Gaetano Intrieri, Aeroitalia: «Wir müssen Logo, Namen und Domain anpassen.»

Gaetano Intrieri, Aeroitalia«Wahrscheinlich fügen wir unserem künftigen Namen ‹operated by Aeroitalia› bei»

Seit drei Jahren ist Aeroitalia in der Luft. Chef Gaetano Intrieri spricht über die Tücken des italienischen Marktes, die erzwungene Namensänderung, die Entwicklung der Flotte und einen möglichen Betritt zu Skyteam.

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Im Sommer 2022 nahm in Italien eine neue Fluggesellschaft den Betrieb auf: Aeroitalia. Heute betreibt sie neun Boeing 737-800 und zwei ATR 72. Hinzu kommen gemietete Jets. Mit dieser Flotte bedient sie vor allem Inlandsrouten, aber auch einige Strecken ins europäische Ausland. Chef Gaetano Intrieri stellt sich im Interview den Fragen von aeroTELEGRAPH:

Viele haben am Anfang gewettet, dass Aeroitalia nicht einmal ein halbes Jahr durchhalten wird. Nun gibt es Sie schon seit drei Jahren.

Gaetano Intrieri: Es ist in der Tat ja auch oft so – viele haben große Ideen, aber wenig Know-how und zu wenig Kapital. Darum überleben sie nicht lange. Ich bin seit fast 30 Jahren in der Branche tätig, habe bei diversen Fluggesellschaften gearbeitet. Und wir haben bei Aeroitalia ein starkes Team. Das hilft natürlich. Wir hatten zudem das Glück, in der Pandemie zu starten und konnten uns daher sehr langfristige und günstige Leasingverträge sichern, was uns einen Vorteil verschafft. Wir haben die Chancen genutzt.

Aber warum überhaupt eine Airline gründen und dann noch in Italien, einem sehr schwierigen Markt?

Mich rief damals ein Bekannter an und fragte: «Willst du diese neue Airline nicht führen? Wir haben eine Idee.» Ich habe zugesagt, wohlwissend, dass Italien ein extrem schwieriger Markt ist. Hier gibt es mit Ryanair einen Anbieter mit über 50 Prozent Marktanteil. Das ist ungewöhnlich für ein europäisches Land. Viele Regionalflughäfen zahlen hohe Summen, damit die Iren dort fliegen. Ich verstehe das bis heute nicht. Warum machen es die Italiener nicht wie die Deutschen oder Franzosen und schützen ihre heimischen Fluglinien? Dennoch sah ich ein Potenzial für eine neue Fluggesellschaft.

Welches?

Wir haben gesehen, dass es ein Marktsegement gibt, das Ryanair nicht abdecken kann. Wir sind deshalb keine Billigfluggesellschaft. Wir bieten Service und sind für unsere Kundinnen und Kunden erreichbar. Trotzdem haben wir von Anfang an auf strikte Kostenkontrolle gesetzt. Das ist das Geheimnis unseres Erfolgs: Kosten im Griff und klare Differenzierung von Low-Cost-Anbietern. Wir sind keine Billigairline, aber wir arbeiten mit niedrigen Kosten. Das kommt gut an. Dieses Jahr werden wir die Passagierzahlen auf drei Millionen steigern.

«Condor hat versucht, mit uns, Ryanair und ITA auf der Strecke Palermo - Rom zu konkurrieren. Nach fünf Monaten ziehen sie sich wieder zurück, weil es kein einfacher Markt ist.»

Und zeigt sich das auch in guten finanziellen Resultaten?

Wir sind seit dem ersten Tag profitabel – und das mit nur fünf Millionen Euro Startkapital. Ursprünglich waren einmal 35 Millionen geplant. Das bekamen wir nicht. So waren wir zum Erfolg verdammt.

Wo ist Aeroitalia besonders stark?

Wir haben ein Drehkreuz in Rom-Fiumicino aufgebaut. Und besonders die Verbindungen nach Sardinien und Sizilien zeichnen uns aus. In Palermo haben wir inzwischen bereits einen Marktanteil von 25 bis 30 Prozent. Darauf bin ich stolz. Condor hat versucht, mit uns, Ryanair und ITA auf der Strecke Palermo - Rom zu konkurrieren. Nach fünf Monaten ziehen sie sich wieder zurück, weil es kein einfacher Markt ist. Wir fliegen inzwischen jährlich eine halbe Million Menschen nach Sizilien. Und auch die Bevölkerung in Sardinien kennt uns immer besser.

ITA Airways wird unter Lufthansa Group aber stärker. Macht Ihnen das Sorgen?

Ich habe großen Respekt vor Lufthansa. Aber Italien ist ein komplexer Markt. Viele Mitarbeitende von ITA Airways haben schon bei Alitalia gearbeitet und dort 30 Jahre mit Verlusten, Verlusten, Verlusten und nochmals Verlusten erlebt. Das prägt. Lufthansa wird viel Zeit brauchen, um ITA Airways nach ihren Vorstellungen aufzustellen – mindestens fünf Jahre.

Ein Gericht entschied kürzlich, dass Sie wegen zu großer Ähnlichkeit mit ITA Airways das Logo und den Namen ändern müssen. Bisher ist nichts passiert.

Wir haben in der ersten Instanz gewonnen, in der zweiten verloren. Das ganze Gerichtsverfahren wird noch viele Jahre dauern. Aber es gibt nun eine vorläufige Gerichtsentscheidung. Die müssen wir respektieren. Wir müssen daher Logo, Namen und Domain anpassen. Wahrscheinlich fügen wir unserem künftigen Namen «operated by Aeroitalia» bei. Auf den Fliegern müssen wir das A auf dem Leitwerk ändern.

Boeing 737 von Aeroitalia: Die Marke muss sich ändern.

Und die Farben Grün, Rot und Weiß bleiben? Es sind ja die Nationalfarben.

Ja, das ist für uns absolut klar.

Bis wann wird das alles geschehen?

Bis zum Ende des Jahres.

Aktuell besitzen Sie neun Boeing 737-800 und zwei ATR 72. Wie sieht die Entwicklung ihrer Flotte in den kommenden Jahren aus?

Wir haben derzeit elf eigene Maschinen. Hinzu kommen drei Embraer E190 von Marathon Airlines und eine Boeing 737-700 von Air Horizont im Wet-Lease. Bis Ende 2027 wollen wir 20 bis 25 eigene Flugzeuge betreiben. Wir sind eine reine Boeing-Fluggesellschaft und wollen mittelfristig auf die 737 Max 8 und 737 Max 9 umsteigen.

Und die beiden ATR 72, machen die noch Sinn für Aeroitalia?

Die beiden ATR fliegen derzeit nur auf subventionierten PSO-Strecken wie Lampedusa oder Pantelleria, wo die Nachfrage geringer ist. Solange wir diese Aufträge haben, benötigen wir sie noch.

Sie sind fast ausschließlich auf Italien fokussiert. Einmal bediente Auslandsstrecken haben Sie schnell wieder eingestellt. Bleibt das so?

Wir fliegen heute nach Bukarest und Griechenland. Wir prüfen zudem neue Ziele wie Prag oder Spanien – immer mit Bezug zu Italien. Rom bleibt unser Hauptflughafen, mit fast 30 Flügen täglich.

«Wir wollen damit bis zu einer halben Million zusätzliche Umsteigepassagiere gewinnen.»

Was bringt Aeroitalia die Interline-Partnerschaft mit Delta, Air France und KLM?

Sie ist ein Meilenstein. Wir wollen damit bis zu eine halben Million zusätzliche Umsteigepassagiere gewinnen. Schon bisher stiegen rund 500.000 unserer Gäste in Rom auf einen weiteren Flug um. Wenn wir die Buchungssysteme vollständig verknüpfen, können es doppelt so viele werden.

Interline ist eher ein schwache Kooperation. Hat Aeroitalia Interesse, einer Allianz beizutreten? Skyteam hat ja gerade in Italien ITA Airways verloren.

Langfristig wollen wir definitiv einer Allianz beitreten. Skyteam wäre dabei am naheliegendsten.

Vor dem Start waren auch Langstrecken ein Thema bei Aeroitalia. Warum haben Sie sich umentschieden?

Mit unserem geringen Startkapital sind Langstrecken nicht machbar. Ursprünglich war das ja, wie schon erwähnt, anders geplant. Deshalb mussten wir umplanen. Für die Aufnahme von Langstrecken bräuchte es neue Investoren.

Gaetano F. Intrieri ist seit November 2021 Chef von Aeroitalia. Daneben lehrt er an der Universität La Sapienza in Rom Management und Betriebswirtschaft für die Luftfahrt, unter anderem im Rahmen eines Masterzertifikats mit der Luftfahrtbehörde Enac. Zuvor arbeitete er über Jahrzehnte bei diversen Fluggesellschaften und beim Verkehrsministerium.

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