Der frühere Sitz der Zentralverwaltung der Henschel Flugzeug-Werke mit dem damaligen Direktor Walter Hormel: Ein wenig bekanntes Kapitel.

NS-Vergangenheit«Hunger, Krankheit und Tod» - das dunkle Kapitel von Schönefeld

Viele Angestellte der Berliner Flughafengesellschaft nutzen Gebäude der ehemaligen Henschel Flugzeug-Werke. Dort mitunter von Zwangsarbeitern gebaute Flieger zerstörten einst Städte in ganz Europa.

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Die Eröffnung des neuen deutschen Hauptstadtflughafens BER besiegelte das Ende der beiden vorherigen Berliner Airports Tegel und Schönefeld. Allerdings auf ganz unterschiedliche Weise. Der Flughafen Tegel ist geschlossen, schon teilweise abgerissen und wird ersetzt durch ein Gewerbe-, Wohn- und Naherholungsgebiet.

Der Flughafen Schönefeld ist das dagegen als Terminal im BER aufgegangen. Und so beschäftigt sich die Betreibergesellschaft Flughafen Berlin Brandenburg auch weiterhin mit ihm - und aktuell mit einem düsteren Kapitel dieses Standortes.

Kampfflugzeuge und Gleitbomben

Denn im Betriebsbereich des Terminal 5 hat der Flughafenbetreiber selber seinen Sitz – auf dem einstigen Gelände der Henschel Flugzeug-Werke. «Dieser Teil der Geschichte des Flughafenstandorts Schönefeld ist bisher wenig bekannt», erklärt die Flughafengesellschaft. Daher hat sie jetzt ein Team von Historikerinnen und Historikern mit wissenschaftlichen Recherchen über die NS-Vergangenheit des Ortes beauftragt und möchte die Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit vermitteln.

1934 gegründet, entwickelte sich das Tochterunternehmen der Firma Henschel & Sohn aus Kassel während der Zeit des Nationalsozialismus zu einer der bedeutendsten deutschen Rüstungsfabriken für Kampfflugzeuge und Gleitbomben. In Schönefeld wurden Flugzeuge und Waffen entwickelt, getestet und gebaut, die Europa Tod und Vernichtung brachten.

Viele Gebäude werden noch heute genutzt

«Viele Gebäude der Henschel Flugzeug-Werke sind heute noch erhalten und werden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Flughafengesellschaft täglich genutzt», sagt Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup. «Wir sind uns der Bedeutung dieses Standortes für Krieg, Tod und Zerstörung in ganz Europa bewusst.» Die Geschichte des Luftfahrtstandorts Schönefeld während der NS-Diktatur dürfe nicht vergessen werden.

«Sogenannte ‹Fremdarbeiter› aus den besetzten Gebieten, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene, Frauen und Mädchen aus Konzentrationslagern mussten unter menschenunwürdigen Bedingungen Nachschub für die deutsche Vernichtungsmaschinerie produzieren, die ihre eigene Heimat zerstörte», so Lütke Daldrup weiter. Man wolle sich damit auseinandersetzen, darüber aufklären und zeigen, dass der BER heute für ein friedliches Miteinander, Freiheit, Toleranz und Respekt stehe.

Buch vorgestellt, Ausstellung eröffnet

Am Montag (16. August) stellte die Flughafengesellschaft dazu ein Buch vor namens «Im Dienst des nationalsozialistischen Krieges – Der erste Flugplatz in Schönefeld», verfasst von Historikerinnen und Historikern der TU Berlin und vom Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung. Zugleich wurde unter demselben Titel eine Ausstellung im Schönefelder Verwaltungsgebäude der Flughafengesellschaft eröffnet.

In der Publikation werden der Aufbau der Henschel Flugzeug-Werke samt Flugplatz, die dortige militärische Forschung und Produktion sowie die Bedeutung des Standortes Schönefeld in der Rüstungslandschaft Berlins und seines Umlandes im Zusammenhang vorgestellt. Neben einer architekturhistorischen Einschätzung der Bauten liegt ein wichtiger Fokus auf der militärischen Forschung und den Produktionsbedingungen in den Henschel Flugzeug-Werken.

Schönefeld als Schreckensort

Die in Schönefeld in Serie gebauten Flugzeuge zerstörten Städte etwa in Spanien, England, Polen sowie in der Sowjetunion und töteten nicht nur Soldaten, sondern auch viele Zivilpersonen. Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter mussten in den Henschel-Werken unter menschenunwürdigen Bedingungen Nachschub für die deutsche Kriegsmaschinerie produzieren. «Für viele von ihnen war Schönefeld ein Schreckensort, an dem Hunger, Krankheit und Tod zum Alltag gehörten», so die Flughafengesellschaft.

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