Letzte Aktualisierung: um 20:33 Uhr

Untersuchungsbericht zu Alaska Airlines

Der Boeing 737 Max 9 fehlten bei der Auslieferung die entscheidenden Bolzen

Der erste Bericht der Ermittler liegt vor. Alles deutet darauf hin, dass wichtige Befestigungselemente am herausgerissenen Paneel der Boeing 737 Max von Alaska Airlines fehlten.

Wie konnte es dazu kommen, dass ein Paneel im Rumpf einer Boeing 737 Max 9 von Alaska Airlines einfach so während des Fluges absprengte? Zumindest eine vorläufige Antwort gibt es nun von der National Transportation Safety Board NTSB. Offenbar fehlten Bolzen, die dieses Szenario hätten verhindern sollen, bereits bei der Auslieferung, zeigt ein vorläufiger Untersuchungsbericht, den die Behörde am Dienstag (6. Februar) veröffentlichte.

Die NTSB hatte diese Möglichkeit schon zuvor öffentlich in Betracht gezogen. Nun schreibt sie in dem Bericht, insgesamt würden «die beobachteten Schadensmuster und das Fehlen von Kontaktschäden oder Verformungen» an bestimmten Teil des Paneels darauf hindeuten, dass vier Bolzen fehlten. Die andere Option, die vorher im Raum gestanden hatte, nun aber vom Tisch sein dürfte, lautete, dass die Bolzen zwar da, aber locker waren.

Es passierte auf rund 4900 Metern

Das Paneel hatte sich in dem Jet von Alaska Airlines an der Stelle gelöst, an der manche Fluglinien einen zusätzlichen Notausgang einbauen. Der ist nötig, wenn Airlines sich für mehr Sitze in die Boeing 737 Max 9 entscheiden. Ist der Notausgang nicht nötig, wird die Stelle im Rumpf daher mit einem Paneel inklusive Fenster abgedeckt und versiegelt.

Beim Alaska-Airlines-Flug, der in Portland gestartet war, riss das Paneel auf einer Flughöhe von knapp 4900 Metern heraus. Der Sitz direkt daneben war unbesetzt und niemand der 171 Fluggäste und sechs Crewmitglieder wurde verletzt. Der Jet kehrte nach Portland zurück.

Der Weg des Paneels

Hergestellt wurde das Paneel vom Zulieferer Spirit Aero Systems in Malaysia. Am 10. Mai 2023 wurde es zu Spirit Aero Systems in Wichita in den USA gebracht. Dort wurde es in den Rumpf eingebaut. Dieser Rumpf kam am 31. August per Zug bei Boeing in Renton an. Dort mussten allerdings noch mehrere Nieten im Umfeld des Paneels ausgetauscht werden. Dafür wurde mindestens die kabinenseitige Verkleidung des Paneels entfernt.

Zuvor hatten Informanten der Zeitung Seattle Times bereits berichtet, das Bauteil sei bei Boeing noch einmal aus- und wieder eingebaut worden. Im NTSB-Bericht heißt es nun aber, die Nieten-Arbeiten seien am 19. September – bei Boeing in Renton – von Mitarbeitenden von Spirit Aero Systems abgeschlossen worden. Die Details sind hier weiterhin unklar.

Boeing übernimmt die Verantwortung

Fotos, die Boeing-Mitarbeitende ebenfalls am 19. September austauschten, zeigen in jedem Fall, dass zumindest zu diesem Zeitpunkt drei der vier Bolzen fehlten. Die Position des vierten ist auf dem Foto verdeckt. Das NTSB betont, dass die Ermittlungen weiterlaufen.

Boeing reagierte prompt auf den Bericht. «Was auch immer die finalen Ergebnisse bringen, Boeing ist verantwortlich für das, was passiert ist», lässt sich Konzernchef David Calhoun zitieren. «So etwas darf nicht mit einem Flugzeug passieren, das unsere Fabrik verlässt.» Man arbeite daran, die Qualitätssicherung zu verbessern, um das Vertrauen aller Beteiligten wieder zu gewinnen.

Den vorläufigen Untersuchungsbericht können Sie hier herunterladen.

Das Bild vom 19. September mit den drei fehlenden Bolzen. Bild: Boeing/NTSB