Der ungarische Billigflieger hat Pläne für eine neue Basis in Israel noch nicht mal öffentlich gemacht. Doch hinter den Kulissen macht El Al schon mit scharfen Worten Stimmung gegen Wizz Air - direkt bei der israelischen Regierung.
Bei Wizz Air ist gerade vieles im Umbruch. Der ungarische Billigflieger stellt zu Anfang September den Betrieb seines Ablegers in Abu Dhabi ein. Stattdessen will sich die Airline frei werdende Ressourcen nun in Märkte wie Polen, Rumänien, Italien, Österreich und Großbritannien fließen lassen, wie sie im Juli mitteilte. Dazu braucht sie auch deutlich weniger Airbus A321 XLR und wird ihre Bestellung bei Airbus entsprechend anpassen.
Auch kündigte Wizz Air an, dass sie früher als geplant wieder Flüge nach Israel aufnimmt, ab dem 8. August statt dem 15. September. Dabei gab sich die Fluggesellschaft alles andere als bescheiden: «Wizz Air kehrt nicht nur zurück – sie dominiert und wird wieder die größte europäische Auslandsfluggesellschaft in Israel sein, was die Kapazität angeht», schrieb sie. «Von den 24 Strecken, die die Airline nach Tel Aviv in elf Ländern anbietet, werden zehn Strecken in acht Länder früher als geplant in Betrieb genommen, während die restlichen Strecken nach Tel Aviv am 15. September wieder aufgenommen werden», so Wizz Air.
Unter anderem verbindet die Fluggesellschaft Tel Aviv mit Budapest, Larnaca, Mailand, Rom, London, Wien, Bukarest, Iaşi und Sofia. Und dafür will sie offenbar auch Flugzeuge an einer eigenen Basis in Tel Aviv stationieren. Der Israelische Sender N12 berichtet sogar, eine Niederlassung sei geplant, vergleichbar mit den Töchtern Wizz Air UK und Wizz Air Malta.
Die ungarische Fluggesellschaft selbst äußerte sich bisher nicht. Aber laut dem Bericht von N12 will Airline-Chef József Váradi im September nach Israel reisen, um die Pläne zu erörtern. Er soll dabei die Unterstützung von Verkehrsministerin Miri Regev haben.
Doch es gibt auch Widerstand. El Al hat einen Brief an Regev und Premierminister Benjamin Netanjahu geschickt, den N12 veröffentlicht hat. Darin schreibt die größte israelische Fluggesellschaft, die Eröffnung einer Wizz-Air-Basis in Israel berge das Risiko «erheblicher Schäden für israelische Fluggesellschaften im Besonderen und für den Staat Israel im Allgemeinen». Sie erklärt zunächst, dass der Markt am Flughafen Tel Aviv außerhalb von Kriegszeiten wettbewerbsintensiv sei, im Vor-Covid-Jahr 2019 mit mehr als 100 Airlines.
Das Interesse von Wizz Air sei nun «an die Bedingung geknüpft, Slots für morgendliche Abflüge aus Israel zu erhalten», schreibt El Al. Diese zu gewähren, würde aber die Rechte israelischer Fluglinien an historischen gehaltenen Zeitnischen verletzen, so die Airline.
Weiterhin argumentiert El Al: «Die strengen Sicherheitsanforderungen an israelische Fluggesellschaften erschweren ihnen die wirtschaftliche und betriebliche Arbeit, während ausländische Unternehmen von diesen Verpflichtungen ausgenommen sind.» Eine Wizz-Air-Basis werde diese «Diskriminierung» nicht nur verstärken, sondern könnte auch «ein erhebliches Sicherheitsrisiko» darstellen, wenn Israelis mit Airlines reisen, die nicht die Anweisungen des Inlandsgeheimdienstes Shin Bet umsetzen, schreibt El Al.
Darüber hinaus könnte dies «einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen, der den Staat dazu zwingt, anderen ausländischen Betreibern ähnliche Rechte zu gewähren», warnt El Al. So könnten letztlich israelische Fluglinien wirtschaftlich gezwungen werden, einen Teil ihrer Aktivitäten ins Ausland zu verlagern und auch dort Luftverkehrsbetreiberzeugnisse (AOCs) zu beantragen, um faire Bedingungen zu erreichen. «Dies wird unweigerlich zu einem Rückgang des verfügbaren israelischen Luftfahrtpersonals führen, darunter Piloten, Flugzeugtechniker und anderes Personal», schreibt die Fluglinie. Angesichts des erheblichen Beitrags israelischer Airlines zur israelischen Wirtschaft würde auch diese Schaden nehmen.
Zudem argumentiert El Al mit Notsituationen. In diesen würden israelische Airlines stets Luftbrücken von und nach Israel sichern, während ausländische Fluggesellschaften stets «ihre Aktivitäten in Israel eingestellt haben, oft ohne Klarheit über ihre Rückkehr». Aus all diesen Gründen bitte man den Premierminister und die Verkehrsministerin, «jegliche Absicht und/oder Aussage zu diesem Thema zurückzuziehen». Unterzeichnet ist das Schreiben von El-Al-Chefin Dina Ben Tal Ganancia und dem Vorstandsvorsitzenden Amikam Ben Zvi. In Kopie gesetzt ist Shmuel Zakai, Direktor der israelischen Zivilluftfahrtbehörde.
Derweil sieht sich El Al zugleich Vorwürfen der Preistreiberei ausgesetzt, wie die Zeitung Jerusalem Post in diesem Kontext berichtet. Demnach haben mehrere Anwälte im Juni beim Bezirksgericht Lod eine Sammelklage gegen die Fluglinie eingereicht. Darin werde ihr Preistreiberei während des nationalen Notstands nach Kriegsausbruch am 7. Oktober 2023 vorgeworfen, so das Blatt. El Al teilte der Zeitung nun mit, dass der Eingang der Klage noch nicht bestätigt worden sei und dass man, sobald die Klage bei der Rechtsabteilung eingegangen sei, gemäß den Vorschriften eine Antwort an das Gericht übermitteln werde.