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Fassrolle

Können Flugzeuge auf dem Kopf fliegen?

Vor 50 Jahren absolvierte Boeings damaliger Chefpilot mit einer B707 ein ungewöhnliches Manöver. Könnten heutige Passagierflugzeuge auch noch solche Fassrollen fliegen?

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Konzernchef Bill Allen wusste nichts. Und hätte er es gewusst, hätte er wohl Nein gesagt. Doch Boeings legendärer Chefpilot Alvin «Tex» Johnston fragte gar nicht erst, sondern tat es. Sein Arbeitgeber war 1952 mit der Entwicklung der Boeing 367-80 ein hohes Risiko eingegangen. Es war das erste Strahlflugzeug der Amerikaner. Und die Konkurrenz aus Großbritannien hatten mit ihrer De Havilland Comet eher schlechte Erfahrungen gemacht. Zahlreiche Unfälle sorgten für einen schlechten Ruf der Düsenflugzeuge im Passagierverkehr.

Das wollte Johnston ändern. Immerhin hatte Boeing 144 Millionen Dollar in das Projekt 367-80 investiert - das war so viel wie die gesamten Gewinne seit 1945. Der Chefpilot war sich bewusst, dass er etwas Spektakuläres tun musste, um die Öffentlichkeit vom Flugzeug zu überzeugen. Während eines Schaufluges im August 1955 machte er mit dem Flugzeug, aus dem später die Boeing 707 wurde,  mehrere Fassrollen, im Jargon Barrel Rolls genannt. Dabei dreht es sich um die eigene Achse.

Das Manöver gelang und gilt bis heute als Meisterleistung

Das Manöver gelang. Konzernchef Allen hatte zwar das Gefühl, sein Chefpilot sei durchgeknallt und bekam Herzflattern, aber der Erfolg gab Johnston recht. Die Boeing 707 revolutionierte die Luftfahrt. Bis heute gilt das Manöver von 1955 als fliegerische Meisterleistung auch wenn einige behaupten, Fassrollen habe man bei Testflügen des Öfteren gemacht.

Auch eine Concorde machte einmal eine volle Fassrolle. 1977 flogen Aérospatiale-Chef-Testpilot Jean Franchi und British-Airways-Chefpilot Brian Walpole für Lärmtests nach New York. Unterwegs fragte der Franzosen seinen britischen Kollegen,  ob er ein solches Manöver machen solle. Und er tat es. Franchi machte die Fassrolle in die eine Richtung, Walpole danach in die andere. «Kein Warnlicht ging an, nichts ging kaputt» schwärmte er danach.

Linienpiloten sind nicht ausgebildet, Fassrollen zu fliegen

Wäre eine solche Fassrolle auch mit heutigen Passagierflugzeugen noch möglich? Die Antwort lautet so, wie die Antworten des sprichwörtlichen Radio Eriwan. «Im Prinzip Ja, aber...». Es wäre sicherlich möglich, erklärt Christoph Regli, Leiter des Studiengangs Aviatik an der ZHAW School of Engineering im schweizerischen Winterthur und ehemaliger Linienpilot. «Aber die Vorschriften lassen es nicht zu.»

Faktisch belastet eine Fassrolle ein modernes Flugzeug nicht zu stark. Die Kräfte, die auf die Maschine wirken, betragen je nach Quelle 0,2 bis 1,5 G. «Es ist nicht davon auszugehen, dass da strukturelle Überbelastungen auftreten würden» so Regli. Es gebe aber unzählige andere Systeme, welche nach dem Manöver nicht mehr richtig funktionieren könnten, so der Experte. Dazu gehörten die Navigation, Schmiersysteme oder allgemein Systeme mit Flüssigkeiten oder auch die Treibstoffzufuhr.

Mit einer Dornier Do328 «perfekt» gelungen

Darum verhindern moderne Flieger auch, dass sie über 60 Grad zur Seite gerollt werden können. Airbus hat etwa eine so genannte Bank Angle Protection eingebaut, welche keine höheren Rollwinkel zulässt. Allerdings lässt sich diese abschalten, wenn man das Risiko eingehen will. Dafür müsste man gemäß Regli aber sehr hohe Flugfähigkeiten haben. «Ein Linienpilot ist nicht ausgebildet, ein solches Manöver zu fliegen.»

Mit einer kleineren Maschine wurde eine Fassrolle in den letzten Jahren zumindest in der Praxis umgesetzt: Die Piloten einer Dornier Do328  der ehemaligen Air Engiadina flogen das Manöver im Mai 1996 über dem Thunersee. Die Untersuchungsbehörde stellte fest, dass das illegal gewesen sei für diesen Flugzeugtypen. Das Manöver sei aber «perfekt ausgeführt; worden. Die beiden Piloten wurden verwarnt und mussten die teure Untersuchung des Flugzeuges danach bezahlen.

Und noch einer hat das Manöver gemeistert. Denzel Washington im Hollywood-Streifen «Flight» von 2012. Sehen Sie selbst:

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