Java ist eine von über 17.500 Inseln Indonesiens. Was man ausser dem grössten buddhistischen Tempel der Welt (Borobudur) noch sehen muss, verraten wir hier.
Indonesien ist nach China, Indien und den USA das viertgrösste Land der Welt und nach Indien und den USA die drittgrösste Demokratie der Welt – ein stiller Riese. In den europäischen Medien taucht das Land nur auf, wenn die Vulkane Merapi, Semeru und Bromo ausbrechen, der Monsun zu Überflutungen führt oder wenn es um die Abholzung des Regenwalds für Palmölplantagen geht. Dieses Problem ist Java fremd. Die Insel ist bis auf über 2.500 Meter Höhe eine einzige Kulturlandschaft. Da ist seit Generationen kein Platz mehr für Urwald. Allein der jährliche Reisbedarf Javas liegt bei 18 Millionen Tonnen. Das entspricht 300.000 Güterwaggons, die aneinandergereiht einen über 4.000 Kilometer langen Zug ergeben würden.
Von Indonesiens 17.508 Inseln sind rund 900 ständig bewohnt. Eine davon ist Java. Java ist 1.060 Kilometer lang, ein Drittel so gross wie Deutschland und hat mit 170 Millionen mehr als doppelt so viele Einwohner wie Deutschland. Das sehen wir uns genauer an.
Die sinkende Hauptstadt
Jakarta ist der Start- oder Zielpunkt jeder Java-Reise. Und ziemlich sicher steht jeder Besucher in Jakarta im Stau. Der Ballungsraum Jakarta, auch Jabodetabek genannt, hat über 35 Millionen Einwohner. Damit bildet er nach Tokio und Delhi die drittgrösste Metropolregion der Welt. Reiseleiter Bintoro schätzt die Bevölkerung der Stadt Jakarta auf 18 Millionen, offizielle Zahlen zufolge sind es 11 Millionen. Hinzu kommen 18 Millionen Zweiräder, über fünf Millionen Autos und Hunderttausende Lkws.
Indonesiens Hauptstadt leidet unter dem wahnsinnigen Verkehr. Das wird schon bei der Fahrt vom modernen Flughafen ins Stadtzentrum und zum Petak-Sembilan-Markt klar. Den grössten Strassenmarkt Jakartas betritt man 200 Meter vom Teehaus entfernt. Kleine, dunkle Läden und einfache, windschiefe Stände prägen das Bild. Dort gibt es Berge von getrockneten Meeresfrüchten, Nüssen und Tee, diverse TCM-Arzneimittel, Fisch und Hähnchen, Kräuter sowie ein wenig Krimskrams wie Papierlaternen und Glücksbringer. Horden von knatternden Mopeds und Scootern drängen sich durch die schmale Jalan Kemenangan Raya und deren Nebengassen. Fussgänger müssen sich immer wieder mit einem Sprung zur Seite in Sicherheit bringen.
Wer sich nach einem Blick in die Plastikwannen mit braunem Spülwasser noch traut, probiert hier Streetfood-Klassiker wie gebratene Bakmi-Nudeln, Dumplings mit Schweinefleisch- oder Hühnchenfüllung oder Reisnudeln mit Austernsoße. In Glodok, einer der ältesten Chinatowns Südostasiens, stehen der älteste chinesisch-buddhistische Tempel Jakarta, Dharma Bhakti, und in knalligem Rot das im Jahr 1751 fertiggestellte Kloster Toa Se Bio.
Vulkanischer Sonnenaufgang
Vor dem Besuch des Tempels von Borobudur gibt es ein Sonnenaufgangs-Spektakel auf dem «Enam Langit», einer Plattform gut 400 Meter über der Tiefebene des Flusses Progo in den Menorehbergen. Fantastisch ist das Panorama von den Zwillingsvulkanen Merapi und Merbabu bis zum Sumbing. Durch Nebelfetzen sieht man idyllisch wirkende Reisfelder. Die Arbeit dort ist jedoch hart und gefährlich: Im Wasser lebt der hochgiftige Blaue Krait, an Land winden sich Vipern und Spei-Kobras durch Gras und Gebüsch, in den Bäumen warten giftgrüne Peitschennattern.
Javas Tempel-Star
Kein Angkor-Wat-Flair mit Banyanbäumen und Ruinen befingernden Luftwurzeln. Das Gelände des weltweit grössten buddhistischen Tempels betritt man durch Hightech-Drehkreuze mit QR-Code-Scannern. Jeder Besucher erhält ruinenfreundliche Sandalen, die wie eine Flasche Mineralwasser im Ticketpreis von umgerechnet 25 Euro inbegriffen sind. Nach dem Scannen des QR-Codes auf Besucherarmbändern direkt vor dem Besteigen der Treppe bleibt den Besuchern genau eine Stunde für die Betrachtung von 72 Stupas, über 500 teils kopflosen Buddhas und von exakt 2.672 kunstvollen Relieftafeln. Um den Bau zu schützen, sind nie mehr als 200 Besucher zeitgleich auf den Treppen und Terrassen des 35 Meter hohen Tempels unterwegs.
Errichtet vor 1.200 Jahren war der grösste buddhistische Tempel der Welt fast 1.000 Jahre unter meterdicken Schichten von Vulkanasche und Gestrüpp verborgen und in Vergessenheit geraten. Die neun Plattformen des Borobudur bestehen aus zwei Millionen Steinquadern. Diese Galerien zeigen packende Reliefs mit Episoden aus dem Wirken und Leben Buddhas und Alltagsszenen aus dem 9. Jahrhundert, vor denen man Stunden verbringen könnte.
Hinduistischer Prachttempel
Prambanan, 856 fertiggestellt, gilt mit seinen acht Haupttempeln sowie Dutzenden Nebentempeln als eine der schönsten hinduistischen Tempelanlagen. Der Komplex, 18 Kilometer von Yogyakarta entfernt, ist den Göttern Shiva, Brahma und Vishnu geweiht. Der 47 Meter hohe Shiva-Tempel bildet das Zentrum. In Nebenkammern sind Statuen seiner Frau, seines Sohnes und seines Lehrers zu sehen. Nördlich steht der 34 Meter hohe Vishnu-Tempel, südlich der Brahma-Tempel. Reliefs an den Fassaden dieser Tempel erzählen aus dem Ramayana- und dem Krishnayana-Epos.
Als Tourist kommt man kaum dazu, sich die kunstvollen Steinmetzarbeiten in Ruhe anzusehen. Alle zehn Meter wird man von jungen Fussballfans, kichernden Highschool-Girls und Müttern mit Baby im Arm und YSL-Sonnenbrille im Haar angehalten und um ein Selfie gebeten.
Mega-Stau für Insta-Momente
Die Bergstrasse zum Hotel «Plataran Bromo» am Rand des Nationalparks schlängelt sich in vielen Serpentinen durch den Bromo Forest mit Zypressen, Pinien, Mahagoni- und Maulbeerbäumen bis auf 2.700 Meter Höhe hinauf.
Für alle, die den «stunning and instagrammable Sunrise over Mount Bromo» erleben wollen, endet die Nacht um zwei Uhr morgens. Dann machen sich die Jeeps auf den Weg: Der Aussichtspunkt auf dem Gipfel des 2.780 Meter hohen Gunung Pananjakan ist jeden Tag das Ziel Tausender Touristen. So werden die acht Kilometer zur Challenge. 1.000 oder mehr Toyota Land Cruiser machen sich gleichzeitig auf den Weg. Nach zwei Minuten: totaler Stillstand. Mega-Stau. Die Luft ist voller Abgase. Erst kurz vor vier erreichen wir den Pananjakan.
Lohnt sich der Hype?
Lohnt es sich, fast zwei Stunden in einer riesigen Abgaswolke zu verbringen? Nur wegen des Sonnenaufgangs nicht, zumal die Sonne nicht über dem Vulkan, sondern gegenüber aufgeht. Die Kulisse aber ist klasse. Der Bromo, Indonesiens aktivster Vulkan, versteckt sich unter dicken Wolken. Sein imposanter Nachbar, der 3.676 Meter hohe Semeru, aber schält sich aus der Wolkendecke und schickt eine Rauch- und Aschefahne in den Himmel. Exakt 14 Tage nach unserem Besuch schickt der Semeru bei mehreren Eruptionen 500 bis 1.200 Meter hohe Aschesäulen in den Himmel.
Was können Javabesucher angesichts des Stauwahnsinns tun? Ranger Pak Glemboh rät, am späten Nachmittag ein Taxi zum Gunung Pananjakan zu nehmen. Dann komme man staufrei ans Ziel und geniesse in Ruhe, wie die Sonne spektakulär hinter Javas höchstem Berg untergeht.
Für den Mount Bromo gilt seit sechs Jahren Warnstufe Gelb. Offiziell wird davor gewarnt, zum Kraterrand aufzusteigen. Dennoch zieht eine Prozession Leichtsinniger die 250 Stufen vom Sandmeer Lautan Pasir zum Kraterrand hinauf.
Bei der Abfahrt vom Gunung Pananjakan stehen wir wieder eine Stunde im Stau. Motorisierte Händler versorgen die Touristen aus aller Welt mit Tee und Kaffee oder shutteln als «Toilet Taxi» von Blasendruck geplagte Touristen zum WC am Gipfel.
Anreise (Auswahl)
Deutschland:
Schweiz:
Österreich:
Für Indonesien muss vorab auf evisa.imigrasi.go.id ein Visum beantragt und auf sshp.kemkes.go.id eine Gesundheitserklärung eingereicht werden.
Plataran Borobudur Resort & Spa
Liegt in Karangrejo, drei Kilometer vom Borobudur-Tempel, umgeben von Reisfeldern und kleinen Dörfern. Schöne, grosse Zimmer mit Balkon, Swimmingpool, sehr gute Küche. DZ/F ab 90 Euro
The Phoenix Hotel Yogyakarta
Grosses Hotel an zwei stark befahrenen Strassen. Swimmingpool, grosses Frühstücksbuffet. DZ/F ab 65 Euro
Plataran Resort & Spa Bromo
Schönes Berghotel «über den Wolken» mit nachhaltigen Ansätzen. Liegt am Eingang zum Bromo Tengger Semeru Nationalpark. Über 55 grosse Zimmer, kreatives Innendesign. Durch Holzbauweise teilweise etwas hellhörig. Gute Küche.
Veranstalter-Tipp
Meiers Weltreise hat eine neue Java-Rundreise im Programm, die alle Highlights der Insel verbindet: die 8-tägige Unique Moments-Rundreise «Die Wiege Indonesiens».
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