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Börsengang von VietJet

Mit Bikinis zur ersten Milliardärin Südostasiens

Vietjet Air will an die Börse. Dadurch könnte Nguyen Thi Phuong Thao zur ersten Milliardärin in Südostasien werden. Die Managerin steht zum Image der Airline.

Die Bikini-Idee war Nguyen Thi Phuong Thaos erster Coup auf dem Weg zum Reichtum: Auf ihrem Jungfernflug 2012 zu dem Strandziel Nah Trang bedienten VietJets Stewardessen die Fluggäste tanzend im Bikini – auch den Kalender von Vietnams Billigairline zieren Models mit wenig Kleidung. Mit dieser Geste begeisterte die Airline ein Massenpublikum.

Jetzt steht nach vier Jahren Flugbetrieb der Börsengang von Vietjet Air an – die Platzierung von 30 Prozent ihrer Aktien macht Gründerin Nguyen Thi Phuong Thao zur Milliardärin – sie hält 95 Prozent der Anteile von Vietjet. Die Airline soll laut Insiderkreisen eine Bewertung von über einer Milliarde Dollar erzielen – mehr als zum Beispiel die südkoreanische Asiana oder die finnische Finnair wert sind. Damit würde Thao laut der US-Nachrichtenagentur Bloomberg die erste weibliche Milliardärin nicht nur in ihrem Land, sondern in ganz Südostasien. Neben der Airline gehört ihr auch das Immobilienobjekt Dragon City in einer Sumpfgegend außerhalb von Ho Chi Minh City.

«Emirates von Asien»

Mit dem Geld aus dem Börsengang plant Thao, Vietjet weiter auszubauen: «Wir wollen VietJet zu Emirates von Asien machen. Wir schauen auf zu Emirates, die aus einem Land mit einer kleinen Bevölkerung kamen und zu einer globalen Airline wurden.» Der Anbieter aus Dubai steuert 150 Ziele an und bestellte im Februar 37 neue Flugzeuge. Ein ehrgeiziges Ziel für Vietjet: Bislang fliegt das Startup  47 Ziele in Vietnam und in Asien an.

Aber ganz unrealistisch sind die Hoffnungen nicht. Die Fluglinie erwartet dieses Jahr ein Passagierwachstum von 61 Prozent – das ist dreimal schneller als das Passagieraufkommen im Heimatmarkt wächst. Stetig gräbt Vietjet der staatlichen Airline Vietnam Airlines weitere Marktanteile ab und könnte so der Nationalfluglinie schon bald den Platz als größtes Flugunternehmen Vietnams streitig machen.

Wachstum von 66 Prozent

Die 45-jährige Geschäftsfrau Thao studierte 1988 in Moskau Wirtschaft und machte ihre erste Million dort innerhalb von nur drei Jahren mit dem Handel von Faxgeräten und Latex. Sie kaufte die Ware von Lieferanten in Japan, Hongkong und Südkorea, und verkaufte sie in den Jahren vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion. «Ich arbeitete sehr hart und gewann das Vertrauen meiner Lieferanten durch Ehrlichkeit», sagt die Tochter einer Lehrerin und eines Apothekers. «Ich hatte nicht viel Geld. Sie gaben mir immer mehr Ware mit immer großzügigeren Kreditlimiten.» Zurück in Vietnam beantragte sie noch vor der Privatisierung des Flugsektors eine Lizenz für ihr Flugunternehmen.

Vietjet beförderte 2015 9,3 Millionen Passagiere und wuchs damit um 66 Prozent. Der Umsatz stieg um 205 Prozent auf 488 Millionen Dollar bei einem Reingewinn von vier Millionen Dollar. In diesem Jahr erwartet das Unternehmen, die Passagierzahl auf 15 Millionen zu steigern und den Umsatz erneut zu verdoppeln. Für die leichtbekleideten Stewardessen entschuldigt Thao sich übrigens nicht: «Man darf sich aussuchen, ob man einen Bikini oder ein traditionelles Ao Dai trägt», so Thao, «uns stört es nicht, dass die Menschen uns mit einem Bikini-Image assoziieren. Wenn es sie glücklich macht, sind wir auch glücklich.»