Ende letzten Jahres kündigte die amerikanische Fluggesellschaft an, Künstliche Intelligenz zur Bestimmung der Preise eines kleinen Teils der Tickets zu nutzen. Mit dem Resultat ist sie zufrieden. Deshalb weitet Delta Air Lines das Programm deutlich aus. Doch es gibt auch Kritik.
Revenue Management ist aus wirtschaftlicher Sicht das Herz einer Fluggesellschaft. Dabei geht es darum, von jedem Passagier genau den Preis zu verlangen, den er noch bereit ist zu bezahlen. Airlines nutzen komplexe Algorithmen, um den Gewinn für jeden Flug zu maximieren. Und so werden mehr als 20 verschiedene Preise für denselben Flug angeboten.
Im vergangenen November kündigte Delta Air Lines an, dass sie testweise für einen kleinen Teil ihrer Buchungen die Preisgestaltung mithilfe von Künstlicher Intelligenz vornehmen wird. Die Fluggesellschaft sprach von etwa einem Prozent der Buchungen. Ziel ist es, jedem Reisenden den höchsten Preis zu berechnen, den dieser bereit ist zu zahlen.
Sieben Monate später ziehen die Verantwortlichen bei eine positive Bilanz. Glen Hauenstein, bei Delta für die Einnahmensteuerung zuständig, sagte kürzlich, dass man bis zum Jahresende den Anteil auf etwa 20 Prozent der Inlandsflüge steigern wolle, berichtet das Portal The Points Guy.
Künftig wird bei Delta also jedes fünfte Ticket für Inlandsflüge auf der Grundlage der Schätzung eines KI-Tools berechnet. Die Fluglinie kündigte an, sich bei der Einführung Zeit zu lassen, damit das System zuverlässig funktioniert. Je mehr Daten und Fälle man ihm gebe, desto mehr lerne es, so der Manager.
Schon im November sagte Hauenstein, dass die Airline mit KI einen Superanalysten habe, der rund um die Uhr arbeite und in Echtzeit simuliere, wie hoch die Preise sein sollten. Jetzt zeigte sich der Delta-Manager begeistert und sprach von einer «vollständigen Neugestaltung unserer Preisgestaltung und der zukünftigen Preisgestaltung».
Delta Air Lines arbeitet mit den KI-Tools von Fletcherr. Die Fluglinie ist jedoch nicht die einzige, die auf Künstliche Intelligenz aus Israel setzt. Laut der Website des Unternehmens arbeiten auch Virgin Atlantic, Azul, Viva Aerobus und Westjet mit den Produkten.
Doch es gibt auch Kritik: Drei demokratische Senatoren haben Delta-Chef Ed Bastian aufgefordert, Fragen zum Einsatz von KI zu beantworten. «Deltas aktuelle und geplante individualisierte Preisgestaltung wirft nicht nur Datenschutzbedenken auf, sondern wird wahrscheinlich auch zu Preiserhöhungen bis zur persönlichen Belastungsgrenze jedes einzelnen Kunden führen – und das zu einer Zeit, in der amerikanische Familien bereits mit steigenden Kosten zu kämpfen haben», schrieben die Senatoren Ruben Gallego, Mark Warner und Richard Blumenthal laut der Nachrichtenagentur Reuters.
Die Politiker erklärten, ein Delta-Manager habe Investoren erklärt, die Technologie könne Tarife basierend auf einer Vorhersage festlegen, «wie viel die Menschen bereit sind, für die Premiumprodukte im Vergleich zu den Basistarifen zu zahlen». Delta erklärte, man habe «bisher kein Tarifprodukt verwendet, getestet es oder plant es zu verwenden, das Kunden mit individuellen Angeboten auf der Grundlage persönlicher oder sonstiger Daten anspricht».
Delta fügte hinzu, dynamische Preisgestaltung werde seit mehr als drei Jahrzehnten angewendet. Dabei würden verschiedene Faktoren eine Rolle spielen, aber nicht jedoch aufgrund der persönlichen Daten eines einzelnen Kundinnen und Kunden. Mit KI für wolle man manuelle Prozesse eliminieren und um Analysen und Anpassungen zu beschleunigen. Jeder würde in allen Vertriebskanälen die gleichen Tarife und Angebote sehen.