Das Vereinigte Königreich ist ein großes Land. Vom nördlichsten Punkt in Schottland bis zum südlichsten in England sind es mehr als 1200 Kilometer. Das sollte Fluggesellschaften eigentlich in die Hände spielen. Dennoch haben insbesondere Regionalairlines Mühe, auf der Insel langfristig zu bestehen.
Im Jahr 2019 gab BMI Regional auf. Ein Jahr später stellte Flybe den Betrieb ein. Ein Versuch, die einst größte Regionalairline des Landes wiederzubeleben, ging schief. Flybe 2.0 stellte 2023 den Betrieb wieder ein. Und nun droht die nächste Insolvenz. Wie die Zeitung The Sun berichtet, hat Eastern Airways am Montag (27. Oktober) bei Gericht um die Ernennung eines Verwalters ersucht.
Eastern Airways bediente zuletzt nur noch vier Strecken
Das bedeutet, dass die 1997 gegründete Fluggesellschaft ab sofort vor den Begehren der Gläubiger geschützt ist. Aber zugleich muss sie innerhalb von zehn Tagen eine tragfähige Perspektive als Alternative zur Liquidierung aufzeigen. Und die Aussichten stehen alles andere als gut. Denn am Montagmorgen annullierte Eastern Airways alle Flüge und stellte am Mittag auch den Ticketverkauf abrupt ein.
Die Fluggesellschaft hatte zuletzt nur noch vier Linienstrecken bedient. Zwei führten von Aberdeen in Schottland nach Teesside und Humberside in England - sie waren auf die dort starke Ölindustrie ausgerichtet. Die Verbindung zwischen Aberdeen und Wick im hohen Norden Schottlands wurde von der schottischen Regierung subventioniert. Und die Route zwischen London-Gatwick und Newquay wurde ebenfalls staatlich gefördert, um den Tourismus in Cornwall zu fördern.
Nur noch sechs aktive Flugzeuge in Eastern Airways' Flotte
Im letzten öffentlichen Geschäftsbericht für das Geschäftsjahr 2023/24 meldete Eastern Airways einen Reinverlust von 19,7 Millionen Pfund - 4,8 Millionen mehr als im Vorjahr. Und die Verschuldung stieg weiter an. 2024 zählte die Fluglinie rund 1,3 Millionen Fluggäste. Die Flotte bestand gemäß dem Luftfahrtdatenanbieter CH-Aviation zuletzt aus 17 Flugzeugen, wovon aber elf inaktiv am Boden standen. Noch in Betrieb waren eine ATR 72, eine Embraer E190 und vier BAE Jetstream 41.
Die Probleme britischer Regionalairlines sind mehrschichtig. Zum einen sind die Billigriesen Easyjet und Ryanair neben British Airways auf vielen Inlandsstrecken unterwegs. Gegen diese Branchengrößen haben kleinere Anbieter wenig Chancen. Zudem verlieren die Fluglinien zunehmend Passagiere an Bahn und Fernbusse - und vor allem an das private Fahrzeug. Nicht zuletzt sind die Kosten auch im Vereinigten Königreich hoch.
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