Cockpit: Läuft die automatische Landung gut, sind die Crews auch nur Passagiere.

Cockpit: Läuft die automatische Landung gut, sind die Crews auch nur Passagiere.

aeroTELEGRAPH

Fragen Sie den Piloten

Wie oft nutzen Piloten die automatische Landefunktion - und warum?

Flugzeuge haben eine Auto-Lande-Funktion. Doch nutzt man die überhaupt und wenn ja, wann? Das fragt Leser Klaus Kaltner. Ein Linienpilot antwortet.

Top-Jobs

Zimex logo

Administrator AVOR & CAMO

Vollzeit
Zimex Aviation Ltd.
Flugoperationen
Feste Anstellung
Top jobs
Altenrhein
Schweiz
Kasaero Logo

Kaufmännische Leitung und Unternehmensorganisation

Vollzeit
Kasaero GmbH
Luftfahrt
Feste Anstellung
Top jobs
Böblingen
Deutschland
Aero-Dienst

Fluggerätemechaniker (m/w/d) als Prüfer / Certifying Staff (m/w/d) EASA Part 66 CAT B1 und/oder B2 für Dornier 328

Feste Anstellung
Aircraft Management
Aero-Dienst GmbH
Deutschland
Vollzeit
Top jobs
Smartline

First Officer Cessna 525 (m/f/d)

Vollzeit
Smartline Luftfahrt GmbH
Aircraft Management
Feste Anstellung
Top jobs
Airport St. Gallen Altenrhein
Österreich

Eine repräsentative Zahl zu finden, die für alle Piloten einen Durchschnitt der automatischen Landungen abbildet, ist schwierig. Ich habe dazu - um nicht nur meine eigenen Daten zu sehen - eine Hand voll Kollegen meiner Airline gebeten ihre Flugbücher zu öffnen, und mir einen jeweiligen Durchschnitt der letzten Jahre zu nennen - allerdings ohne Simulator-Events und ohne Corona-Jahre. Diese habe ich dann zusammen mit meinen Daten gemittelt.

Jährliche automatische Landungen in «freier Wildbahn»: ungefähr 7 Stück pro Jahr - mal mehr, mal weniger. Ich selber bin in Frankfurt stationiert, habe aber auch einen Kollegen mit Homebase München befragt, der im Schnitt 15 automatische Landungen nannte. Die Kollegen in Frankfurt lagen alle leicht oberhalb 5 Stück. Es war erkennbar, dass Homebase, Teilzeit, Jahresurlaub im Winter, Kurz/Mittel/Langstrecke, Früh- oder Spättour -Liebhaber und andere Faktoren die Anzahl dieser Landungen durchaus beeinflussen In fast allen Fällen ist Wetter der Grund dafür, dass eine automatische Landung durchgeführt werden muss.

In Lizenz dokumentiert

Als Minimum muss jeder Pilot meiner Airline an den jährlichen zwei Simulator-Events je zwei automatische Landungen zeigen. Eine davon wird gelandet, eine wird mit Fehlfunktionen zum Durchstarten gebracht. Danach wird in der Lizenz die Berechtigung dokumentiert, diese Art Anflugverfahren für weitere zwölf Monate durchführen zu dürfen.

In fast allen Fällen ist Wetter der Grund dafür, dass eine automatische Landung durchgeführt werden muss - wenn die Sichten oder Wolkenuntergrenzen nicht mehr ausreichend sind um die Bahn rechtzeitig sehen zu können. Überspitzt gesagt sind die Piloten bei einer funktionierenden automatischen Landung auch nur Zuschauer.

«Low visibility procedures in progress»

Das Flugzeug muss diese Art der Landungen baulich und zustandsbedingt beherrschen, genauso muss der Flughafen diese Art von Anflugverfahren anbieten dürfen. Die Programmierung der Flugzeugcomputer weicht leicht von den sonstigen Verfahren ab, es wird konservativer geplant und auch der Airport wechselt seinen Betriebsmodus hin zu den Verfahren bei geringer Sicht - oder wie die korrekte Bezeichnung lautet, die Tower oder Endanflugkontrolle im Funk nennen muss: «Low visibility procedures in progress».

Während des Verfahrens besteht die Hauptaufgabe der Piloten darin, anhand von Regeln und Erfahrung fortlaufend zu beurteilen, ob Anflug und Landung unter den augenblicklichen Umständen weiter durchgeführt werden darf. Überspitzt gesagt sind die Piloten bei einer funktionierenden automatischen Landung auch nur Zuschauer, zumindest bis der Computer das Fahrwerk vorne aufgesetzt hat und nach der Schubumkehr verlangt.

In doubt, go around

Ausrollen und dosieren der Radbremsen auf der Bahn macht auch der Computer - so lange, bis genug Fahrt abgebaut wurde und der Kapitän ausreichend Sicht hat, um langsam mit Hilfe der Lichter der Landebahnmitte und der Rollwege bis zur Parkposition zu finden.

Aber allen Regeln, Verfahren, Schutzmaßnahmen und aller Technik zum Trotz - eine Empfehlung aus den Airbus Dokumentationen für diese Art der Landung lautet: «in doubt, go around» - im Zweifel lieber durchstarten!

Was Sie schon immer übers Fliegen wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten: Ein Pilot einer großen europäischen Fluglinie beantwortet exklusiv für aeroTELEGRAPH die Fragen der Leser. Er bleibt dabei anonym, um unabhängig antworten zu können.  Schicken Sie uns einfach eine E-Mail an pilot@aerotelegraph.com.  Unter den eingesandten Fragen werden die spannendsten jeweils auf aeroTELEGRAPH beantwortet. Dabei wird der Name des Einsenders veröffentlicht. Ein Recht auf Beantwortung besteht nicht. Es gelten die AGB von aeroTELEGRAPH.

Mehr zum Thema

Blick aus dem Cockpit: Manchmal ist es besser, wie geplant weiterzufliegen, wenn beim Cockpitpersonal jemand ausfällt.

Wer entscheidet was, wenn einer der Piloten im Flug ausfällt?

Blick aus dem Cockpit auf Grönland: Die schnellste Route.

Warum über Grönland statt direkt über den Atlantik?

Blick aus dem Cockpit: Bei vielen Airlines steuert am Boden der Kapitän.

«Warum steuert am Boden der Kapitän?»

Helvetic Airways Bern-Monastir-27

Was Pilotinnen und Piloten beim Anflug auf Bern alles beachten müssen

Video

Der heikle Moment: Die Boeing 737 berührt mit dem Triebwerk fast die Piste.
Bei garstigem Wetter landete eine Boeing 737 der indonesischen Fluggesellschaft in Jakarta. Dabei berührte der Jet von Batik Air mit dem Triebwerk fast die Landebahn.
Stefan Eiselin
Stefan Eiselin
Airbus A321 XLR von Qantas: Hat seine lange Reise gestartet
Die australische Fluggesellschaft hat ihren ersten Airbus A321 XLR übernommen. Und sie bringt ihn mit einem Flug in ihre Heimat, der gleich für einen neuen Rekord sorgt. Qantas will mit dem neuen Modell neue Strecken eröffnen.
Laura Frommberg
Laura Frommberg
Der Sturzflug der Boeing 737 von China Eastern: Wohl absichtlich herbeigeführt.
Im Jahr 2022 stürzte eine Boeing 737 auf einem Inlandsflug auf mysteriöse Weise ab. Bis heute gibt es keinen Abschlussbericht zum Unglück von China Eastern. Und die chinesische Luftfahrtbehörde wird diesen auch nicht veröffentlichen.
Stefan Eiselin
Stefan Eiselin