Bisher hatte die Nationalairline von Belarus nur Mittelstreckenjets von Boeing und Embraer in der Flotte. Mit drei Airbus A330 startet sie bald in freundlich gesinnte Länder. Legal ist der Ausbau von Belavia nicht.
Chef Igor Cherginets jammerte im März gegenüber dem Portal Aviation Week, dass seine Airline Schwierigkeiten habe, ihr Netzwerk unter den Sanktionen der Europäischen Union auszubauen. Es mangele an Flugzeugen mit ausreichender Reichweite, um freundlich gesinnte Länder zu erreichen, so der Chef von Belavia.
Die Nationalairline von Belarus hat tatsächlich wenige Flugzeuge. Nach der Sperrung des EU-Luftraums für weißrussische Flugzeuge im Mai 2021 und den umfassenden Sanktionen gegen Weißrussland als Reaktion auf die Beihilfe Russlands Ukraine-Krieg holten westliche Leasingfirmen ihre Flugzeuge zurück. Innerhalb kürzester Zeit halbierte sich die Flotte von Belavia von 30 auf 15 Flieger.
Während Cherginets sich öffentlich beschwerte, arbeitete seine Airline im Hintergrund bereits intensiv daran, ihre dezimierte Flotte mit drei Airbus A330-200 auszubauen. Sie verstößt zwar damit gegen die westlichen Sanktionen, die eine Einfuhr westlicher Flugzeuge und -teile in eines der engsten Verbündeten Russlands verbieten. Zu stören scheint dies Belavia allerdings nicht.
Laut einer anonymen Quelle plant Belavia, bis Ende dieses Jahres zwei Airbus A330 in Dienst zu stellen, berichtet das Portal Nashaniva. Die dritte soll 2026 folgen. Das Trio ist etwa 20 Jahre alt und hat auch schon belarusische Kennungen erhalten: EW-587PD, EW-588PD und EW-589PD. Der technische Zustand der Flugzeuge soll jedoch sehr schlecht sein. Eine Quelle beschrieb die Innenausstattung als «schäbig».
Da es sich bei den Airbus A330 um die ersten Langstrecken- und Airbus-Maschinen für Belavia handelt, sind die Vorbereitungen zeitaufwendig. Laut wird seit Ende letzten Jahres das fliegende Personal im Aeroflot-Trainingszentrum in Moskau auf ihren Einsatz auf dem Langstrecken-Airbus vorbereitet. Gleichzeitig werden auch Techniker für das neue Muster geschult.
Doch wie war es möglich, dass die drei A330 trotz der westlichen Sanktionen nach Osteuropa gelangen konnten? Dreh- und Angelpunkt ist ein Unternehmen aus Gambia: Magic Air. Gambia unterliegt keinen westlichen Sanktionen im Luftverkehr und ist auch keine Verpflichtung eingegangen, diese einzuhalten.
Hinter Magic Air steht der jordanischer Geschäftsmann syrischer Herkunft, Tarek Ziad Abdel Hamid al-Ajami. Er hatte in der Vergangenheit auch dem Cham Wings aus Syrien über Umwege zu Flugzeugen verholfen. Er kaufte die drei Airbus A330 mit den Seriennummer 491, 509 und 525 vor fünf Jahren aus der Konkursmasse der türkischen Onur Air.
Die gambische Zivilluftfahrtbehörde GCAA teilte der Nachrichtenagentur Reuters mit, dass die Flugzeuge an einen Käufer aus den Vereinigten Arabischen Emiraten verkauft und am 19. August 2024 aus dem gambischen Register gestrichen worden seien. Im August 2024 wurden die drei Jets dann nach Belarus überführt, wo sie seitdem offenbar für ihren Einsatz bei Belavia vorbereitet werden.
In einem Fernsehbeitrag ist einer der Airbus A330 in der Belavia-Lackierung zu sehen. Freundlich gesinnte Länder sind unter anderem die Vereinigten Arabischen Emirate und Russland.