Lufthansa hat ihre Flugschule in Goodyear, Arizona vor Kurzem an United Airlines übertragen. Die neue Betreiberin, eine der größten Airlines der Welt, hat bereits den Betrieb aufgenommen. «Die Vereinigung Cockpit begrüßt die Fortführung des Standorts, kritisiert gleichzeitig aber die Abkehr der Lufthansa von ihrem einstigen erfolgreichen Ausbildungskonzept und ihrem Ausbildung-Campus in den USA als Irrweg für die Zukunft», teilt die deutsche Gewerkschaft der Cockpitbesatzungen mit.
«Selbstverständlich begrüßen wir den Fortbestand des Flugschul-Campus in Goodyear», sagt Stefan Herth, Präsident der Vereinigung Cockpit. «Es ist im Sinne aller Beschäftigten und der künftigen Flugschüler vor Ort, dass der Star Alliance-Partner United Airlines in die Fußstapfen der Lufthansa tritt und das erfolgreiche Konzept der Nachwuchsarbeit in einer eigenen Flugschule weiterführt. Die Tatsache, dass eine große und seriöse Airline wie United den Standort inklusive Personal und Fluggerät sehr gern übernimmt, zeigt jedoch, dass Lufthansa unserer Meinung nach einen strategischen Fehler begangen hat! Aus unserer Sicht ist es absolut unverständlich, dass Lufthansa den Standort Goodyear nicht selbst weiterführt. Es gibt ganz offensichtlich in den kommenden Jahren einen großen Bedarf an Pilotennachwuchs. United ist sich dessen bewusst und investiert vorausschauend in die Zukunft. Im Gegensatz dazu kann die tiefgreifende Umstrukturierung der Pilotenausbildung im Lufthansa-Konzern inhaltlich nicht begründet werden und ist weder wirtschaftlich noch arbeitsmarktseitig geboten oder sinnvoll.»
Aus Sicht der Vereinigung Cockpit ist Lufthansa «aus ihrem äußerst erfolgreichen und über Jahrzehnte bewährten Qualitätskonzept ausgestiegen»,heißt es. Das Qualitätsversprechen für Kunden und Mitarbeiter habe die Airline und ihre Töchter immer ausgezeichnet. Es habe eine herausragende Rolle in der Vermarktung des Produktes «Lufthansa-Flug» gespielt und tue es bis heute, schreibt die Gewerkschaft dazu. VC Cockpit befürchtet zudem, «dass die Marke Lufthansa mit dem aktuellen Kurs bei Kunden und Beschäftigten gleichermaßen auf längere Sicht Schaden erleiden wird.»
Die Führung der Gruppe müsse mehr strategischen Weitblick zeigen, anstatt nur Kostenreduktionskonzepte voranzutreiben. «Begleitend zu den Kostenanpassungen muss viel mehr auch an Zukunftskonzepten gearbeitet werden, die für das Unternehmen, seine Anteilseigner und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gleichermaßen Perspektiven bieten.» Die Gewerkschaft kritisiert zudem, dass die Bindung an das Unternehmen keine Rolle mehr spiele. «Der aufgrund falscher Management-Entscheidungen in den zurückliegenden Jahren immer weiter erodierte Lufthansa-Spirit, der Fluggäste und Personal gleichermaßen begeistert hat, muss wiederbelebt werden.»