Flugplatz Kägiswil aus der Luft: Die Schweizer Luftrettung will an den Standort.

Flugplatz KägiswilSchweizer Luftrettung Rega verdrängt Privatluftfahrt von Flugplatz

Der Flugplatz Kägiswil in der Zentralschweiz ist die Heimat zahlreicher Privatpiloten und Flugschulen. Doch das soll sich ändern. Die Schweizer Luftrettung will an den Platz ziehen. Dagegen formiert sich Widerstand.

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Neben Schweizer Uhren und Schokolade ist auch die Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega) eine nationale Institution. Im vergangenen Jahr führten ihre Ambulanzflugzeuge und Hubschrauber knapp 20.000 Einsätze durch und halfen damit im Durchschnitt 35 Patientinnen und Patienten pro Tag. Doch ausgerechnet die Luftrettung sorgt jetzt für massiv Unmut in der Schweiz.

Denn die Verwaltung und der Wartungshangar für die Helikopterflotte müssen umziehen. Ihre bisherige Heimat im Rega-Center am Flughafen Zürich muss die Rettungswacht bis spätestens 2030 räumen, weil der Flughafen einen neuen Rollweg auf dem Gelände plant. Für Ärger sorgt nun der neue Standort: Die Rega möchte ausgerechnet in die Zentralschweiz an den Flugplatz Kägiswil ziehen.

Rega will in die Zentralschweiz

«Die Möglichkeit, in Kägiswil den neuen Rega-Hauptsitz mit der Verwaltung, dem Helikopter-Wartungsbetrieb sowie der nationalen Luftrettungszentrale zu bauen, ist eine einmalige Chance, welche die Rega unbedingt nutzen will», sagte ein Pressesprecher im Juni zu 20 Minuten. Der Umzug würde bedeuten, dass rund 200 Beschäftigte mitziehen müssten.

Der Flugplatz Kägiswil besteht seit dem Zweiten Weltkrieg und befindet sich bis heute im Besitz des Schweizer Militärs, der armasuisse. Er wird seit 1995 wird ausschließlich zivil genutzt. Betrieben wird Kägiswil von der Flugplatzgenossenschaft Obwalden (FGOW).

Drei Flugschulen mehrere Flugsportgruppen und Segelflieger nutzen die Anlage. Auch die Betriebsfluggruppe des nahen Flugzeugbauers Pilatus nutzt den Platz mit seiner 780 x 40 Meter breiten Asphaltpiste. Kägiswil ist der einzige Flugplatz in der Zentralschweiz, der die Grundschulung für Leichtflieger ermöglicht. Damit ist der Flugplatz besonders für die Nachwuchsförderung und Ausbildung entscheidend. Die drei Flugschulen sind für rund 60 aller Flugbewegungen verantwortlich.

Dramatische Folgen für Privatfliegerei

Die Pläne der Rega nach Kägiswil könnte das Aus für die ansässigen Betriebe und Privatfliegenden bedeuten: Die Rettungsflugwacht plant den Abriss der bestehenden Piste und eine Umnutzung als reinen Hubschrauberlandeplatz. «Ein paralleler Heli- und Flugbetrieb ist nicht möglich und wäre nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen auch zu riskant», sagte Rega-Chef Hans Kohler im Juni.

Die FGOW lehnt die Umzugspläne der Rega vehement ab. Nach ihren Angaben würde die geplante Umnutzung als reiner Hubschrauberlandeplatz die ansässigen Privatpiloten, Flugschulen und Vereine verdrängen. Die FGOW warnt vor existenziellen Folgen: Weil es keine alternativen Plätze gibt, würde es das Aus für die betroffenen bedeuten.

Einsatzort durch die Hintertür

Hinzukommt, dass die Rega offiziell plant, am Standort nur einen Verwaltungs- und Wartungsstandort einzurichten. Einsätze sollen von den 14 über die Schweiz verteilten Basen geflogen werden. Doch die das Betriebsreglement sieht bereits Ausnahmen für Einsätze ab Kägiswil vor. Das nährt die Befürchtung, dass daraus später ein vollwertiger Einsatzstützpunkt werden könnte und somit könnten die Lärmbeschränkungen umgangen werden.

Am 24. September bestätigte das Bundesamt für Zivilluftfahrt BAZL, dass die im Frühjahr begonnenen Planungen und Gespräche mit Bund, Kanton und Gemeinde für eine Umnutzung des ehemaligen Militärflugplatzes Kägiswil für Rega fortgeführt werden. Die finale Entscheidung erfolgt durch den Bundesrat und ist für Ende 2026 geplant.

Flugplatzgenossenschaft kämpft um Erhalt

Doch die Flugplatzgenossenschaft (FGOW) kämpft weiter um die Nutzung des Flugplatzes. Mit einer Petition kämpft sie für den Erhalt. Die Petition will bis März 5000 Unterschriften sammeln. Nach nur zwei Tagen haben bereits 3400 Unterstützer unterzeichnet. Die Petition soll den Behörden zeigen, dass der Flugplatz für Privatpiloten und Vereine unverzichtbar ist.

Gleichzeitig nimmt der politische Druck zu. Mitte September hat der Präsident des Aero-Club der Schweiz und Nationalrat, Matthias Jauslin, eine Motion eingereicht, in der er den Bundesrat auffordert, einen Entwurf für ein Gesetz auszuarbeiten, um den Erhalt des Flugplatzes Kägiswil zu sichern.

Zahlreiche rechtliche Hürden

Auch der Schweizer Verkehrsminister Rösti hat eine Studie zur Mischnutzung in Auftrag gegeben. Die FGOW unterstützt dies, um den Ausbildungsstandort zu erhalten und gleichzeitig die Ansiedlung der Rega zu ermöglichen – allerdings ohne die Flächenfliegerei zu verdrängen.

Einige rechtliche Hürden stehen dem Projekt der Rega noch im Weg. So müsste das der Sachplan Infrastruktur Luftfahrt (SIL) der Schweiz geändert werden. Das geht frühestens 2026 und dauert lange, weil Bund, Kanton und Gemeinde zusammenarbeiten müssen. Auch im Kanton müssen die Pläne abgesegnet werden, was mitunter Jahre dauern kann.

Privatpilotinnen und Piloten in der Schweiz werden verdrängt

Aktuell bleibt der Flugplatz Kägiswil bis mindestens Ende September 2026 in Betrieb. Noch ist unklar, weas dmaachb passiert. Der Streit um Kägiswil ist kein Einzelfall. Am Flughafen Basel will das Management die Zone Nord schließen, die Heimat der General Aviation. Mit der Folge, dass Privatpiloten ihre Heimat verlieren, weil es, wie auch in Kägiswil, keine Alternativstandorte gibt.

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