Flugbegleiterin in Bordküche von Bucher Leichtbau: Leicht, ergonomisch und stabil müssen die Einheiten sein.

Bucher LeichtbauDie Bordküchen aus der Schweiz, die in Flugzeugen rund um den Globus stehen

In Fällanden bei Zürich entstehen Bordküchen für Airlines rund um den Globus - von Swiss über Jetblue bis Ethiopian. Bucher Leichtbau baut sie in viel Handarbeit, leicht, robust und individuell. Was einst in einer Garage begann, ist heute ein globaler Anbieter – und trotzdem ein bodenständiges Schweizer Unternehmen geblieben.

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Fällanden bietet keine Instagram-Spots, an denen sich Reisende in Szene setzen können. Die kleine Schweizer Gemeinde zählt eine Schlucht, Grillplätze und einem von einem Blitz zweigeteilten riesigen Felsbrocken als größte lokale Sehenswürdigkeiten auf. Und doch ist die Chance groß, dass jeder Urlaubssuchende auf seiner Reise ans Ziel schon einmal mit Fällanden in Kontakt gekommen ist.

Denn in vielen Flugzeugen stecken Produkte von hier. Am nordöstlichen Rand der Gemeinde, zwischen Wiesen, Äckern und Feldern, stehen die Fabrikhallen von Bucher Leichtbau. Dort werden in viel Handarbeit Bordküchen gebaut. Sie stehen in den Flugzeugen von so unterschiedlichen Fluggesellschaften wie Air Greenland, Ethiopian Airlines, Jetblue, Lufthansa, Thai Airways oder Swiss. «Natürlich schaue ich beim Einsteigen in ein Flugzeug immer, ob da eine Bordküche von uns drinsteht», sagt Chef Beat Burlet im Gespräch mit aeroTELEGRAPH.

Es begann mit der Reparatur von Swissair-Bordküchen

Die Geschichte von Bucher Leichtbau begann in den Vierzigerjahren mit Heinrich Bucher. Als Spenglermeister bei Swissair war er oft damit beschäftigt, Bordküchen zu reparieren. 1953 machte er sich selbstständig und begann, defekte Galleys in seiner Garage wieder instandzusetzen. Dabei kam er mit den Jahren auf die Idee, wie man diese großen Einrichtungsgegenstände in Flugzeugen noch leichter machen könnte.

Die Produktion von Bucher früher: Es begann mit Bordküchen aus Aluminium.

Er tüftelte mit Aluminium. Bis dahin hatten die Hersteller vor allem auf Balsaholz-Metall-Sandwich-Konstruktionen gesetzt. Bucher entwickelte schließlich Bordküchen, deren Struktur aus einer geschickten Verbindung von Aluminium-Blechen mit Rahmenprofilen bestand. Er wettete richtig - denn weniger Gewicht bedeutet in der Luftfahrt Einsparung beim Treibstoffverbrauch und das wiederum bedeutet geringere Kosten für die Fluggesellschaften. 1973 wandte er das Prinzip auch bei den Verpflegungswagen an - und überzeugte damit auch Swissair.

Bucher Leichtbau stellt jährlich rund 450 Bordküchen her

Heute stellt Bucher Leichtbau pro Jahr rund 450 Bordküchen her. Noch immer bestehen sie hauptsächlich aus Aluminiumwerkstoffen. Sie sind nicht nur besonders leicht. «Sie bieten auch eine hohe Zuverlässigkeit über viele Jahre und sind auch recycelbar», so Burlet. Ein Team von vier bis sechs Leuten arbeitet jeweils rund zwei Wochen, bis eine Galley fertig gebaut ist. Bis dahin haben sie rund 2000 Einzelteile verbaut.

Eine Bucher-Galley: Das Schweizer Unternehmen baut jährlich rund 450 Bordküchen.

Dabei hat das Schweizer Unternehmen für viele Flugzeugmodelle eine Grundversion im Angebot. «Jeder Kunde kann die dann individualisieren», so Burlet. Dabei geht es um die Farben oder die Materialien oder auch die Ausstattung. Wenn jeweils alle Bordküchen für ein Flugzeug fertig sind, werden sie von Bucher Leichtbau als Set an den Kunden geliefert, der sie dann selbst einbaut.

«Wir liefern Qualität und das merken die Kunden»

Bucher Leichtbau steht dabei in globalem Wettbewerb und ist so etwas wie der David unter Goliaths. Die Konkurrenten heißen Collins, Jamco und Safran. Dennoch kann das traditionsreiche Unternehmen gut bestehen und erzielt mit seinen 450 Angestellten an den drei Standorten Fällanden, Sinn-Fleisbach (Deutschland) und Everett (USA) einen dreistelligen Jahresumsatz. «Wir liefern Qualität und das merken die Kunden», kommentiert Chef Burlet.

Zudem steht Bucher Leichtbau auch für Zuverlässigkeit. Über Probleme in der Lieferkette jammert Burlet nicht. «Wir kennen unsere Lieferanten alle. Sie kommen aus der Schweiz und aus Süddeutschland», sagt er. Das helfe in der Kommunikation und Absprache. Es erhöhe auch die Flexibilität, kurzfristig auf Kundenwünsche zu reagieren. Bis zu rund 200.000 Euro kostet eine Einheit.

Bucher baut auch Selbstbedienungstheken oder Crew-Arbeitsstationen

Bordküchen sind zwar der größte Umsatzträger bei Bucher Leichtbau. Längst hat das Unternehmen aber diversifiziert und stellt andere Einrichtungsgegenstände für Flugzeugkabinen. Dazu gehören etwa Selbstbedienungstheken, Crew-Arbeitsstationen, Kabinentrenner, Staufächer, Schiebetüren, Babykörbchen, selbstkühlende Getränkewagen oder Befestigungsmechanismen für ausziehbare Tische und Bildschirme. Und auch spezielle Bahren, damit Verletzte in normalen Passagierflugzeugen transportiert werden können.

Eine spezielle Bahre, mit der Verletzte in normalen Passagierflugzeugen transportiert werden können. AUch ein Produkt von Bucher.

Besonders gefragt sind auch Design- und Branding-Elemente von Bucher Leichtbau. Dazu gehören etwa das von hinten elegant beleuchtete Logo von Korean Air direkt bei der zweiten Eingangstür, das Edelweiss des Schweizer Ferienfliegers auf der Außenwand einer Toilette oder die Condor-Streifen und das Condor-Logo auf der Rückwand der Business Class-Kabine. Daneben stellt das Unternehmen aber auch Inneneinrichtungen für Rettungshubschrauber her.

Die größte Herausforderung: Das kräftige Wachstum

Seit der Pandemie wächst Bucher Leichtbau kräftig. «Das ist aktuell die größte Herausforderung», erzählt Burlet, der seit mehr als 20 Jahren im Unternehmen ist und es seit 13 Jahren leitet. «Schwierig ist es, ausreichend qualifiziertes Personal auf dem Markt zu finden.»

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