Air Saint-Pierre im französischen Überseegebiet Saint-Pierre und Miquelon hat nur zwei Flugzeuge. Ihre Reims-Cessna F406 Caravan II steht nun zum Verkauf. Das führt zu Sorgen auf den Inseln - gerade auch in medizinischer Hinsicht.
Wer an französische Überseegebiete denkt, hat womöglich zuerst Karibikstrände in Guadeloupe im Kopf oder Palmen auf La Réunion. Doch zu Frankreich gehören auch Überseegebiete in ganz anderen Klimazonen, so etwa Saint-Pierre und Miquelon.
Die kleine Inselgruppe liegt vor der kanadischen Ostküste, etwa 25 Kilometer südlich von Neufundland. Es handelt sich um den letzten Teil der 1763 an Großbritannien verlorenen Kolonie Neufrankreich, der noch zu Frankreich gehört. Knapp 6000 Menschen leben dort heute.
Und seit 1964 gibt es dort auch eine Fluggesellschaft: Air Saint-Pierre. Sie sitzt am Aéroport de Saint-Pierre Pointe-Blanche. Für Flüge zwischen den Inseln und nach Kanada betreibt sie eine ATR 42-600 und eine Reims-Cessna F406 Caravan II. Im Sommer beauftragt sie zudem Airlines mit größeren Flugzeugen mit Flügen nach Paris. Aktuell ist ASL Airlines mit einer Boeing 737-700 ein Mal pro Woche für Air Saint-Pierre auf der Strecke unterwegs.
Doch nun steht die Cessna zum Verkauf. «Makellose F406 Caravan II. Ein professioneller Besitzer/Betreiber seit Neukauf. Derzeit in Betrieb in Saint-Pierre & Miquelon, Frankreich», steht in der Anzeige, die auf verschiedenen Portalen zu finden ist. Das Flugzeug habe acht Plätze und sei 2024 neu lackiert worden. «Die schönste F406 auf dem Markt», heißt es. Insgesamt wurden zwischen 1983 und 2013 nur knapp 100 Exemplare des Modells gebaut.
Der Preis beträgt 2,1 Millionen Euro ohne Mehrwertsteuer. Gegen Aufpreis ist zum einen ein großer Lagerbestand an Ersatzteilen zu haben, zum anderen ein Medevac-Kit, also Ausstattung, um das Flugzeug für medizinische Evakuierungen nutzen zu können.
Doch der Verkauf sorgt für Widerstand. So schreibt etwa Franck Detcheverry, Bürgermeister der Insel Miquelon-Langlade, das Flugzeug sei «für Miquelon, aber auch für Saint-Pierre unverzichtbar, sei es für den Passagiertransport oder medizinische Evakuierungen zu unseren Inseln und nach Kanada». Eine Lösung mit der ATR werde nicht funktionieren, denn: «Mit ihren Rotationen nach Kanada und dem unvorhersehbaren Wetter werden Flüge nach Miquelon mehr als nur zufällig stattfinden.»
Yannick Cambray, Bürgermeister von Saint-Pierre, erklärte laut dem Sender Outre-mer La 1ère: «Diese Situation ist äußerst besorgniserregend.» Sie stelle ein echtes Problem für die öffentliche Gesundheitsversorgung dar. «Ohne ausreichende Flugverbindungen könnte der Archipel ohne schnelle medizinische Evakuierungen dastehen, obwohl diese in der Vergangenheit bereits viele Leben gerettet haben.» Eine Lösung sei dringend nötig.
Eine detaillierte Stellungnahme von Air Saint-Pierre ist noch nicht bekannt. Chef Benoit Olano teilte am Freitag (22. August) lediglich als «Klarstellung» mit, er sei am Vortag bei einer Fernsehsendung zu Gast gewesen, «um über das heikle Thema des Verkaufs der Cessna und seine Folgen zu sprechen». Offenbar aus Zeitgründen habe er seine Erklärungen aber nicht zu Ende bringen können. «Ich hatte das Gefühl, dass es noch einige Fragen und Punkte gab, zu denen ich gerne Klarheit geschaffen hätte», schreibt Olano. Das sei bedauerlich. Absurderweise endet er damit, anstatt die Details inklusive der im TV fehlenden Punkte zu nennen.