Wandelflugzeuge sind Verwandlungskünstler. Sie starten wie Hubschrauber, fliegen aber wie Flugzeuge. Möglich machen das Kipprotoren. Breit durchgesetzt haben sich solche Flugzeuge bisher nicht. Denn sie verbrauchen mehr Treibstoff, sind teurer in der Anschaffung und machen mehr Lärm.
Und so ist es nicht erstaunlich, dass sich Wandelflugzeuge - im Englischen Convertiplanes genannt - bisher nur im militärischen Bereich wirklich durchsetzen konnten. Bekanntestes Beispiel sind die Bell-Boeing V-22 Osprey und die sich in der Testphase befindliche Bell V-280. Leonardo versuchte, die Kipprotor-Technologie mit der AW 609 im zivilen Bereich zu etablieren - bisher ohne Erfolg.
Die Lanying R6000 bietet eine Nutzlast von zwei Tonnen
Trotzdem probiert es ein chinesisches Unternehmen nun ebenfalls: United Aircraft hat kürzlich die Lanying R6000 vorgestellt. Das Wandelflugzeug mit zwei Kipprotoren vereine «auf einzigartige Weise die vertikalen Start- und Landefähigkeiten eines Hubschraubers mit der hohen Reisegeschwindigkeit eines Starrflügelflugzeugs und bietet damit eine außergewöhnliche Missionsanpassungsfähigkeit und Betriebseffizienz», so der Hersteller. Es ist 11,8 Meter lang und 5,3 Meter hoch.
Die Lanying R6000 bietet ein maximales Startgewicht von 6,1 Tonnen, eine Nutzlast von zwei Tonnen, eine maximale Dienstgipfelhöhe von 7620 Metern, eine maximale Reisegeschwindigkeit von 550 Kilometern pro Stunde und eine Reichweite von über 4000 Kilometern. Das ermögliche Schwerlasttransporte wie den Transport von Ölfeldausrüstungen und Abwürfe von Notrationen in Krisengebieten, so United Aircraft. Aber auch der Transport von sechs bis zwölf Passagieren in einer VIP-Kabine oder von Kleinfracht sind mögliche Anwendungen.
In Kürze soll der Erstflug des Wandelflugzeugs folgen
United Aircraft hebt ein «optimiertes Design» hervor, bei dem nur die Rotoren geneigt würden. Dies mindere die bei herkömmlichen Wandelflugzeugen bestehenden Sicherheitsrisiken für Personal und Landeplattformen und verbessere «damit erheblich seine Eignung für komplexe Umgebungen wie städtische, bergige und maritime Gebiete».
Erste Starttests hat die Lanying R6000 bereits hinter sich. Sie hätten «die hohe Zuverlässigkeit der Kernfunktionen, darunter senkrechtes Starten und Landen sowie Anpassungsfähigkeit an komplexe Umgebungen, umfassend bestätigt», so der Hersteller weiter. Im Dezember ist nun der Erstflug geplant.
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