Letzte Aktualisierung: um 20:16 Uhr

Hohe Verluste

Madagascar Airlines stoppt internationale Flüge und verzichtet auf Embraer E2

Die staatliche Fluglinie von Madagaskar setzt ihre Paris-Flüge aus - denn Wet-Lease sorgt für hohe Verluste. Außerdem mietet Madagascar Airlines nun doch nicht drei Embraer E190-E2.

Schon vor Covid-19 stand Air Madagascar wirtschaftlich nicht gut da, die Pandemie schickte die staatliche Airline dann in Gläubigerschutz. Im Oktober 2021 fasste die Regierung des Inselstaates vor der afrikanischen Küste den Entschluss, die Airline mit ihrer Inlandstochter Tsaradia zusammenzulegen und als Madagascar Airlines neu starten zu lassen.

Im April 2022 wurde die neue Fluggesellschaft gegründet, im April 2023 erhielt Madagascar Airlines ihr eigenes Luftverkehrsbetreiberzeugnis (im Englischen Air Operator Certificate oder kurz AOC). Doch wirtschaftlich läuft es weiterhin nicht gut. Thierry de Bailleul, seit Ende 2022 Chef der Airline, erklärte bei einer Pressekonferenz am 7. November, die Fluggesellschaft mache pro Monat rund 2,8 Millionen Dollar (2,6 Millionen Euro) Verlust.

Vorerst keine Paris-Flüge mehr

In einer Mitteilung heißt es zudem, seit Gründung von Madagascar Airlines im April 2022 habe sich bis Ende des Jahres 2022 ein Verlust von 25 Millionen Dollar (23,5 Millionen Euro) angehäuft. In 18 Monaten – also bis Ende Oktober 2023 – seien es 36 Millionen Dollar. Als Hauptgründe für die «katastrophalen Verluste» nennt das Unternehmen den Einsatz von Wet-Lease-Partner auf der Langstrecke und hohe Kerosinkosten auf dem lokalen Markt. Nun soll eine temporäre Fokussierung auf Inlandsflüge Madagascar Airlines helfen.

De Bailleul kündigte unter dem Projektnamen «Phénix 2030» Maßnahmen an. Die wichtigste: Madagascar Airlines stellt ihre internationalen Flüge nach Paris vorübergehend ein, die sie bisher von Wet-Lease-Anbietern hatte durchführen ließ. Zuletzt war in ihrem Auftrag die deutsche USC mit ihrem Airbus A340-300 zwischen Paris und Antananarivo unterwegs, davor setzte Madagascar Airlines auf Ethiopian Airlines und Air Belgium.

280.000 Euro Verlust pro Umlauf

Pro Paris-Umlauf mache seine Airline rund 300.000 (280.000 Euro) Verlust, sagte De Bailleul. Um weiterhin ein Angebot nach Paris zu haben, setzt Madagascar Airlines nun auf eine Codeshare-Vereinbarung mit Corsair. Dabei handelt es sich allerdings nicht um Flüge nach Paris Charles de Gaulle Airport, sondern über Reunion nach Paris-Orly.

Um in Zukunft wieder selber nach Paris zu fliegen, will die Fluglinie auf Dry-Lease setzen, also nur das Flugzeug ohne Crew und Wartung mieten – womöglich schon in einigen Monaten. Denkbar sei das mit einem Airbus A330-300, aber auch eine Boeing 787 sei eine Option, so De Bailleul laut dem Portal Midi Madagasikara: «Es hängt alles von der Marktsituation, der Verfügbarkeit des Flugzeugs, aber auch vom Mietpreis ab.»

Doch keine Embraers E190-E2

Eine weitere Maßnahme: Madagascar Airlines wird nicht wie geplant drei Embraer E190-E2 von der Leasingfirma Azorra mieten. Der Vertrag dafür war erst Ende 2022 unterzeichnet worden. De Bailleul sagte dem Portal 2424.mg zufolge, man sei zu dem Schluss gekommen, «dass es zu früh ist für Madagascar Airlines, auf die Embraer E190-E2 zu setzen».

Er habe zwar keine Zweifel an der E2 selber, aber es gebe aktuell große Bedenken bei den GTF-Triebwerken von Pratt & Whitney, so der Manager. «Der Triebwerkshersteller verwendet sicherlich revolutionäre Hochleistungstechnologie, aber diese Motoren bleiben im Moment noch anfällig. Und das bedeutet eine hohe Ausfallrate.» Der Rücktritt vom Mietvertrag habe für seine Fluglinie keine negativen finanziellen Auswirkungen.

ATR-Flotte wird überarbeitet

Madagascar Airlines will stattdessen drei Embraer E190-E1 mieten. Die Fluggesellschaft kündigt außerdem an, ihre ATR-Flotte zu restrukturieren. Als Folge der Verluste auf der Langstrecke sei man teilweise finanziell nicht mehr in der Lage gewesen, die Turbopropmaschinen flugtauglich zu halten, heißt es in der Mitteilung.

Nun werde man einige ATR ausflotten und andere wieder flugtauglich machen, so die Airline. Außerdem ist geplant, die Wartung wieder zu verbessern, das Ersatzteillager aufzufüllen sowie neue Techniker und auch einige neue Crews auszubilden.