Letzte Aktualisierung: um 13:30 Uhr

«Eine unerträgliche Kälte»

Ein Kubaner starb dieser Tage bei der Flucht im Fahrwerk eines Jets. Ein Landsmann erzählt, wie er vor 42 Jahren das gleiche überlebte.

Armando Socarrás tat das vor 42 Jahren, was nun Adonis G.B. wieder versuchte. Er versteckte sich in einen Radkasten einer Iberia-Maschine, um von Kuba nach Spanien zu flüchten. Anders als der 23-jährige, der auf der Reise erfror, schaffte der Mann es bis nach Madrid. Jetzt hat er von seinem Wohnsitz in den USA aus der spanischen Zeitung Publico ein Interview gegeben und erzählt wie es damals im Fahrwerk war. «ich erinnere mich an eine unerträgliche Kälte und ohrenbetäubenden Lärm. Zudem hatte ich Sauerstoffmangel», so Socarrás aus seinem Exil. Sein Gedächtnis reicht indes nur noch zwei Stunden weit. Danach ist er ohnmächtig geworden.

Er uns sein Freund Jorge Perez Blanco hatte sich an jenem 3. Juni 1970 am Ende der Landebahn am Flughafen von Havanna im Gras versteckt. Als die Maschine zum Startpunkt rollte, seien sie losgerannt und in die Fahrwerkschächte geklettert, erzählte Socarrás. Sie hatten sich mit Gummisohlen ausgerüstet, um besser klettern zu können und Seilen, um sich zu befestigen. Auch an Watte hatten die beiden Teenager gedacht, ums ich vor dem Lärm zu schützen. Den Moment nach dem Start beschrieb der Exilkubaner früher einmal als Horrorszenario. Als die Räder hochgeklappt wurden, sei er immer mehr nach oben in den Schacht geklettert. Er habe mit den Füssen versucht, Gegendruck zu erzeugen, aber ohne Erfolg. Im letzten Moment hätten die Räder dann gestoppt und ihm minimalen Raum gelassen.

Tragisches Ende

Doch dann öffneten sich die Türen wieder. Der Pilot meldete ein Problem mit dem rechten Fahrwerk. Doch beim zweiten mal schloss sich der Radkasten korrekt. Socarrás konnte aufatmen. Und er überlebte. «Es war ein Wunder», erzählte der Kuba-Flüchtling im Publico weiter. Als er am Flughafen entdeckt worden sei, habe man keinen Puls mehr feststellen können. «Ich sei in eine Art Winterschlaf verfallen, erzählten mir damals die Ärzte», so Socarrás der Zeitung. Das Hirn und das Herz hätten auf Sparflamme gearbeitet. Früher hatte er einmal berichtet, dass er am Flughafen aus dem Schacht gefallen sei. Der Techniker, der ihn als erster entdecket habe Eis an Ohren und Mund festgestellt, aber gemerkt, dass er nicht tot sei. Erst als ihn die Krankenschwester des Flughafens Barajas untersuchte, sei er wieder zu Bewusstsein gekommen. Sie habe ausgerufen: «Er lebt!». Weniger Glück hatte sein Freund Jorge Perez Blanco, der damals in der gleichen Maschine mitreiste. Er starb auf der Reise.

Nicht geschafft hat es auch Adonis B.G. diese Woche. Auf dem Flughafen Havanna schlich sich der 23-Jährige ins Fahrwerk eines Airbus A340 von Iberia. Die Reise endete am Mittwoch (13. Juli) tragisch: Bei der Ankunft in der spanischen Hauptstadt wurde die Leiche des Kubaners bei einer Kontrolle der Maschine im Radkasten entdeckt. Atemversagen nach Unterkühlung und Quetschungen an Brustkorb und Kopf wurden an der Leiche festgestellt.