Fanni Pajer: Ein bewegtes Berufsleben.

Fanni PajerVom Plattenbau neben dem Flughafen zur Pionierin in Österreichs Luftfahrt

Rückschläge, Kündigungen und Vorurteile – Fanni Pajer flog durch einige Turbulenzen. Und hat sich ihren Traum doch erfüllt. Sie ist Österreichs einzige Ferry-Pilotin. Heute überstellt sie Flugzeuge rund um die Welt und möchte anderen Frauen Mut machen, ins Cockpit zu steigen.

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Dass Fanni Pajer einmal die einzige Ferry-Pilotin Österreichs werden würde, war alles andere als klar, als sie auf die Welt kam. Die Wahlösterreicherin, die seit mehr als 30 Jahren in Wien lebt, hat sich unter Österreichs Piloten und Flugausbildern einen guten Namen gemacht. Viel herumgekommen ist sie schon ihr ganzes Leben, wie sie aeroTELEGRAPH bei einem Treffen in Wien erzählt.

In Ostdeutschland geboren, der Vater ein Ungar, die Mutter eine Ostdeutsche, wanderte die Familie 1983 nach Ungarn aus, um dem strengen Kommunismus zu entkommen. Nach Jahren in Budapest und einem entspannteren Leben im sogenannten «Gulaschkommunismus» zog Fanni mit 15 Jahren zu ihrem inzwischen geschiedenen Vater nach Österreich.

Eigentlich wollte sie zu CNN

Eigentlich träumte die junge Fanni Pajer davon, Journalistin bei CNN zu werden. Doch es kam anders. Nach Abschluss der Schule begann sie mit 19 Jahren als Flugbegleiterin bei der aufstrebenden österreichischen Fluglinie Lauda Air.

Schon damals war die Begeisterung für die Luftfahrt tief verankert. Als Kind wohnte sie in einem Plattenbau gleich neben dem Flughafen Budapest-Ferihegy, von wo sie den Flugverkehr beobachten konnte: «Ich glaube, mein erster Flug war mit zwei Jahren auf einem Interflug-Linienflug zwischen Dresden und Budapest in einer Tupolew 134. Viele weitere Flüge mit Malev und Interflug folgten. Wahrscheinlich entstand so meine Leidenschaft für die Luftfahrt.»

Erste Griffe im Cockpit

Auch als Flugbegleiterin interessierte sich Pajer mehr für das Cockpit als für die Kabine: «Mein Interesse an der Arbeit der Piloten war groß. Ich habe immer wieder die Crews besucht und durfte manchmal sogar das Fahrwerk ausfahren oder einen Schalter bedienen.»

Befreundete Lauda-Air-Piloten nahmen sie schließlich mit nach Stockholm, wo sie bei einem Training im Boeing-737-Simulator von SAS erstmals selbst ein Flugzeug steuern durfte. «Bis dahin gab es in Österreich nur sehr wenige Pilotinnen. Doch bei Lauda Air gab es eine – die zufällig auch Fanny hieß. Ich wusste also: Der Traum ist umsetzbar, auch wenn Frauen im Cockpit damals noch exotisch waren.»

In fünf Wochen zur Lizenz

Der Entschluss stand fest: Pajer wollte Pilotin werden. Nach einem intensiven Vortraining ging sie nach Florida, legte innerhalb von fünf Wochen die Privatpilotenlizenz ab und kehrte mit 19 Jahren nach Österreich zurück. Wenige Monate später beendete sie ihre Tätigkeit als Flugbegleiterin und begann weitere Ausbildungen in den USA, Norwegen und Österreich. Als alleinerziehende Mutter eines fünfjährigen Kindes war das alles andere als einfach. Doch nach rund 17 Monaten hatte sie die Berufspilotenlizenz in der Tasche.

Vom Air-Berlin-Flottenchef eiskalt abserviert

Widerstände blieben nicht aus. 2006, nach einem erfolgreichen Aufnahmetest bei Air Berlin und einem A320-Typenrating, wurde sie nach einem Landetraining vom Flottenchef ohne Begründung rausgeworfen. «Er war dafür bekannt, dass er mit Frauen im Cockpit nicht klarkam. Meine Performance war nachweisbar gut, trotzdem war ich plötzlich gekündigt», erzählt Pajer.

Auch in großen Cockpits fühlt sich Fanni Pajer zuhause.

Der Rückschlag war heftig, doch sie ließ sich nicht entmutigen. Sie machte die Fluglehrer-Ausbildung, erwarb ein Cessna-Citation-Rating und arbeitete bei Jet Alliance. Dazu kamen Jobs bei Diamond Aircraft, Salzburg Jet Aviation und Vienna Jet. Nach einem Jahr wurde sie Chief Flying Instructor bei der Aviation Academy Austria – ein Job, der jedoch von Mobbing überschattet war. «Ich habe der Geschäftsleitung meine Erlebnisse geschildert, aber mein Anliegen wurde abgetan. Auch die unfaire Bezahlung im Vergleich zu männlichen Kollegen habe ich kritisiert.»

Sieg vor Gericht – und trotzdem Job weg

Eine Klage bei der Gleichbehandlungsanwaltschaft brachte zwar eine kleine Entschädigung, gleichzeitig aber auch die fristlose Kündigung. «Mir ging es damals um die Ehre. Es gibt inkompetente Frauen in der Luftfahrt – genauso wie Männer. Aber das Geschlecht sollte keine Rolle spielen.» Der Prozess machte Schlagzeilen – und erschwerte ihre Chancen im kleinen österreichischen Markt.

2015 nahm Pajer ein Angebot aus Jordanien an und wurde Deputy Chief Flying Instructor bei der Ayla Aviation Academy. «Ich war die erste anerkannte ausländische Fluglehrerin in Jordanien. Es gab viel Sand und viele Flugstunden, aber kulturell war die Zeit schwierig.» Nach einem Jahr zog sie weiter nach England zur CAE Oxford Aviation Academy, später nach Dubai zur Emirates Flight Training Academy. «Ich erinnere mich gut: Mein Sohn war sechs Monate alt, und direkt nach dem Simulator-Checkflug huschte ich ins Hotel, um ihn zu stillen», erzählt sie lachend.

Burn-out nach Japan-Flügen

Nach kurzer Zeit kehrte sie nach Wien zurück – diesmal zu Diamond Aircraft. Von Wiener Neustadt aus flog sie Demonstrations-, Foto- und Testflüge sowie Überführungen. Der «All-in»-Vertrag führte jedoch zu Überlastung. «Ich bekam ein Burn-out, war erschöpft und übermüdet. Mehrfach flog ich nach Japan, kaum Ruhepausen dazwischen. Irgendwann ging nichts mehr.» Es folgte eine längere Auszeit und die Kündigung.

In der jordanischen Wüste auf der Tragfläche einer Diamond.

Doch Pajer gab nicht auf. Mit einem neuen PC-12-Rating flog sie für einen finnischen Betreiber und sammelte weitere Erfahrungen.

Abenteuer als eigene Chefin

Heute arbeitet Pajer selbstständig als Ferry-Pilotin. Mit ihrem Single-Engine-Turbine-Rating fliegt sie Flugzeuge wie Pilatus PC-12, TBM, Cessna Caravan oder Diamond-Maschinen. «Ich werde kontaktiert, mache ein Angebot – und wenn man sich einig wird, überstelle ich das Flugzeug», sagt sie. So flog sie zuletzt etwa eine DA-42 von Addis Abeba nach Delhi.

Der Job ist abwechslungsreich. «Einmal überstellte ich eine Cessna Caravan von Wien nach Nairobi. Dazwischen war ich noch bei einer finnischen Flugschule im Einsatz und repräsentierte diese auf einer Air Show in Kopenhagen.»

Gestrandet in Saudi-Arabien

Die Arbeit hat Vor- und Nachteile: flexible Zeiteinteilung, Tagesflüge, maximal zehn Stunden pro Tag. Aber auch technische Probleme unterwegs und wenig Unterstützung vor Ort. «Ich bin schon in Indien, Bangladesch oder Saudi-Arabien hängen geblieben. Männer sind Pilotinnen nicht immer aufgeschlossen gegenüber.»

Eben noch mit dem Sohn auf dem Spielplatz, dann unterwegs: Pajer will beweisen, dass man auch als alleinerziehende Mutter Pilotin sein kann.

Trotz aller Hürden liebt Pajer ihr kosmopolitisches Leben. «Eben noch mit meinem Sohn auf dem Spielplatz, dann kommt ein Anruf – und ich organisiere einen Überstellungsflug von den USA nach Europa.»

«If she can see, she can be»

Heute ist sie höchstens zehn Tage im Monat unterwegs, kann ihre Arbeit frei einteilen und gleichzeitig Mutter sein. Zudem engagiert sie sich bei den «Ninety-Nines», einer internationalen Organisation von Pilotinnen, die 1929 von Amelia Earhart gegründet wurde. Unter dem Motto «If she can see, she can be» will Pajer junge Frauen ermutigen, in die Luftfahrt einzusteigen.

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