Eigentlich sorgen Gewerkschaften dafür, dass die Mitglieder faire Arbeitsbedingungen, angemessene Löhne und Mitspracherecht bei ihren Arbeitgebern haben. Doch bei Allegiant Air ist gerade eine andere Auseinandersetzung im Gange, die einigen Mitarbeitenden Probleme bereitet.
Die Pilotengewerkschaft des Billigfliegers aus den USA verweigert eine entscheidende Bescheinigung, ohne die ausländische Pilotinnen und Piloten keine Aussicht auf eine Green Card haben. Ohne die Aufenthaltserlaubnis sitzen Crews aus Chile, Australien und Singapur in einer juristischen Warteschleife. Und die Airline muss ihre Personalstrategie neu sortieren.
Allegiant Air verteidigt sich
Auslöser ist die Weigerung der Gewerkschaft Teamsters Local 2118, dem Arbeitsministerium zu bestätigen, dass die betreffenden Stellen branchenüblich entlöhnt werden. Die von Allegiant angebotenen rund 50.000 Dollar pro Jahr gelten als deutlich unter Marktniveau. Statt weitere ausländische Fachkräfte dauerhaft zu binden, verlangen die Gewerkschafter bessere Bezahlung und verlässlichere Einsatzpläne, um eine Abwanderung zu anderen Fluggesellschaften zu stoppen.
Allegiant Air verteidigt sich und verweist auf einen extrem angespannten Arbeitsmarkt nach der Pandemie. Die Airline beschäftigt derzeit rund 62 ausländische Pilotinnen und Piloten über spezielle Visa-Programme, ein verhältnismäßig kleiner Teil einer Belegschaft von 1345. Man habe transparent agiert, heißt es von der Airline, und ursprünglich sogar Unterstützung der Gewerkschaft für das Vorgehen erhalten. Dass sie nun die notwendigen Unterlagen für das Green-Card-Verfahren verweigere, verzögere die Anträge und schade den Betroffenen, schreibt der Konzern in einem internen Schreiben, über das die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.
Ausländische Mitarbeitende von Allegiant Air trauen sich nicht, auszureisen
Für die ausländischen Beschäftigten wird die Situation zunehmend heikel. Nach Angaben der Gewerkschaft sollen einige gar nicht mehr ausreisen, weil eine Rückkehr in die USA angesichts der verschärften Einreiseregeln unter Präsident Donald Trump nicht garantiert wäre. Viele der Pilotinnen und Piloten waren in Erwartung einer dauerhaften Perspektive zu Allegiant gewechselt.
Parallel zum Streit ringen Airline und Gewerkschaft in der Mediation um einen neuen Tarifvertrag. Während die Fluggesellschaft von stabiler Personallage spricht, sehen Pilotinnen und Piloten steigende Abgänge. Niedrige Einstiegsgehälter, störanfällige Dienstpläne und ein fast zehn Jahre alter Vertrag treiben laut ihnen viele zum Wechsel.
Große Lohnerhöhungen
Allegiant zeigt sich aber entgegenkommend. Die Airline hat im Rahmen der laufenden Verhandlungen deutliche Lohnerhöhungen in Aussicht gestellt, darunter eine 70-prozentige Steigerung über fünf Jahre sowie einen Bonus, was für Berufsanfänger einem Gehaltsplus von 82 Prozent entspricht.
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