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Woher die A380-Risse stammen

Die komplette Superjumbo-Flotte muss inspiziert werden. Jetzt glaubt man den Ursprung des Problems zu kennen.

Die Flügel sind der Bauteil, der dem Luftfahrtkonzern bisher den meisten Ärger gemacht hat. In den Tragflächen des Riesenfliegers von Airbus wurden feine Risse entdeckt – zwei verschiedene Typen. Beide befinden sich an den Rippenfüßen. Das sind kleine, L-förmige Teilchen, von denen rund 2000 in jedem Flügel stecken. Sie sorgen für die Stabilisierung der Flügelform. Typ 1 bezeichnet Risse an Bohrungen der Rippenfüße. Typ 2 sind horizontale Risse über dem senkrecht zur Tragflächenaußenhaut stehenden Teil des Rippenfußes. Die europäische Aufsichtsbehörde Easa hat nun angeordnet, dass Airbus die komplette Flotte von 69 bereits ausgelieferten Superjumbos auf die Mängel überprüfen muss. Reparatur und Garantieverpflichtungen dürften Airbus 100 Millionen Euro kosten.

Die Bauteile für das Flaggschiff des Flugzeugbauers kommen aus ganz Europa. Die Tragflächen sind der einzige Bestandteil des Airbus A380, der in Großbritannien hergestellt wird. Und das sorgt nun auf der Insel für Konsternation. Denn die kleinen Aluminiumteile, die die Risse am Riesenflieger verursachen, stammen aus einer Niederlassung in Filton bei Bristol in Westengland, wie die britische Zeitung The Times berichtet. Wie Quellen aus dem Unternehmen erklären, liegt das Problem an der Aluminiumlegierung, die genutzt wurde – allerdings in Kombination mit der Art und Weise, wie man die Teile schließlich zusammenfügte. Im Endeffekt sei es sowohl ein Designproblem als auch eines der Ingenieursarbeit, schreibt die Zeitung Daily Mail. Und sie kommentiert: «Ein harter Schlag für die britische Industrie».

Zuerst an Qantas entdeckt

Die Haarrisse an den Tragflächen wurden zuerst an einem A380 der australischen Qantas entdeckt. Da dasselbe Fligzeug zuvor in einen schweren Zwischenfall verwickelt war, ging man zunächst davon aus, dass ein Zusammenhang damit bestehe. Doch nach und nach tauchten die feinen Risse auch auch an weiteren Superjumbos auf. Nach Qantas entdeckte Singapore Airlines das Problem. Kinderkrankheiten wie diese sind zwar bei neuen Fliegern wie dem A380 keine ungewöhnliche Sache – immerhin stellt die Easa jedes Jahr hunderte Lufttüchtigkeitsanweisungen aus, wie die, in der sie Airbus mit der Inspektion beauftragt.

Einzig mit dem Krisenmanagement von Airbus sind gewisse Kreise dennoch nicht zufrieden. «Boeing hat solche Probleme weit besser im Griff» so etwa Mark Lapidus, Geschäftsführer von Doric Asset Management, der Leasingfirma mit den meisten Superjumbos. Der europäische Flugzeugbauer verhalte sich viel zu zurückhaltend und sollte von sich aus mehr Informationen preisgeben.