Swissport-Mitarbeiter mit Gepäck: Corona bringt neue Herausforderungen.
Swissport erklärt

Warum Flieger beim Neustart aufs Heck kippen könnten

Gesundheitsfragen beim Check-in, längeres Boarding und die Gefahr, dass Flieger kippen: Der Bodenabfertiger Swissport bereitet sich auf neue Herausforderungen vor.

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Swissports Geschäft mit der Bodenabfertigung an Flughäfen weltweit ist im April und Mai um 90 Prozent eingebrochen. Von eigentlich 64.000 Mitarbeitern sind zurzeit weniger als 10.000 im Dienst. Das Unternehmen hofft, dass es langsam wieder aufwärtsgeht, wenn in Europa ab dem 15. Juni Reisebeschränkungen wegfallen. Jedoch wird sich einiges ändern.

«Vieles wird komplexer und weniger effizient», erklärte Swissport-Vorstandmitglied Luzius Wirth am Mittwoch (27. Mai) bei einer Telefonkonferenz. So werde aufgrund von Hygienevorschriften wohl nur jeder zweite Check-in-Schalter öffnen. Mindestens alle 15 Minuten sei Desinfektion nötig. Zudem müssten die Reisenden Gesundheitsfragen beantworten. «Vor Corona hat der Check-in eines Passagiers im Durchschnitt 30 bis 35 Sekunden gedauert», so Wirth. «Nun werden es wohl zwei bis zweieinhalb Minuten sein.»

Alles dauert deutlich länger

Fraglich sei noch, ob die Reisenden ihr Handgepäck mit in den Flieger nehmen dürfen oder es ebenfalls einchecken müssen. Auf jeden Fall werde auch das Boarding länger dauern, denn in Gates, Fluggastbrücken und Bussen müsste der Mindestabstand gewahrt bleiben, sagte Swissport-Manager Mark Skinner. «Zurzeit können wir in einem Bus bis zu 100 Passagiere zum Flieger bringen. Künftig werden es vielleicht nur 20 oder 30 pro Fahrt sein.»

Diese Verzögerungen werden gerade für Billigairlines große Änderungen bedeuten, prognostiziert Skinner: «Turnaround-Zeiten von 25 Minuten, die Low Cost Carrier erreicht haben, werden wir lange nicht mehr sehen, vielleicht sind sie sogar Geschichte.»

Flieger könnten aufs Heck kippen

In Zürich gebe es zudem eine Herausforderung, die künftig womöglich auch an anderen Flughäfen auftreten könnte: Wenn die Passagiere zur Gepäckausgabe kommen, müssen Koffer, Rucksäcke und Co. schon da sein. Das hat zur Folge, dass das Gepäck aus dem Flieger ausgeladen werden muss, bevor die Reisenden aussteigen.

Dadurch ändert sich im Vergleich zum üblichen Vorgehen das Gleichgewicht des Flugzeuges. Und wenn vorne kein Gepäck im Flieger ist, fehlt damit das Gegengewicht für das durch die Economy Class schwere Heck. «Es gibt das Risiko, dass ein Flugzeug aufs Heck kippt», erklärt der Manager.

Viel ungenutzte Wartezeit

Ein ähnliches Problem mit dem Schwerpunkt hat Lufthansa bereits mit ihren Airbus A320 Neo. Die Fluglinie muss am Boden darauf achten, dass das Gepäck aus dem vorderen Laderaum erst ausgeladen wird, wenn die Passagiere das Flugzeug verlassen haben. Sonst läuft es Gefahr, nach hinten zu kippen. Das ist auch der Grund, warum die Neos bisher keine Satellitenantennen haben, die das Problem mit ihrem Gewicht noch verschärfen würden.

Swissport befürchtet auch, dass den eigenen Mitarbeitern viel ungenutzte Wartezeit droht, weil die Fluglinien die Nachfrage schwer abschätzen können. Es sei davon auszugehen, dass Flüge zuerst geplant, dann aber relativ kurzfristig wieder gestrichen werden, so Vorstandsmitglied Wirth. Zugleich seien aber neue Trainings für die Angestellten nötig, und das nach verschiedenen Hygiene- und Sicherheitsregeln in unterschiedlichen Ländern.

Preise steigen vorübergehend

Um bei größerer Komplexität aber weniger Flügen die Kosten zu decken, hebt Swissport die Preise je nach Flughafen vorübergehend um bis zu 50 Prozent an. Man habe mit den wichtigsten Kunden gesprochen und sei auf Verständnis gestoßen, sagte Wirth. Abgesehen von Maßnahmen wie Kurzarbeit will das Unternehmen ohne Geld vom Staat durch die Krise kommen. Man sei aber in Gesprächen mit privaten Kreditgebern und Investoren.

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