Embraer E195 von Austrian Airlines: Ein Jet dieses Typs geriet in Schwierigkeiten.

Embraer E195 von Austrian Airlines: Ein Jet dieses Typs geriet in Schwierigkeiten.

Austrian Airlines

Über Salzburg durchgestartet

Austrian-Airlines-Piloten 73 Sekunden handlungsunfähig

Die Piloten einer Embraer von Austrian Airlines verloren beim Durchstarten den Schub aus den Augen. Über Salzburg drohte ein Strömungsabriss, wie die Untersuchung zeigt.

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Der Hinflug von Salzburg nach Frankfurt war noch ohne besondere Vorkommnisse verlaufen. Doch auf dem Rückweg sah sich eine Embraer E195 von Austrian Airlines am 27. Oktober 2017 vor der Landung in Salzburg schwierigen Bedingungen gegenüber: Scherwinde, zu- und abnehmender Rückenwind, Gewitter- und Regenschauer in der Umgebung. An Bord der Maschine befanden sich 97 Reisende, zwei Piloten, ein mitreisenden Pilotenschüler im Cockpit sowie zwei Crew-Mitglieder in der Kabine.

Um 15:35 Uhr deaktivierte der steuernde Pilot bei starkem Rückwind den Autopiloten. Eine Sekunde später, knapp 4,3 Kilometer von der Piste entfernt, löste das bordeigene System bei schon wieder rasch abnehmenden Rückenwind eine Scherwind-Warnung (Windshear-Caution) aus. Die überraschten Piloten entschieden sich zum Durchstarten.

Zwei Sekunden vibrierten die Knüppel

Allerdings unterlief ihnen dabei ein Fehler: Sie drückten weder die Leistungshebel weit genug nach vorne, noch drückten sie die TO/GA-Schalter (Take-Off/Go-Around), wie aus dem am 30. Juli 2021 veröffentlichten Abschlussbericht der Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes zu dem Vorfall hervorgeht, der als schwere Störung eingeordnet wird.

So blieb die automatische Schubkontrolle (Autothrottle) aktiv und drosselte die Leistung der Triebwerke. Der Jet verlor an Geschwindigkeit und stieg zu langsam. Zugleich erhöhte sich der Nickwinkel des Fliegers von 8 auf 14 Grad und der Rückwind nahm wieder zu. Der Embraer drohte ein Strömungsabriss. So gab es 15 Sekunden nach der Scherwind-Warnung eine Überziehwarnung - die Steuerknüppel vibrierten zwei Sekunden lang (Stickshaker).

Piloten mit Surprise and Startle Effect

«Sowohl bei der Windshear, als auch beim annähernd überzogenen Flugzustand hätte das Autothrottle-System ausgeschaltet werden müssen», hält der Bericht fest. Doch erst 73 Sekunden nach der Scherwind-Warnung wurde schließlich TO/GA gedrückt. So erhöhte sich endlich die Triebwerksleistung, das Flugzeug stieg, flog zwei Warteschleifen und konnte um 16:01 Uhr ohne weitere Vorkommnisse landen. Die geringste Flughöhe über dem Flughafen Salzburg beim ganzen Durchstartmanöver betrug 198 Meter.

«Durch die unerwartete Windshear-Anzeige unterlagen beide Piloten vermutlich dem sogenannten 'Surprise and Startle Effect' (Überraschungs- und Schreckmoment)», hält der Bericht fest. «Die Windshear-Anzeige stellte die erste Bedrohung dar und verursachte wahrscheinlich eine eingeschränkte Handlungsfähigkeit.» Zu diesem Zeitpunkt habe die Cockpitbesatzung daher primär instinktiv reagiert und sei bei der Verarbeitung der Sinneswahrnehmungen vermutlich eingeschränkt gewesen.

Airline lieferte «höchst unterschiedliche» Meldungen

So kam es zum annähernd überzogenen Flugzustand in Kombination mit geringer Flughöhe. «Diese Bedrohung hat die bereits vorhandene Handlungseinschränkung der Cockpitbesatzung vermutlich weiter verstärkt und führte zu einer Blockade bei der Informationsverarbeitung und Durchführung der erforderlichen Verfahren.» Der Bericht spricht von einer «Handlungsunfähigkeit von 73 Sekunden» - einer Dauer, die zu wissenschaftlichen Untersuchungen zum Surprise and Startle Effect passe.

Der Bericht kritisiert auch Austrian Airlines. Der Betreiber habe die Aufzeichnung der Cockpitgespräche auf dem Stimmenrekorder nicht sichergestellt und nicht zur Verfügung gestellt, heißt es. Zudem habe die Airline «zwei höchst unterschiedliche Ereignismeldungen zu diesem Vorfall» übermittelt und dafür keine schlüssig Erklärung geliefert.

Den ganzen Abschlussbericht können Sie sich hier im PDF-Format anschauen.

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