Norbert Haslacher, CEO von Frequentis

Luftfahrtzulieferer Frequentis«Wir laufen auf Volllast»

Norbert Haslacher - CEO des österreichischen Kommunikationsspezialisten - im Interview.

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Das österreichische Unternehmen Frequentis ist mit einem Marktanteil von rund 30 Prozent Weltmarktführer bei Sprachkommunikationssystemen für die Flugsicherung. Frequentis bietet aber auch Software- und Hardwarelösungen für Leitzentralen von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdiensten, Schifffahrt und Bahn an. Die Kunden reichen von den ÖBB und der Flugsicherung Austro Control in Österreich bis hin zur NASA. Das Unternehmen hat rund 1800 Mitarbeiter und die Zentrale in Wien. Michael Csoklich hat mit dem CEO von Frequentis, Norbert Haslacher, das folgende Interview geführt.

Herr Haslacher, 2020 wird für viele Unternehmen durch Corona zum Schreckensjahr. Warum nicht für Frequentis?

Frequentis beliefert ausschließlich Behörden mit sicherheitskritischen Aufgabenstellungen. Und Behörden machen nach öffentlichen Vergabeverfahren langfristige Verträge. Vieles davon wurde ja vor zwei, drei Jahren begonnen, ist mit Budget ausgestattet und wird wegen Corona nicht einfach gestoppt. Deshalb trifft uns Corona weniger als viele andere.

Im April haben Sie einmal davon gesprochen, Kurzarbeit nicht ausschließen zu können, ist das Thema jetzt vom Tisch?

Wir laufen weiter auf Volllast, wir haben keine Kurzarbeit angemeldet und es sieht nicht so aus, als müssten wir eine anmelden. Wir hatten im ersten Halbjahr ein Plus von 30 Plus bei den Auftragseingängen. Das zeigt unsere gute Position im Markt und die können wir auch weiter ausbauen mit dem klaren Fokus auf die Einsatzleitzentrale.

Sie sagen, die Wachstumstreiber der kommenden Jahre werden drei Bereiche sein: die Mobilität der Menschen und von Gütern, das Sicherheitsbedürfnis der Menschen und das Thema Technologie. Warum gerade diese drei Themen?

Wir haben im Rahmen des Börsengangs 2019 die Megatrends und mögliche Auswirkungen auf unser Geschäftsmodell analysiert. Da sind diese drei Bereiche herausgekommen. Trends, die auch nach der Coronakrise Bestand haben werden.

Hat Corona das Mobilitätsbedürfnis nicht drastisch verändert?

Ich glaube, das wird regional sehr unterschiedlich sein. In den USA und Europa werden Reisen weniger werden, besonders Geschäftsreisen. Wir bei Frequentis hatten 12.000 Flugreisen pro Jahr. Ich denke, da reichen auch weniger. In Asien, in Indonesien, in Indien, wird mehr gereist werden. Da werden in den nächsten zehn Jahren hundert Flughäfen gebaut, um dem Mobilitätsdrang der Bevölkerung gerecht zu werden.

Braucht es im Geschäftsbereich nicht das «Menscheln»? Das lässt sich virtuell doch weniger leicht herstellen als persönlich?

Das ist korrekt. Gerade im sicherheitskritischen Bereich ist Vertrauen zwischen Lieferanten und Kunden ein wesentliches Kaufkriterium, das wird man über virtuelle Wege allein nicht herstellen und nachhaltig etablieren können. Das wird aber auch mit weniger Reisen möglich sein.

Zweites Thema Sicherheit. Welche Möglichkeiten wird da die 5G Technologie eröffnen?

Mit 5G stehen Bandbreiten zur Verfügung, die Einsatzleitern in den Zentralen viel mehr Informationen über die Lage vor Ort liefern können. Das können Videos von Drohnen sein, oder Bilder der Bodycams von Polizisten. Damit können die Einsatzleiter die Einsatzmittel optimieren. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie oft falsche Einsatzmittel zu Einsätzen geschickt werden, weil eben diese Information nicht vorhanden ist. Insgesamt wird das die Sicherheit der Menschen deutlich verbessern.

Drittens Technologie am Beispiel Remote Tower. Wie können Sie die Menschen überzeugen, dass der ferngesteuerte Tower genauso sicher ist wie der normal besetzte Tower?

Wir haben diese Technologie sieben Jahre lang entwickelt, gemeinsam mit der deutschen Flugsicherung. Das hat viele Vorschriften hervorgebracht, die so ein Remote Tower erfüllen muss, um die Sicherheit von Starts und Landungen zu ermöglichen. Aus meiner Sicht ist der Remote Tower sicherer als ein herkömmlicher Tower. Ein Beispiel: Mit Nachtsichtgeräten können Sie auf dem Vorfeld sehen, ob dort vielleicht ein Fahrzeug steht, das Sie mit dem freien Auge gar nicht sehen würden. Oder im militärischen Bereich, da kann der Lotse im sicheren Bunker statt am Vorfeld sitzen. Und natürlich gibt es alle Systeme in redundanter Ausführung. Das alles erhöht die Sicherheit, und reduziert sie nicht.

Ihre Kunden sind fast ausschließlich Behörden. Sehen Sie die Gefahr, dass es wegen der Milliardenausgaben in Bezug auf Corona zu Auftragsrückgängen kommt, wenn die Regierungen wieder mehr auf die Finanzen schauen?

Das ist mit Sicherheit ein Risiko. Wir beobachten aber die Budgets der Kunden drei bis fünf Jahre in die Zukunft, und da sehen wir momentan keinen Rückgang bei Budgets oder Auftragsvergaben. Gerade die Flugsicherungen hat es hart getroffen. Viele sagen mir aber, dass sie gerade jetzt Projekte zu Ende bringen wollen.

Sie machen sich also keine Sorgen um die Aufträge von Frequentis. Trotzdem haben Sie vor einigen Monaten gesagt, wir brauchen keine neuen Kunden, wir brauchen neue Produkte. Warum?

Im Bereich Air Traffic Management sind wir bereits in über 140 Ländern der Welt tätig und haben bei den Einsatzleitzentralen einen 13-Milliarden-Euro-Markt, der jährlich ausgeschrieben wird. Mit unserem aktuellen Produktportfolio können wir zwei dieser 13 Milliarden abdecken. Das zeigt, wir brauchen keine neuen Märkte, sondern neue Produkte. Die kann ich mit eigener Forschung entwickeln, wie den Remote Tower, oder ich kann durch Zukäufe mein Produktportfolio erweitern. Wir haben das beispielsweise mit unserer Beteiligung an der deutschen ATRiCS gemacht, einem Software-Hersteller, der Lösungen für das Rollverkehrsmanagement auf Flughäfen anbietet.

Frequentis hat 31 Millionen Euro bei der Commerzialbank in Mattersburg angelegt. Warum legt man so viel Geld bei einer zweifelhaften Bank an?

Zweifelhaft ist eine Ex-Post-Betrachtung. Das Geschäftsmodell der Bank war ausgerichtet auf Grund und Boden. Das hat in Kombination mit den testierten Jahresabschlüssen die Vertrauensbasis geschaffen, um über Jahrzehnte bis zu 31 Millionen Euro anzulegen. Jetzt sind die Gerichte am Zug.

Fürchten Sie um das Geld?

Wir haben es im ersten Halbjahr bereits abgeschrieben, das tut natürlich wahnsinnig weh. Es hat aber keinerlei Auswirkungen auf unser Geschäft.

Welche Konsequenzen haben Sie gezogen? Und sei es nur, dass Sie beschließen, nicht mehr Geld anzulegen, nur weil es ein wenig mehr Zinsen bringt?

Die Zinsen waren, wie schon gesagt, nicht der Grund, das Geld dort anzulegen. Sondern das Geschäftsmodell der Bank. Wir haben alle Prozesse überprüft, und auch von externen Experten überprüfen lassen. Die Konsequenz ist, dass wir die Geldveranlagung stärker diversifizieren werden.

Wegen Mattersburg gab es einen kleinen Verlust zum Halbjahr, und wahrscheinlich wird es den auch im gesamten Geschäftsjahr 2020 geben. Wie würden Sie in einem Satz die Zukunft von Frequentis beschreiben?

Global, technologisch herausfordernd, spannend, in Kooperation mit unseren tollen Kunden weltweit.

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