Vier Jahre später hat sich das einstige Startup zu einem etablierten Player entwickelt. «95 Prozent unserer Kunden sind Broker», erklärt Deniz Weißenborn, Geschäftsführer von Platoon Aviation, im Gespräch mit aeroTELEGRAPH. «Die Broker kennen uns, wir haben uns ein Renommee erarbeitet.»
Platoon setzt auf neue Einheitsflotte
Ein Erfolgsfaktor ist sicher, dass die junge Business-Airline ähnlich effizient agiert wie große Low-Cost-Airlines. Platoon setzt mit dem PC-24 des Schweizer Herstellers Pilatus konsequent auf einen einzigen Flugzeugtyp, eine für das Segment eher ungewöhnliche Wahl. «Die PC-24 bietet eine breite, große Kabine», was die Kundinnen und Kunden lieben», so Weißenborn.
Gleichzeitig befinden sich zehn der elf Flugzeuge im Eigentum des Unternehmens, wie der Geschäftsführer betont. Dahinter steht eine klare Strategie: «Wir setzen auf durchgehend neue Jets, denn das ist entscheidend für ein einheitliches Produkt. Zwar lassen sich gebrauchte Flugzeuge günstiger erwerben – doch dann müssen wir erneut in Vereinheitlichung und Lackierung investieren», erklärt er.
Pilatus PC-24 von Platoon leidet noch an Kinderkrankheiten
Das Entscheidende für den bisherigen Erfolg der Airline ist laut Weißenborn, dass Platoon immer organisch gewachsen ist. «Wir wollen kein Wachstum um jeden Preis, sondern ein organisches Wachstum – und uns dabei selbst nicht überfordern. Daher rechnen wir im kommenden Jahr auch nur mit einem bis zwei Flugzeugen pro Jahr», so der Geschäftsführer.
Fehlendes Personal bremst Wachstum
Ein weiterer Erfolgsfaktor ist, dass Platoon die Aufträge so koordiniert, dass Leerflüge minimiert werden. Durch die strategische Verteilung der Jets über Europa lassen sich diese auf ein Minimum reduzieren. «Unser Spinnennetz-System mit Flugzeugen an verschiedenen Standorten in Europa macht uns erfolgreich». Das Personal darf überall in Europa wohnen und wird zu den Einsätzen geflogen, dann aber fünf Tage am Stück.
Weltweit fehlen Tausende von Pilotinnen und Piloten. Eine Prognose von Boeing geht davon aus, dass bis zum Jahr 2044 insgesamt 660.000 neue Verkehrspiloten benötigt werden. Den Mangel spürt auch die Hamburger Businessairline, wie sie selbst sagt: «Wir merken, dass die großen Airlines massiv einstellen. Dadurch ist weniger Personal verfügbar, was unser Wachstum bremst».
Platoon setzt weiter auf Europa
Gleichzeitig ist ein regelrechter Run auf qualifiziertes Personal entstanden. Für das Platoon-Team haben Sicherheit und ihre hohen Standards absolute Priorität. «Deshalb ist es nicht immer einfach, das passende Personal zu finden» verrät Weißenborn.
Trotz der Herausforderungen blickt das Team zuversichtlich in die Zukunft. Im vergangenen Winter führte das Unternehmen zwar erste erfolgreiche Testflüge in die Vereinigten Arabischen Emirate durch, doch der Fokus bleibt auf dem europäischen Kernmarkt: «Unsere Priorität liegt auf Großbritannien, Frankreich, der Schweiz und Italien. Wir sind überzeugte Europäer».
Behutsames Wachstum auf 20 Flugzeuge bis 2030
Das organische Wachstum wird behutsam vorangetrieben. Im nächsten Schritt steht die Anschaffung eines neuen Mittelstreckenjets im Fokus. Aktuell führe man Gespräche mit etablierten Herstellern, sagt Weißenborn.
Auf die Frage nach langfristigen Zielen erklärt Weißenborn, dass man mit Platoon eine FAA-Lizenz für den US-Markt anstrebt – nicht, um dort zu expandieren, sondern um die Möglichkeit zu haben, Flüge in die USA anzubieten. Derzeit hat dieses Vorhaben jedoch keine Priorität. Bis 2030 soll die Flotte auf 20 Flugzeuge anwachsen.
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