Zentralasiatische Fluglinien erfreuen Boeing aktuell mit Bestellungen: Air Astana aus Kasachstan, Somon Air aus Tadschikistan und Uzbekistan Airways aus Usbekistan. Somon Air ordert auch Boeing 737 Max, davon abgesehen wählen alle drei Fluggesellschaften ein und dasselbe Modell: den Dreamliner in der Variante Boeing 787-9.
Die mittelgroße Version der Boeing 787 ist auch die, für die Lufthansa Group sich entschieden hat. Und wer nun das Gefühl hat, dass die 787-9 die beliebteste Version des Modells ist, irrt sich nicht. Insgesamt erhielt der amerikanische Flugzeugbauer Aufträge für 671 Exemplare der kleinen Boeing 787-8, 1604 der mittelgroßen 787-9 und 455 der großen 787-10.
In vergangenen Jahren mehr Orders für 787-10 als für 787-8
Dass die 787-8 vor der 787-10 liegt, hat damit zu tun, dass es sie viel früher gab. Die 787-8 wird seit 2011 ausgeliefert, die 787-9 seit 2014 und die 787-10 erst seit 2018. Mittlerweile hat sich die Gewichtung aber verschoben: Von Anfang 2023 bis Ende Oktober 2025 gab es Bestellungen für 221 Boeing 787-10, aber nur für sieben 787-8. Ungebrochen blieb die Dominanz der 787-9 mit Aufträgen für 462 Jets in dieser Zeit.
Doch warum ist die mittelgroße Variante so viel beliebter als die anderen beiden? Um das zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die Basis-Daten der drei Versionen der Boeing 787:
(Ein Klick aufs Foto öffnet es größer.)
Boeing
Die Boeing 787-9 hat bei der Reichweite die Nase vorne
Es zeigt sich: Fluggesellschaften können mit der Boeing 787-9 in einer typischen Zwei-Klassen-Bestuhlung 48 Reisende mehr transportieren als mit der 787-8 - und haben dabei sogar 480 Kilometer mehr Reichweite. In die 787-10 passen zwar nochmal 40 Fluggäste mehr hinein, doch dafür ist die Reichweite 2280 Kilometer geringer als bei der 787-9.
Die 787-10 ist also das richtige Flugzeug für Fluggesellschaften, denen die hohe Passagierkapazität an dieser Stelle wichtiger ist als noch mehr Reichweite. Oder sie ist bei großen 787-Betreibern wie United Airlines oder Qatar Airways, die alle drei Varianten bestellt haben, ein Puzzleteil. Die folgende Boeing-Grafik zeigt die unterschiedlichen Reichweiten, hier am Beispiel Los Angeles:
Boeing
Boeing 787: Die Wirtschaftlichkeit der Varianten
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Wirtschaftlichkeit. Im «Boeing Commercial Airplanes Reference Guide» lieferte der Hersteller imJahr 2022 Verbrauchsdaten. Für die 787-8 standen pro 100 Passagierkilometer (also pro Reisendem pro 100 Kilometer) 2,6 Liter Kerosin zu Buche. Bei der 787-9 waren es nur 2,4 Liter. Entsprechend niedriger fiel auch der CO₂-Ausstoß pro Passagierkilometer aus. Zwar erreichte die 787-10 einen noch niedrigeren Wert von 2,2 Liter - aber eben zum Preis geringerer Reichweite.
Es lässt sich bilanzieren, dass die 787-9 unter den Dreamliner-Varianten für viele Fluglinien wohl den Sweet Spot trifft, also den Punkt, an dem das beste Gleichgewicht verschiedener Faktoren besteht: Kapazität, Reichweite, Einsatzprofil und Wirtschaftlichkeit.
Unabhängiger Luftfahrtjournalismus braucht Auftrieb. Bei aeroTELEGRAPH arbeitet ein Team erfahrener Luftfahrtjournalistinnen und -journalisten, das die Branche seit Jahren begleitet. Für den Preis von weniger als einem Cappuccino im Monat lesen Sie werbefrei – und helfen, dass wir weiter kritisch und fundiert berichten können. Jetzt hier klicken und abonnieren