einem kurzen Zwischenstopp bei Air Berlin als Senior Manager Alliance Development wechselte er wieder zu Niki, wo er als Head of Network Planning & Development zwischen 2013 und 2018 tätig war. Seit dem Jahr 2018 ist Andreas Gruber bei Lauda Motion als geschäftsführender Chef für die Muttergesellschaft Ryanair tätig.

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