Alcobendas ist eine wohlhabende Stadt nördlich von Madrid, bekannt für ihre gehobenen Wohngegenden, Technologieunternehmen, großen Einkaufszentren, Grünflächen und erstklassigen Bildungseinrichtungen. Am Donnerstag (11. Dezember) war sie aber Ort einer Razzia. Dutzende von Angestellten der spanischen Nationalpolizei durchsuchten die Büros von Plus Ultra an der Avendia Europa 22. Dabei beschlagnahmten sie Computer und Datenträger. Auch zwei Privatresidenzen wurden von der Nationalpolizei gefilzt.
Bei den Razzien wurden Julio Martínez und Roberto Roselli festgenommen. Damit sitzen der Präsident und der Chef von Plus Ultra in Untersuchungshaft - also die alleroberste Führung der spanischen Langstreckenairline, deren Aktionäre aus Venezuela stammen, denen Verbindungen zum Regime von Diktator Nicolás Maduro nachgesagt werden. Im Raum steht der Vorwurf der Geldwäsche.
Affäre um Maskenkäufe in der Pandemie
Diese Kritik ist bis heute nicht abgeklungen. Vor allem, weil Plus Ultra gemäß der Zeitung El Mundo zuletzt von mehreren Hauptbeschuldigten im sogenannten Koldo-Skandal als eines der Unternehmen genannt wurde, das untersucht werden müsse. Im Zentrum der Affäre stehen der frühere Verkehrsminister José Luis Ábalos und sein langjähriger Berater Koldo García Izaguirre. Ausgangspunkt waren Unregelmäßigkeiten bei der Beschaffung von Schutzmasken in der Corona-Krise.
Hat Plus Ultra Gelder aus Staatshilfe missbraucht?
Gemäß dem Portal OFCS Report untersuchen die spanischen Behörden, ob Teile der Staatshilfen von Plus Ultra missbräuchlich verwendet wurden, um Geld aus dem illegalen Handel von Gold der venezolanischen Nationalbank zu waschen. Es geht um Geldtransfers über ein Netzwerk mit Verbindungen nach Venezuela, Frankreich und in die Schweiz.
Plus Ultra hat gemäß OFCS Report Darlehensverträge mit Unternehmen unterzeichnet, die mit dem venezolanischen Geldwäschenetzwerk in Verbindung stehen. Nach Erhalt öffentlicher Beihilfen soll die Fluggesellschaft die Kredite über Konten im Ausland an diese Unternehmen zurückgezahlt hatben. Die Beteiligten streitten alle Vorwürfe ab. Die Vorwürfe gelten bis zu einer rechtskräftigen Entscheidung als nicht bewiesen.
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