Seit dreieinhalb Jahren sitzt Duncan Naysmith auf dem Chefsessel von Air Serbia. Der Schotte, der seine Karriere in der Finanzabteilung begann, wurde von Etihad Airways nach Belgrad entsandt, um die serbische Nationalairline auf Vordermann zu bringen, bei der die Golfairline 2013 als Großaktionärin eingestiegen war. Etihad ist heute zwar noch an Air Serbia beteiligt. Strategische Bedeutung hat die Beteiligung aber inzwischen nicht mehr.
Air China, China Eastern, China Southern
Dennoch führt weiterhin Naysmith die Geschicke. Bald könnte allerdings die letzte Verbindung von ihm zu seinem ehemaligen Arbeitgeber Etihad gekappt werden. Denn wie die serbische Zeitung Danas berichtet, hat die chinesische Regierung der serbischen Regierung signalisiert, Interesse an einem Einstieg bei Air Serbia zu haben.
Eine der großen drei Staatsairlines - Air China, China Eastern, China Southern – könne 49 Prozent der Anteile kaufen, so der Bericht. Zweifelsohne dürfte Etihad bereits sein, die Anteile abzugeben, sofern der Preis stimmt. Und China hat sicherlich ein Interesse, einen Fuß im europäischen Markt zu haben. Und auch der serbische Staat wäre froh, wenn wieder ein potenter Investor bei der Nationalairline dabei ist.
Was sagt Brüssel?
Ob allerdings die Europäische Union einen Einstieg einer chinesischen Staatsairline gefällt, ist eine andere Frage. Am 11. Oktober 2020 ist die neue EU-Verordnung 2019/452 in Kraft getreten. Sie schafft die Voraussetzungen, dass Beteiligungsverkäufe an Nicht-EU-Unternehmen vertieft geprüft und verboten werden können. Aufgezählt ist in ihr auch die Luftfahrt als kritische Infrastruktur.
Serbien ist zwar nicht EU-Mitglied. Dennoch ist das Land auf gute Beziehungen zu Brüssel zwingend angewiesen. Fast zwei Drittel der serbischen Exporte gehen in die Union. Etihad Airways will sich zum Bericht nicht äußern.