Emirates und die Dubai Health Authority führten testweise COVID-19-Untersuchungen an Passagieren durch

DubaiFliegen nur mit Corona-Test?

Müssen wir uns auf verpflichtende Untersuchungen vor Abflug einstellen? Und wie könnten diese Checks aussehen?

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Die Sensation schien perfekt: „Als erste Airline weltweit: Emirates bietet COVID-19-Schnelltests für Passagiere vor Abflug in Dubai an“ stand vor kurzem in einer Pressemeldung der Golf-Airline zu lesen. Erstmals durchgeführt wurde dieser Test an Fluggästen, die in Richtung Tunesien starten wollten - praktischerweise gleich im Check-In-Bereich des Dubai International Airport. Das Ergebnis des Bluttests - der von Emirates in Zusammenarbeit mit der Dubai Health Authority (DHA) organisiert wurde - war innerhalb von 10 Minuten verfügbar.

Bei diesem Testlauf soll es nicht bleiben: „Wir arbeiten bereits an Plänen, die Testkapazitäten in Zukunft zu erweitern und auf andere Flüge auszudehnen. Damit sind wir in der Lage, Tests bequem vor Ort durchzuführen und Emirates-Passagieren, die in Länder reisen, die COVID-19-Testzertifikate verlangen, eine sofortige Bestätigung zu geben“, erklärte Adel Al Redha, Chief Operating Officer von Emirates.

Das klingt natürlich gut: Kurz vor Abflug noch schnell einen Corona-Test durchführen lassen und dem Flugerlebnis steht nichts mehr im Wege, selbst wenn von der Airline oder am Ankunftsort ein entsprechendes Zertifikat benötigt wird: Letzteres wird ja immer öfter verlangt. Doch ist die Angelegenheit wirklich so simpel, wie sie hier klingt?

Test ist nicht gleich Test

Bei dem Test in Dubai handelt es sich offenbar um einen Antikörper-Schnelltest: Dabei werden nicht Bestandteile des Virus selbst (wie beim schon allgemein bekannten PCR-Test) geprüft, sondern das Vorhandensein von sogenannten Immunglobulinen. Dabei handelt es sich um Eiweißstoffe im menschlichen Blut, die sich an unerwünschte Eindringlinge wie Viren „anhängen“ und diese dann über Abwehrzellen neutralisieren können. Nachdem der Körper erstmals Kontakt mit einem Virus gehabt hat, entstehen meistens nach ein paar Tagen Antikörper der Klasse IgM und einige weitere Tage danach solche der Klasse IgG. Die IgM-Antikörper verschwinden oft nach einer gewissen Zeit wieder - die IgG-Kollegen können aber extrem lange bestehen bleiben und sind dabei ein wichtiger Grundpfeiler für eine Immunität.

Beim SARS-CoV-2 geht man davon aus, dass diese Antikörper des menschlichen Körpers rund eine bis zwei Wochen nach Symptombeginn nachweisbar werden. Und dabei zeigt sich gleich eines der Probleme bei diesem Test: Wer eine frische Infektion aber noch keine Symptome hat (oder überhaupt erst gar keine bekommt), kann ein sogenanntes diagnostisches Fenster aufweisen: Diese Person kann also schon Viren ausscheiden und ansteckend sein - produziert allerdings oft noch keine Antikörper, die bei dem Test am Flughafen erkannt werden könnten.

Umgekehrt kann ein ehemals infizierter Mensch aber schon wieder längst keine Viren mehr übertragen, hat aber trotzdem Immunglobuline gegen den Erreger - der Test wäre in diesem Fall positiv. Selbst die IgM-Antikörper, die ja vor allem zu Beginn einer Infektion produziert werden und dann schnell wieder abfallen, sind manchmal auch relativ lange nachweisbar. Ein weiteres Problem ist, dass es zwar schon viele Anbieter solcher Schnelltests gibt, diese aber nicht immer die gleiche diagnostische Genauigkeit zeigen. Teilweise werden also falsch-positive oder falsch-negative Ergebnisse angezeigt oder es kann zu Kreuzreaktionen mit Antikörpern gegen andere Viren kommen - die dann ebenfalls ein positives Ergebnis anzeigen würden.

Man sieht also: Der Test ist grundsätzlich nicht schlecht - jedoch gibt es noch viele „aber“: Vom diagnostischen Fenster über Positivität bei abgelaufenen Infektionen bis hin zur Testqualität. Was auch noch dazukommt ist die Frage nach der Durchführbarkeit am Flughafen: Zwar benötigt man nur einen Tropfen Blut, der mittels Fingerstich gewonnen und dann auf eine Testkassette (ähnlich wie ein Schwangerschaftstest) getropft und mit einer Pufferlösung versehen wird. Für einen einzelnen Flug wie bei Emirates ist das sicher gut machbar - während des Normalbetriebes am Flughafen stellt man sich ein solches Setting lieber nicht vor. Vor der Sicherheitskontrolle noch zum COVID-19-Test rundet das Reiseerlebnis sicher noch auf eine ganz spezielle Art und Weise ab.

Pflicht-Test vor einer Auslands-Flugreise?

Prinzipiell stellen aber solche Schnelltests die wohl einzige praktikable Möglichkeit dar, am Flughafen (mit Einschränkungen) schnell auf SARS-CoV-2 zu prüfen - andere Methoden sind außerhalb einer gewissen Labor-Infrastruktur kaum machbar. Und schon gar nicht in großem Rahmen wie auf einem internationalen Flughafen mit zehntausenden Passagieren pro Tag. Abgesehen davon, dass beispielsweise die Wartezeit auf ein PCR-Testergebnis in der Regel auch mehrere Stunden dauert.

Diese PCR (Polymerase Chain Reaction) würde allerdings beim Check vor einem Flug durchaus Sinn machen: Damit kann man nämlich Erbinformation des Virus selbst darstellen - und zwar oft gleich zu Beginn der Infektion. Diese Methode hat zwar auch ihre Probleme (die Abnahme mit einem Stäbchen durch die Nase zum Rachen ist nicht ganz angenehm, außerdem kann das Virus manchmal im Nasenrachenraum trotz Infektion gar nicht nachgewiesen werden werden - dafür aber beispielsweise in der Lunge), sie gilt aber eben als der aktuelle Goldstandard für den COVID-19-Nachweis in der Routine.

Was würde nun vor einer Flugreise (medizinisch) Sinn machen? Denkbar ist eine kombinierte Testung mit einem Labor- oder validierten Schnelltest (auf Antikörper) und mittels PCR (auf das die Virus-Erbinformation) weil diese Verknüpfung einfach mehr abdeckt, als die einzelnen Tests für sich gesprochen. Das wiederum ist im Regelbetrieb des Airports wohl nicht umsetzbar. Eine Option wäre daher, am Tag vor Abflug ein Labor aufzusuchen, sich Blut und einen Nasen-Rachen-Abstrich abnehmen zu lassen. Ein paar Stunden später hätte man das Ergebnis.

Internationaler Standard gefragt

Ein solches Vorgehen ist natürlich umständlich und auch nicht ganz billig (hier wird man wohl pro Passagier mit Kosten von 100 bis 200 Euro rechnen müssen), aber vielleicht ein gangbarer Weg, um wieder einen gewissen internationalen Flugbetrieb und die Einreise in andere Länder ohne übliche 14-tägige Zwangsquarantäne zu ermöglichen. Sinnvoll wäre dabei wohl auch, einen internationalen Standard bzw. eine Norm zu etablieren und mit beispielsweise IATA, ICAO und WHO zu akkordieren.

Vielleicht wird die „schöne, neue Reisewelt“ tatsächlich so oder ähnlich aussehen: Einen Tag vor dem Flug holt man sich sein COVID-Certificate ab und weist dieses dann am Gate nebst Bordkarte vor. So abwegig wie die Idee klingt, ist sie gar nicht - denn ohne vorherige Testung werden wohl die Grenzen vieler Länder noch länger für Reisende geschlossen bleiben. Im Übrigen hätte es wohl vor ein paar Monaten noch jeder absurd gefunden, wenn man ihm erzählt hätte, dass man nur noch mit Mund-Nasen-Maske einkaufen darf. Auch daran haben wir uns aber schon recht schnell gewöhnt. Und wenn die Reisefreiheit vielleicht doch noch irgendwie wieder greifbarer wird, dann wird man solche Tests wohl auch in Kauf nehmen.

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