Airbus A320 Neo von Lufthansa: Die P&W-Triebwerke bereiten Probleme.
Was dem Konzern Sorgen bereitet

Das sind die fünf größten Risiken für Lufthansa

Der deutsche Luftfahrtkonzern hat 17 Top-Risiken ausgemacht. Fünf davon haben zugleich eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit und potenziell gravierende Folgen.

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Der Geschäftsbericht 2023 der Lufthansa-Gruppe hat 329 Seiten und 202 Tabellen. Viele dieser Tabellen tragen Namen wie «Inanspruchnahme von Befreiungsvorschriften» oder «Veränderungen Konsolidierungskreis». Tabelle T050 dagegen klingt nicht nur spannender, sie ist es auch. Unter dem Titel «Top-Risiken Lufthansa Group» zeigt sie die Dinge, die das Potenzial haben, dem Konzern die meisten Kopfschmerzen zu bereiten.

Insgesamt führt Lufthansa 17 Top-Risiken auf. Unter Ihnen gibt es nochmal fünf, die besonders heikel sind. Sie sind vom Bedeutungsgrad her in der höchsten Kategorie «kritisch» eingeordnet und bei der Eintrittswahrscheinlichkeit in der höchsten Kategorie «sehr hoch». «Kritisch» bedeutet einen Verlust von 600 Millionen Euro oder mehr bei Risiken, deren drohender Schaden sich finanziell beziffern lässt. «Sehr hoch» steht für eine Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent oder mehr. Somit sind dies die fünf größten Risiken:

Treibstoffpreisänderungen

2023 gab die Lufthansa-Gruppe 7,9 Milliarden Euro für Treibstoff aus. «Starke Veränderungen der Treibstoffpreise können das Ergebnis erheblich beeinflussen», hält der Konzern daher fest. «Eine Veränderung des Treibstoffpreises zum Jahresendkurs um +10 Prozent (–10 Prozent) im Jahr 2024 würde den Treibstoffaufwand der Lufthansa Group voraussichtlich um 547 Millionen Euro (–545 Millionen Euro) nach Sicherung erhöhen (senken).» Die Rahmendaten: Der Rohölpreis lag 2023 im Durchschnitt 17 Prozent niedriger als im Vorjahr. Die Preisdifferenz zwischen Rohöl und Kerosin, der sogenannte Jet Fuel Crack, ist auf historisch hohem Niveau. Zudem wird Treibstoff in US-Dollar abgerechnet, wodurch Schwankungen des Euro/Dollar-Wechselkurses ins Gewicht fallen.

Erlösrisiken

Wie wird sich der Markt entwickeln, und mit ihm die Einnahmen? Lufthansa Group ist sich sehr unsicher. «Während das Risiko eines wieder stärkeren Corona-Infektionsgeschehens gesunken ist, beeinflussen insbesondere die stark gestiegene Inflation, das vorhergesagte geringere Wirtschaftswachstum und die anhaltenden geopolitischen Krisen die zukünftige Nachfrage- und Buchungsentwicklung», hält der Konzern fest. «Diese Entwicklungen erschweren die Prognostizierbarkeit der Erlösentwicklung.» Andere Unsicherheitsfaktoren sind unter anderem Preisschwankungen, Überkapazitäten, konjunkturellen Schwankungen sowie mögliches verändertes Kundenverhalten aus Klimaschutzgründen.

Risiko der Nichterreichung der Kostensenkungsziele

Die Lufthansa-Gruppe sieht das Risiko, dass die erwarteten Verbesserungen nicht in vollem Umfang oder erst später als ursprünglich angenommen erreicht werden. «Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass im Laufe des Jahres nicht genügend zusätzliche Potenziale identifiziert werden können, sodass die vereinbarten Kostenziele nicht in vollem Umfang erreicht werden können», heißt es im Geschäftsbericht. Durch die stark gestiegene Inflationsrate und die daraus resultierenden höheren Personal- und Sachkosten bestehe zudem die Gefahr von gegenläufigen Effekten mit stärkerem Einfluss als bisher erwartet.

Risiko durch Materialprobleme in Pratt & Whitney-Triebwerken der Airbus-A320-Neo-Flotte

Unter den Top-Risiken gibt es nur eines, das ganz neu ist: die Auswirkungen der Materialprobleme bei Pratt & Whitney-PW1100G-Triebwerken der Airbus-A320-Neo- und A220-Flotte. «Diese Problematik birgt das Risiko von Betriebsunterbrechungen, einer Verknappung von Ersatzteilen und steigender Wartungskosten bei Fluggesellschaften der Lufthansa Group, die diese Triebwerke nutzen», bilanziert das Unternehmen.

Triebwerk von Pratt & Whitney. Bild: Lufthansa

Risiken im Geschäftsfeld Lufthansa Technik

Die Lufthansa-Gruppe hat beschlossen, 100 Prozent an ihrer Technik-Tochter zu behalten - und damit auch die Risiken alleine zu tragen. Zwar steigt die globale Nachfrage nach Wartungs- und Reparaturleistungen aktuell deutlich an. «Aufgrund politischer Krisen, Kriege und eine hohe Inflation ist diese Marktentwicklung jedoch nicht nur schwer prognostizierbar, sondern auch hoch volatil und fragil», so der Konzern. Ein weiteres Risiko entsteht durch Wartungsverträge mit Kunden mit PW1100G-Triebwerken. «Daraus könnte sich für Lufthansa Technik das Risiko ergeben, dass die mit den Kunden vertraglich festgelegten Wartungsleistungen nicht vollumfänglich erbracht werden können und dies durch den Hersteller nur unzureichend kompensiert wird», heißt es im Geschäftsbericht.

Die übrigen zwölf Top-Risiken der Lufthansa-Gruppe lauten:

  • Cyber- und IT-Risiken (kritisch/hoch)
  • Krisen, Krieg, politische Unruhen, Terroranschlag oder Naturkatastrophen (kritisch/hoch)
  • Verstöße gegen Compliance Anforderungen und Datenschutzvorschriften (kritisch/mittel)
  • Risiken aus Unregelmäßigkeiten im Flugbetrieb (inkl. Reputation) (wesentlich/sehr hoch)
  • Wechselkursänderungen (wesentlich/sehr hoch)
  • Pandemische Erkrankungen (kritisch/mittel)
  • Flugbetriebsrisiken (mit Risiken der Informationssicherheit) (kritisch/gering)
  • Regulative Risiken, die aus dem Klimawandel resultieren (wesentlich/sehr hoch)
  • Personalrisiken (wesentlich/sehr hoch)
  • Lieferantenrisiko (wesentlich/hoch)
  • Strategische Flottendimensionierung (wesentlich/hoch)
  • Verschärfung der Lärmgesetzgebung (wesentlich/hoch)

Ganz neu ist nur das Pratt & Whitney-Risiko. Das Risiko pandemischer Erkrankungen ist kleiner als im Vorjahr, dagegen sind die Risiken im Geschäftsfeld Lufthansa Technik gestiegen. Die anderen sind unverändert. Im Gegensatz zu 2022 gelten nicht mehr als Top-Risken: «Kursverluste aus Kapitalanlagen beim Pensionsvermögen», «Kontrahentenrisiko» und «Digitale Transformation – Markteintritt neuer Wettbewerber (Lufthansa Technik)», da deren Bedeutungsgrad nicht mehr als kritisch oder wesentlich bewertet wird.

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