ASG 32 Mi von Segelflugzeugwerk Alexander Schleicher: Hohe Sicherheit

SegelfliegenWie sicher ist der Segelflug - mit Corona und ohne?

Da das Corona-Virus den Vereinsflugbetrieb weitgehend zum Stillstand gebracht hat, besteht Zeit, in Ruhe über die Aspekte der Sicherheit im Flugbetrieb nachzudenken.

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Das Virus hat eine ganz neue Variante der Sicherheitsüberlegungen ins Spiel gebracht. Nicht mehr die Unfallstatistiken stehen im Vordergrund, sondern die Frage, ob wir in absehbarer Zeit überhaupt noch fliegen können oder sollten. Wie sicher ist es noch, mir den Vereinskameraden auf dem Flugplatz zusammen zu kommen? Diese Frage wird gegenwärtig kontrovers diskutiert. Hier soll einer nüchternen Betrachtung Raum gegeben werden.

Zunächst: wie betroffen sind wir von einer Ausgangsbeschränkung oder gar Ausgangssperre? Nach Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil gibt es zwischen beiden Ansätzen inhaltlich wenig Differenz, da in jedem Fall weitgehende Ausnahmeregelungen greifen. Nun sind aber gerade auch Verhaltensregeln beschlossen worden, nach denen im öffentlichen Raum unter Strafe nicht mehr als zwei Personen zusammen kommen dürfen.

Sogar Dreierteams auf einem Flugplatz denkbar

Zumindest kleine Fluggelände sind jedoch Privatgelände des jeweiligen Vereins oder Betreibers. Natürlich möchte sich auch dort niemand den Virus holen. Aber mit zwei Personen kann man einen Reisemotorsegler, ein Dreiachs-UL, selbst eine Motormaschine aus der Halle ziehen. Bei Segelflugzeugen wird das wegen der üblichen raumsparenden Verschachtelung gegebenenfalls schwieriger. Aber selbst eine Dreier-Mannschaft hält meist einen sachbedingten Abstand von mehr als 1,5 Meter, zum Beispiel indem einer die Flächenspitze hält, der nächste im Bereich des Cockpits schiebt und der dritte das Rumpfende steuert.

Vielleicht werden sich im Normalbetrieb kurzzeitig zwei Aktive näher als 1,5 meter kommen. Das sollte jetzt vermieden werden. Wenn man strikt auf entsprechende Abstände achtet, sind sogar zwei oder mehrere Zweier- oder gar Dreierteams auf einem Flugplatz denkbar. Ein Flugbetrieb könnte unter diesen Vorsichtsmaßnahmen also durchgeführt werden. Das wäre dann Sache des Vorstandes oder der Mitglieder, einen solchen so zu organisieren, dass eine Ansteckungsgefahr nicht in Kauf genommen werden muss.

Nichts übereilen

So wichtig es auch wäre, besonders für Flugschüler und Piloten mit wenig Flugpraxis und besonders nach einer langen Winterpause, schnell wieder in Übung zu kommen, übereilen muss man dennoch nichts. Man kann sicher die aktuelle Entwicklung bis in den April hinein noch abwartend beobachten. Die gesamte Flugsaison zu pausieren ist aber wohl kaum angebracht. Vielerorts stehen vielleicht auch noch die Jahresnachprüfungen an, die man ohne Probleme kurzfristig mit wenig Personal erledigen kann, denn dabei sind die Sicherheitsabstände leicht einzuhalten.

Die Mitnahme von Fluggästen ist allerdings ausgeschlossen, auch die Anwesenheit von Zuschauern und Zaungästen. Weiter wird man auf Überlandflüge weitgehend verzichten müssen, allenfalls nach genauer Absprache zu Flugplätzen, die noch einen Betrieb aufrechterhalten. Außenlandungen mit Segelflugzeugen sollten vermieden werden, wenn nicht sichergestellt ist, dass man beim Rückholen die neuen Verhaltensregeln einhalten kann.

Deutschland steht mit Regelung völlig alleine da

Zum nächsten Thema. Nun droht offenbar die Zuverlässigkeitsüberprüfung nach Paragraph 7 LuftSiG, kurz ZÜP, auch für alle Luftfahrer eingeführt zu werden. Darüber berät nach jüngsten Meldungen der Bundestag. Wurden in Bezug auf den Corona-Virus durchweg sehr durchdachte Maßnahmen getroffen, so herrscht in Bezug auf die ZÜP schon seit Jahren der blanke Unverstand, noch nicht einmal erklärbar durch ein populistisches Schielen auf Wählerstimmen.

Denn man kann wohl kaum davon ausgehen, dass sich die breite Öffentlichkeit für diese Frage interessiert. Man will sich selbst offenbar Sicherheits- und Verantwortungsbewusstsein zugute halten. Deutschland steht nicht nur in ganz Europa mit dieser Regelung völlig alleine da, es verstößt mit ihr auch gegen europäisches Recht. Brüssel ist es aber offenbar zu nebensächlich, ja geradezu zu albern, ernsthafte Schritte gegen die ZÜP zu unternehmen.

Bürokratischer Aufwand

Allen muss eigentlich klar sein: die ZÜP bringt keine Erhöhung der Sicherheit vor terroristischen Anschlägen, weil es auch ohne die ZÜP keine entsprechende Gefährdungslage gibt. Mit ihr wird ein offenbares Lieblingskind der Deutschen Verantwortungsträger gehätschelt, die Bürokratie. Denn eins gilt mit Sicherheit: die ZÜP bedingt einen immensen bürokratischen Aufwand und entsprechende Kosten, die in die Hunderttausende Euro geschätzt werden. Beides soll also noch ausgeweitet werden.

Warum fällt mir da jenes Ereignis aus dem Jahre 2003 ein – die Anschläge auf das World-Trade-Center New York von 2001 waren noch in lebhafter Erinnerung - , als ein verwirrter Pilot mit Selbstmordabsichten in einem gecharterten TMG zwischen den Frankfurter Bankentürmen herumkurvte und drohte, sich in einen hineinzustürzen. Das konnte durch psychologische Ansprache über Funk schließlich friedlich beendet werden.

Ist Segelfliegen sicher?

Wenig später aber wurden die Vertreter sämtlicher Hessischer Fluggelände ins Verkehrsministerium nach Wiesbaden einbestellt, wo ihnen die Absicht der Landesregierung eröffnet wurde, einschneidende Sicherheitsmaßnahmen anordnen zu wollen. Sämtliche Fluggelände sollten eingezäunt werden und darüber hinaus für Fluggäste strenge Sicherheitskontrollen eingeführt werden. Das konnte durch den gebündelten Sachverstand der Luftsportvertreter abgewendet werden.

Kommen wir schließlich zur Frage: ist Fliegen sicher? Gemeint ist hier die Sport- oder Privatfliegerei. Ich beschränke mich hier auf das Segelfliegen und den Reisemotorseglerflug, auch auf dreichachsige Ultraleitchtflugzeuge.Vor schon längerer Zeit hat der Werkstattleiter eines Vereins in einer Rundmail vom Segelfliegen als einem «ohnehin nicht ungefährlichen Hobby» gesprochen. Das hat mich im ersten Augenblick doch sehr überrascht.

Selbst bei Fluglehrern

Im zweiten Nachdenken muss man wohl feststellen, dass die sich hinter einer solchen Äußerung verbergende Einstellung nicht ganz selten ist. Viele Piloten - selbst bei Fluglehrern habe ich das beobachtet - scheinen einen tief sitzenden Keim an Unsicherheit oder gar Angst zu haben. Das würde man bei Flugschülern erwarten können, ein gesundes Lampenfieber etwa, besonders bei den ersten Alleinstarts.

Auch Piloten, die wenig Flugpraxis haben, werden sich häufig unsicher fühlen. Aber nicht wenige Piloten halten sogar das Segelfliegen für eine Risikosportart. Ich selbst hätte nie den Segelflug betrieben, wenn ich ihn für ein Risiko gehalten hätte.

Ein Todesfall auf 71002 Flüge

In meinem mehr als 60-jährigen Fliegerleben habe ich in unmittelbarer Nähe zwei tödliche Abstürze, aber in meinem 63-jährigen Autofahrerdasein auch zwei Verkehrstote erlebt. Den meisten bleiben solche Erfahrungen zum Glück erspart. Ich folgere daraus weder, dass Fliegen, noch dass Autofahren gefährlich ist. Solche schweren Unfälle sind Folge grober persönlicher Fehlhandlungen, wie sie leider passieren.

Ich steige so selbstverständlich in ein Flugzeug, wie in ein Auto. Vielleicht ist dazu ein Blick auf die Unfallstatistik angebracht. 2018 gab es im Segelflug neun Todesfälle bei 639.024 Flugbewegungen, also ein Todesfall auf 71002 Flüge.

Wir müssen überzeugt sein

Reisemotorseglern ist nur von Unfällen die Rede, nämlich 13 bei 210.889 Flugbewegungen. Sollten auch hier sämtlich Todesfälle gemeint sein, dann käme 1 Todesfall auf 16222 Flüge, was einem Todesrisiko von 6x10-5 oder 6 Tausendstel von einem Prozent entspräche. Bei den Ultraleichtflugzeugen werden pauschal elf Todesfälle gezählt, bei 519747 Flügen. Das ergibt ein Todesrisiko von 0,2x10-5 oder 0,2 Tausendstel von einem Prozent.

In der kommerziellen Fliegerei würde der Wert von 0,1 Tausendstel eines Prozents als «akzeptabel» angenommen. So bedauerlich jeder einzelne Fall ist und so vermeidbar er auch gewesen wäre: meine Schlussfolgerung ist: Fliegen ist sicher! Wie könnten wir auch als Verein oder besonders auch als Fluglehrer Flugschüler werben und ausbilden, wie ihren Eltern offen und ehrlich gegenübertreten, wenn wir nicht im Tiefsten überzeugt wären, das Fliegen sicher ist.

Ulf Rosenow ist freier Kolumnist von aeroTELEGRAPH. Er war Professor für Medizinische Physik an der Universität Göttingen und betreibt seit mehr als 60 Jahren den Sport Segelflug und ist heute auch Fluglehrer. Die Meinung der freien Kolumnisten muss nicht mit der der Redaktion übereinstimmen.

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