Afghanistan ist vom Rest der Welt abgeschnitten: Die Taliban lähmt auch den Luftverkehr.
Gähnende Leere statt regem Treiben: Am Flughafen Kabul geht dieser Tage kaum mehr etwas. Wie Augenzeugen dem Rundfunkanbieter BBC berichten, wurden am Montagabend (29. September) alle Flüge ab dem Airport der afghanischen Hauptstadt gestrichen. Selbst die Anzeigen auf den Monitoren gaben kaum noch Auskunft, meist stand dort nur: «unbekannt».
Auslöser für den Stillstand ist ein radikaler Schritt der Taliban-Regierung. Sie legte das Internet im gesamten Land still. Begonnen hatte es erst mit einzelnen Provinzen. Am Montagabend, gegen 17 Uhr, war die Hauptstadt dran. Zuerst wurden die Breitbandverbindungen gekappt, dann auch die 4G- und 3G-Mobilnetze. Surfen ist seither faktisch nicht mehr möglich.
Ein Reisender, der am Dienstag in Kabul landen wollte, wurde laut dem Bericht vertröstet. Frühestens am Donnerstag sei das wieder möglich, vielleicht später. Nationalairline Kam Air will ebenfalls ab Donnerstag wieder nach Flugplan fliegen.
Angekündigt hatte die Regierung die Abschaltung des Internets nicht. Auch gibt sie keine Informationen, wie lange es anhalten wird. Als Grund nennen die Taliban Sorgen vor einem Zerfall der Sitten.
Die Folgen sind weitreichend. Ohne funktionierende Datenleitungen lassen sich Flugpläne nicht koordinieren, Zahlungsströme zwischen Airlines und Dienstleistern sind blockiert. Flugverfolgungsseiten registrierten am Dienstag nur noch ein paar vereinzelte Flüge, viele mit Status unbekannt.
Auch der Luftraum über dem Land scheint aktuell weitgehend leer. Dabei war Afghanistan zuletzt für Überflüge bei Fluglinien beliebt. Aufgrund der vielen Konflikte in der Region wichen sie auf das gebirgige Land aus. Das scheint zumindest aktuell nicht der Fall zu sein.
Auch die internationale Presse berichtet, keinen Kontakt mehr zu Vertretungen in Kabul halten zu können. Die Vereinten Nationen fordern eine sofortige Rückkehr zum Normalbetrieb. Der Blackout isoliere Afghanistan vom Rest der Welt und füge dem Land massiven ökonomischen Schaden zu.
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