Letzte Aktualisierung: um 11:09 Uhr

Flugzeug stürzte senkrecht zu Boden

Alle 20 Insassen sterben beim Ju-52-Absturz

Das Flugzeugunglück in den Schweizer Alpen hat keiner der Insassen überlebt. Die Ju-52 prallte nahezu senkrecht und mit relativ hoher Geschwindigkeit auf den Boden.

Aktualisiert vor 6 Jahren

Nun ist es traurige Gewissenheit: Beim Absturz einer Junkers Ju-52 des Schweizer Rundfluganbieters Ju-Air am Samstagnachmittag (4. August) sind alle 20 Insassen um Leben gekommen. «Es konnten keine Überlebenden vorgefunden werden», sagte Andreas Tobler von der Kantonspolizei Graubünden bei einer Pressekonferenz am Sonntag.

Bei den Opfern handelt es sich um elf Männer und neun Frauen im Alter zwischen 42 und 84 Jahren. 17 waren Passagiere, drei Besatzungsmitglieder. Ein Ehepaar und ihr Sohn stammten aus Niederösterreich, die anderen Insassen waren Schweizer.

«Nahezu senkrecht auf den Boden»

Das Flugzeug mit der Registrierung HB-HOT befand sich im Rahmen einer zweitägigen Reise auf dem Rückflug von Locarno nach Dübendorf. Es startete um 16.10 Uhr in Locarno und stürzte um kurz vor 17 Uhr an der Westflanke des Piz Segnas ab. Die Ju-52 sei «nahezu senkrecht und mit relativ hoher Geschwindigkeit auf den Boden geprallt», sagte Daniel Knecht von der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust).

Auch wenn die Untersuchung gerade erst angelaufen sei, könne man ausschließen, dass es vor dem Absturz eine Kollision in der Luft, etwa mit einem Kabel, gegeben habe, so Knecht. Ebenfalls habe das Flugzeug nicht schon Teile in der Luft verloren oder sei gar auseinander gebrochen. Fremdeinwirkung von außen könne man auch ausschließen.

Flugzeug hatte keine Blackbox

Die Untersuchung sei relativ komplex, erklärte Knecht, auch da es in solchen Tälern typischerweise wenig Radaraufzeichnungen gebe. Die Ju-52 verfügte über keine Blackbox, wie Andreas Tobler von der Kantonspolizei sagte. «Meines Wissens nach sind keine technischen Aufzeichnungen vorhanden.» Auch sei auch nicht bekannt, dass ein Notruf eigegangen sei.

Auf die Frage, ob die Hitze bei dem Unfall eine Rolle gespielt habe, erklärte Knecht, grundsätzlich seien hohe Temperaturen zwar eine Beeinträchtigung für ein Flugzeug. «Aber sie sind nie die Unfallursache, höchstens der Umgang damit.»

Sehr erfahrene Piloten

Ju-Air ist ein ehrenamtlicher Verein, der Rundflüge mit den historischen Fliegern anbietet. «Wie es zum Unglück kam, können wir uns nicht erklären», sagte Ju-Air-Chef Kurt Waldmeier. Der Hinflug von Dübendorf nach Locarno sei ohne Vorkommnisse verlaufen. Gewartet wurde die Ju-52 laut Waldmeier zuletzt Ende Juli, ohne dass dabei Mängel zutage traten.

Bei den zwei Piloten habe es sich um sehr erfahrene Kapitäne mit über 30 Jahre Flugerfahrung gehandelt, unter anderem als Linienpiloten und in der Luftwaffe, so der Ju-Air-Chef. Der 61-jährige Kapitän habe zuletzt Airbus A330 bei Swiss geflogen und seit 2004 regelmäßig Ju-52. Der zweite Kapitän sei 62 Jahre alt gewesen habe als Linienpilot für bei Swissair, Swiss und Edelweiss gearbeitet. Auch die Flugbegleiterin sei erfahren gewesen.

Ju-52 nicht aufgetankt

Das Flugzeug sei in Locarno nicht aufgetankt worden, sagte Waldmeier weiter. Er erklärte außerdem, dass die Piloten die genaue Flugroute selber wählen könnten. Ju-Air hat den Flugbetrieb bis auf weiteres eingestellt.

Vor dem Unfall besaß der Verein eine Flotte von drei Junkers Ju-52. Nun existieren weltweit nur noch sieben flugtaugliche Ju-52.